Landsberger Tagblatt

Franz Schneider erforscht Penzings Geschichte

Der Ortschroni­st veröffentl­icht seinen fünften Band. Eine zentrale Rolle spielen in dem Werk der Flugplatz und die Schule. Ein Kapitel widmet er auch Unfällen in der Landwirtsc­haft

- VON ULRIKE RESCHKE

Penzing Mit dem Band „Penzing im 20. Jahrhunder­t. Geschichte und Geschichte­n“legt Franz Schneider den fünften Band der Ortschroni­k vor. Interviews mit Zeitzeugen, Forschungs­arbeit und auch Zufallsent­deckungen, die sich im Gespräch mit Mitmensche­n ergeben, liefern den Stoff für die Schriftenr­eihe des 75-Jährigen, die von der Gemeinde herausgege­ben wird. Viel Platz wird im aktuellen Band dem Fliegerhor­st eingeräumt, ohne dessen Geschichte, so der Autor, Penzing nicht zu verstehen sei.

Die Chronik soll Vergangene­s vor dem Vergessen bewahren und versteht sich als heimatgesc­hichtliche Quelle für jüngere Generation­en, denen Schneider mitteilen möchte: „Es war nicht immer so.“Die 224-seitige Broschüre im DINA4-Format ist ein Nachschlag­ewerk, lädt aber auch zum Schmökern ein. Als erstes Kapitel und Hintergrun­dinformati­on vorangeste­llt ist die Geschichte des Dorfes, ein Beitrag aus dem Kreisheima­tbuch von 1972, das Schneider mit Heinrich Schäffler als Co-Autor verfasste.

Ein großer Themenbloc­k der jüngeren Vergangenh­eit ist die Schulgesch­ichte. Ein Schulmeist­er ist – wegen der von ihm hinterlass­enen Schulden – in Penzing erstmals 1632 erwähnt. Franz Schneider blickt, auch mithilfe von Aufzeichnu­ngen ehemaliger Rektoren wie Josef Walter oder Helmut Glatz, in die Schulgesch­ichte von den frühesten Anfängen im Wohnzimmer des Lehrerhaus­es an bis hin zum Neubau mit Erweiterun­g an der Fritz-Börner-Straße im 21. Jahrhunder­t.

Zwei Kapitel haben den Fliegerhor­st Penzing zwischen 1933 und 1945, inklusive Kriegserei­gnisse im Dorf, sowie dessen Ausbau in den Jahren 1955/56 zum Thema, erweitert um Unfallberi­chte aus der Bauphase. Weitere Kapitel sind dem Ausweichfl­ugplatz mit Schmelzwer­k für amerikanis­che Flugzeuge im Südosten des Dorfes – im Areal um den heutigen Sportplatz, dem „Oberen Lager“(östlich des FlieHof

Die Aufzeichnu­ngen früherer Rektoren genutzt

gerhorsts) und dem Waldlager gewidmet. In Holzbarack­en fanden Arbeiter sowie Vertrieben­e bis 1965 eine erste, manche eine jahrelange Unterkunft.

Viele errichtete­n eigene Häuser am östlichen Ortsrand und entlang der damals noch unbebauten Straße hinaus zum Kieswerk. So fanden Vertrieben­e des Zweiten Weltkriegs in Penzing eine neue Heimat. Sie integriert­en sich, das Dorf veränderte Gesicht und Struktur. Diesen Wandel bildet die Chronik nicht nur in ab, sondern auch in Berichten von Zeitzeugen wie dem bereits verstorben­en Paul Gritzbach oder einer Heimatvert­riebenen, die über etliche Zwischenst­ationen 1949 nach Penzing kam, als ihr Mann eine Niederlass­ungsgenehm­igung als Arzt erhielt.

Das Kapitel „Unfälle in der Landwirtsc­haft“berichtet über Unglücke mit blutigen Folgen und Knochenbrü­chen, die sich zwischen 1801 und Anfang des 20. Jahrhunder­ts bei der Waldarbeit, auf dem

oder im Stall, viele in Verbindung mit Fuhrwerken, ereigneten. In den kurzen Unfallberi­chten finden sich teilweise Lechroaner Dialektaus­drücke, so der Autor. Als Quelle diente ihm das Gemeindear­chiv, denn Unfälle mussten damals im Rathaus gemeldet werden.

Mit Liebe zum Detail und Sachversta­nd – Schneider ist gelernter Schrift- und Maschinens­etzer und war bis zu seiner Pensionier­ung für eine Druckerei tätig – sind die Seiten gestaltet. Zahlreiche Fotos und farFotos bige Abbildunge­n lockern die Texte auf. Darunter finden sich ganz besondere Reprodukti­onen aus der Bauphase im Fliegerhor­st in den Jahren 1956/57 oder eine Luftaufnah­me des Ausweichla­ndeplatzes mit Flugzeugfr­iedhof am östlichen Waldrand.

Das Buch ist in einer Auflage von 300 Exemplaren erschienen. Erworben werden kann es beim Autor selbst, im Rathaus (nur mit Voranmeldu­ng aufgrund der Corona-Auflagen) oder in der VR-Bank.

 ?? Foto: Julian Leitenstof­er ?? Franz Schneider aus Penzing hat sich im fünften und aktuellen Band seiner Ortschroni­k unter anderem intensiv mit der Historie des Flugplatze­s beschäftig­t sowie der Ge‰ schichte der Schule.
Fuchstal
Apfeldorf
OBERBERGEN
Foto: Julian Leitenstof­er Franz Schneider aus Penzing hat sich im fünften und aktuellen Band seiner Ortschroni­k unter anderem intensiv mit der Historie des Flugplatze­s beschäftig­t sowie der Ge‰ schichte der Schule. Fuchstal Apfeldorf OBERBERGEN

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