Vom Dorfbäcker zum AmmerseeBäcker
Vor 40 Jahren wurde in Inning die Bäckerei Kasprowicz gegründet. Inzwischen ist sie mit ihren Filialen in der ganzen Region vertreten. Vor Kurzem wurde die neue moderne Produktionsstätte in Pähl in Betrieb genommen
Pähl Ein Bäcker knetet Brotteig auf einem großen Holztisch, zwei Kollegen streuen geschickt Saaten auf dreieckige Roggensemmeln. Eine Konditorin spritzt geübt Sahnetupfen auf ein großes Backblech mit einer Schokoladentorte. Im neuen Bäckereibetrieb Kasprowicz an der Umgehungsstraße in Pähl gibt es viele arbeitserleichternde Maschinen, doch seit dem Umzug wird wieder mehr mit der Hand gemacht. Priorität haben Regionalität, Qualität, Kunden- und Mitarbeiterzufriedenheit. Das erklärt der Inhaber Julian Kasprowicz (31) im Gespräch mit dem Landsberger Tagblatt.
„Mehr Platz für mehr Qualität“zu schaffen, sei oberstes Gebot bei der Neuorientierung gewesen. 13,5 Millionen Euro nahm das Familienunternehmen in die Hand und schuf im Gewerbegebiet einen neuen Backbetrieb. „Vieles an den Abläufen ist verbessert worden“, sagt Kasprowicz. Denn am Ende habe am alten Standort in Kerschlach viel improvisiert werden müssen, um gute Produkte in der gewünschten Menge erzeugen zu können. Jetzt gibt es ausreichend Kühl- und Ofenfläche und mehr Raum zum Produzieren. Gearbeitet wird in einer Tag- und einer Nachtschicht.
Den Neubau ließ sich Kasprowicz einiges kosten: Am Ende sei es doppelt so viel gewesen als das erste Angebot auswies. „Wir wollten eine mitarbeiterfreundliche Backstube mit viel Vollholz und Belüftungssystem für ein gutes Raumklima“, erzählt Kasprowicz. Sämtliche Abwärme werde wiederverwendet, CO2-neutraler Strom werde eingesetzt, für das Erdgas, mit dem die Backöfen beheizt werden, leiste man Kompensationszahlungen für die Aufforstung von Wäldern.
Rund 40 Brot- und 25 Semmelsorten werden hergestellt. Das sind rund 12000 Semmeln täglich, die zum Verkauf in die 18 Filialen zwischen Germering und Murnau geliefert werden. Am Ammersee-Westufer hat Kasprowicz inzwischen vier Verkaufsstellen. Als Standorte wählt das Unternehmen in der Regel die Vorkassenbereiche von Supermärkten aus. In kleineren Orten finde sich nur dort die für eine Verkaufsstelle notwendige Kundenfrequenz, Kasprowicz. Die zweite Schiene bilden Bäckercafés. Zuletzt wurde ein solches in Utting eröffnet.
Kasprowicz ist überzeugt davon, dass Kunden bereit sind, für qualitativ hochwertige Ware einen angemessenen Preis zahlen. Auf dieser Grundlage basiert sein Konzept, das auf Regionalität und gute Rohstoffe setzt. Besonders wichtig ist ihm aber ausreichend Ruhezeit für die Teige, die dadurch ihre Aromen entfalten. Wer sich für die Arbeitsabläufe interessiert, kann voraussichtlich ab Frühjahr bei der Produktion zusehen. Dann soll das Brot-Café eröffsagt net werden, von dem eine Treppe auf eine Plattform führt, von der aus man in die Bäckerei blicken kann.
Der Betrieb im Pähler Gewerbegebiet wurde im August aufgenommen. Der Mitarbeiterstamm in der Produktion wurde von rund 35 auf 50 vergrößert. Zusammen mit den Verkaufskräften beschäftigt das Unternehmen rund 200 Personen. Die Bäckerei wurde 1980 von Fritz Kasprowicz in Inning gegründet. Fritz Kasprowicz kommt aus der Steiermark, wo er in einer Dorfbäckerei das Handwerk erlernte. Vor zehn Jahren machte Sohn Julian bereits den Meistertitel und mit der damaligen Betriebsübergabe an ihn zeichnete sich wegen des Wachstums und der beengten Verhältnisse im Unternehmen eine Wende ab, erklärt
Den Stammsitz in Inning gibt es nicht mehr
der Junior. 2010 zog die Bäckerei ins Gut Kerschlach, der Stammsitz in Inning wurde 2016 auch als Verkaufsstelle aufgegeben. Eine neuerliche Erweiterung auf dem Gut war jedoch baulich nicht möglich. So sei man vor der Entscheidung gestanden, „einen Schritt zurück oder neue Wege zu gehen“, so der Jungunternehmer. Nach einem Grundstücksangebot der Gemeinde Pähl entschied man sich zum Neustart im Gewerbegebiet.
Heute ist Julian Kasprowicz alleiniger Gesellschafter. Geschäftsführer sind er und sein Vater Fritz. Getragen wird der Betrieb von einem „Vierergespann“, so nennt es Julian Kasprowicz. Fritz Kasprowicz und seine Frau Nicole Cavada-Kasprowicz regeln die Verwaltung und den Vertrieb, Julia Weber, die Tochter von Nicole Cavada-Kasprowicz, ist für die Büroarbeiten verantwortlich und Julian Kasprowicz leitet die Produktion. Und obwohl ihm das Unternehmen viel Organisatorisches abverlangt, übernimmt er freitags und samstags Nachtschichten in der Bäckerei.