Alt und modern nebeneinander?
Bauvoranfrage löst in Reichling Debatte übers Ortsbild aus
Reichling Alt und modern im Ortskern nebeneinander – verträgt sich das? Bei einer Bauvoranfrage für ein Neubauprojekt in der Sankt-Leonhard-Straße in Reichling hatten einige Gemeinderäte Bauchschmerzen.
Ein ehemaliges landwirtschaftliches Anwesen, das mittlerweile brachliegt, sollte abgerissen und dafür zwei Doppelhäuser aufgebaut werden. So sah es jedenfalls die Bauvoranfrage eines Kaufinteressenten vor, der das nicht mehr genutzte Anwesen vom jetzigen Besitzer erwerben möchte. Doch der Interessent wird jetzt nach dem Wunsch des Gemeinderates erst einmal gebeten, sein Bauvorhaben besser an die Umgebung anzupassen. „Er sollte von der Optik her schon noch schrauben“, fasste Bürgermeister Johannes Leis die vorangehende Diskussion im Gemeinderat kurz zusammen.
Die Baukörper sollten laut Anfrage zehn auf 14 Meter groß werden. Einigen Räten gefiel jedoch die Optik nicht – das Vorhaben erschien ihnen zu modern, gerade im Hinblick auf die ältere Umgebungsbebauung, die eher landwirtschaftlich beziehungsweise typisch dörflich geprägt ist. Thomas Schelle lehnte das Ansinnen in dieser Form komplett ab: Er befand die Häuser als hässlich und machte sich Sorgen darüber, wie wohl das Ortsbild in zehn oder zwanzig Jahren aussehen werde, „wenn jetzt jeder seine Hofstelle wegreißt“und stattdessen neu baue. Auch Ratsmitglied Walter Dirr meinte: „Das hat mit Dorfcharakter gar nichts mehr zu tun.“
Der Chef der Verwaltungsgemeinschaft Reichling, Wolfgang Hentschke, informierte, dass die Gemeinde grundsätzlich zwei Möglichkeiten habe, wenn sie selbst gestalten wolle: Entweder sie erlasse eine Gestaltungssatzung, die sie auch über das ganze Dorf legen könne, oder sie beschließe einen Bebauungsplan. Die Gemeinde könne aber auch erst einmal nur den Interessenten kontaktieren und ihm sagen, was ihr nicht gefalle: „Man kann ihm sagen, dass er den Dachüberstand ortsüblich gestalten und die Dachaufbauten überdenken soll“, sagte Hentschke. Außerdem solle der Interessent die genaue Stelle aufzeigen, wo das Bauvorhaben geplant sei.
„Er sollte darauf achten, dass sich das Bauvorhaben besser ins Dorf einfügt“, so Rat Alexander Graf. Der Interessent wird jetzt von der Gemeinde kontaktiert – die Voranfrage wurde vorerst vertagt.