Landsberger Tagblatt

Vom Dorfbäcker zum Ammersee‰Bäcker

Vor 40 Jahren wurde in Inning die Bäckerei Kasprowicz gegründet. Inzwischen ist sie mit ihren Filialen in der ganzen Region vertreten. Vor Kurzem wurde die neue moderne Produktion­sstätte in Pähl in Betrieb genommen

- VON PETRA STRAUB UND GERALD MODLINGER

Pähl Ein Bäcker knetet Brotteig auf einem großen Holztisch, zwei Kollegen streuen geschickt Saaten auf dreieckige Roggensemm­eln. Eine Konditorin spritzt geübt Sahnetupfe­n auf ein großes Backblech mit einer Schokolade­ntorte. Im neuen Bäckereibe­trieb Kasprowicz an der Umgehungss­traße in Pähl gibt es viele arbeitserl­eichternde Maschinen, doch seit dem Umzug wird wieder mehr mit der Hand gemacht. Priorität haben Regionalit­ät, Qualität, Kunden- und Mitarbeite­rzufrieden­heit. Das erklärt der Inhaber Julian Kasprowicz (31) im Gespräch mit dem Landsberge­r Tagblatt.

„Mehr Platz für mehr Qualität“zu schaffen, sei oberstes Gebot bei der Neuorienti­erung gewesen. 13,5 Millionen Euro nahm das Familienun­ternehmen in die Hand und schuf im Gewerbegeb­iet einen neuen Backbetrie­b. „Vieles an den Abläufen ist verbessert worden“, sagt Kasprowicz. Denn am Ende habe am alten Standort in Kerschlach viel improvisie­rt werden müssen, um gute Produkte in der gewünschte­n Menge erzeugen zu können. Jetzt gibt es ausreichen­d Kühl- und Ofenfläche und mehr Raum zum Produziere­n. Gearbeitet wird in einer Tag- und einer Nachtschic­ht.

Den Neubau ließ sich Kasprowicz einiges kosten: Am Ende sei es doppelt so viel gewesen als das erste Angebot auswies. „Wir wollten eine mitarbeite­rfreundlic­he Backstube mit viel Vollholz und Belüftungs­system für ein gutes Raumklima“, erzählt Kasprowicz. Sämtliche Abwärme werde wiederverw­endet, CO2-neutraler Strom werde eingesetzt, für das Erdgas, mit dem die Backöfen beheizt werden, leiste man Kompensati­onszahlung­en für die Aufforstun­g von Wäldern.

Rund 40 Brot- und 25 Semmelsort­en werden hergestell­t. Das sind rund 12000 Semmeln täglich, die zum Verkauf in die 18 Filialen zwischen Germering und Murnau geliefert werden. Am Ammersee-Westufer hat Kasprowicz inzwischen vier Verkaufsst­ellen. Als Standorte wählt das Unternehme­n in der Regel die Vorkassenb­ereiche von Supermärkt­en aus. In kleineren Orten finde sich nur dort die für eine Verkaufsst­elle notwendige Kundenfreq­uenz, Kasprowicz. Die zweite Schiene bilden Bäckercafé­s. Zuletzt wurde ein solches in Utting eröffnet.

Kasprowicz ist überzeugt davon, dass Kunden bereit sind, für qualitativ hochwertig­e Ware einen angemessen­en Preis zahlen. Auf dieser Grundlage basiert sein Konzept, das auf Regionalit­ät und gute Rohstoffe setzt. Besonders wichtig ist ihm aber ausreichen­d Ruhezeit für die Teige, die dadurch ihre Aromen entfalten. Wer sich für die Arbeitsabl­äufe interessie­rt, kann voraussich­tlich ab Frühjahr bei der Produktion zusehen. Dann soll das Brot-Café eröffsagt net werden, von dem eine Treppe auf eine Plattform führt, von der aus man in die Bäckerei blicken kann.

Der Betrieb im Pähler Gewerbegeb­iet wurde im August aufgenomme­n. Der Mitarbeite­rstamm in der Produktion wurde von rund 35 auf 50 vergrößert. Zusammen mit den Verkaufskr­äften beschäftig­t das Unternehme­n rund 200 Personen. Die Bäckerei wurde 1980 von Fritz Kasprowicz in Inning gegründet. Fritz Kasprowicz kommt aus der Steiermark, wo er in einer Dorfbäcker­ei das Handwerk erlernte. Vor zehn Jahren machte Sohn Julian bereits den Meistertit­el und mit der damaligen Betriebsüb­ergabe an ihn zeichnete sich wegen des Wachstums und der beengten Verhältnis­se im Unternehme­n eine Wende ab, erklärt

Den Stammsitz in Inning gibt es nicht mehr

der Junior. 2010 zog die Bäckerei ins Gut Kerschlach, der Stammsitz in Inning wurde 2016 auch als Verkaufsst­elle aufgegeben. Eine neuerliche Erweiterun­g auf dem Gut war jedoch baulich nicht möglich. So sei man vor der Entscheidu­ng gestanden, „einen Schritt zurück oder neue Wege zu gehen“, so der Junguntern­ehmer. Nach einem Grundstück­sangebot der Gemeinde Pähl entschied man sich zum Neustart im Gewerbegeb­iet.

Heute ist Julian Kasprowicz alleiniger Gesellscha­fter. Geschäftsf­ührer sind er und sein Vater Fritz. Getragen wird der Betrieb von einem „Vierergesp­ann“, so nennt es Julian Kasprowicz. Fritz Kasprowicz und seine Frau Nicole Cavada-Kasprowicz regeln die Verwaltung und den Vertrieb, Julia Weber, die Tochter von Nicole Cavada-Kasprowicz, ist für die Büroarbeit­en verantwort­lich und Julian Kasprowicz leitet die Produktion. Und obwohl ihm das Unternehme­n viel Organisato­risches abverlangt, übernimmt er freitags und samstags Nachtschic­hten in der Bäckerei.

 ??  ??
 ??  ?? Das Bild oben zeigt den Backbetrie­b in der neuen Kasprowicz‰Bäckerei an der Pähler Umgehungss­traße, darunter Inhaber Julian Kasprowicz mit Mitarbeite­rn und eine Außenansic­ht der neuen Produktion­sstätte.
Das Bild oben zeigt den Backbetrie­b in der neuen Kasprowicz‰Bäckerei an der Pähler Umgehungss­traße, darunter Inhaber Julian Kasprowicz mit Mitarbeite­rn und eine Außenansic­ht der neuen Produktion­sstätte.
 ?? Fotos: Petra Straub ??
Fotos: Petra Straub

Newspapers in German

Newspapers from Germany