Corona im Pflegeheim
Im Kreisseniorenheim in Vilgertshofen und in einer Einrichtung in Landsberg gibt es insgesamt 25 positiv auf das Coronavirus getestete Bewohner. Wie man dort mit der Situation umgeht und wie die Einrichtungen sich schützen
Landsberg Die Corona-Fallzahlen steigen und irgendwann trifft es auch Einrichtungen wie Pflegeheime und Krankenhäuser, wie vor einigen Tagen zwei Pflegeheime im Landkreis, in denen Bewohner und Mitarbeiter positiv auf das Coronavirus getestet wurden. Das LT hat sich mit den Leitern einiger Pflegeheime im Landkreis unterhalten, wie sie und ihr Team mit der Situation umgehen.
Schutzkittel, Schutzbrille, Handschuhe und FFP2-Maske, das ist derzeit die Arbeitsbekleidung von rund zehn Mitarbeitern im Kreisseniorenheim Vilgertshofen. Denn sie haben es mit Corona-Infizierten zu tun: 22 Bewohner und elf Mitarbeiter waren Stand Freitagmorgen positiv getestet, wie der Sprecher des Landratsamts, Wolfgang Müller, sagt. Drei weitere Fälle gebe es in einer Einrichtung in Landsberg.
Die meisten Verläufe der Krankheit sind, wie berichtet, mild: „Es waren höchstens gleichzeitig vier Personen aus Vilgertshofen im Krankenhaus“, sagt der Betriebsleiter der Kreisseniorenheime, Thomas Söldner – und keiner musste bisher beatmet werden. In Vilgertshofen herrsche jetzt ein Besuchsund Aufnahmestopp. Die positiv getesteten Bewohner sind, wie berichtet, in einem eigenen Wohntrakt isoliert. Die Angehörigen seien informiert und reagierten verständnisvoll, berichtet Söldner. Die betroffenen Mitarbeiter beziehungsweise Kontaktpersonen seien in Quarantäne.
Ein festes Team arbeite immer vier oder fünf Tage gemeinsam, um bei einer Infizierung einer Person die Anzahl derer zu verringern, die in Quarantäne müssten. „Wir sind sehr stolz auf unsere Mitarbeiter, sie machen einen tollen Job und arbeiten sehr hart“, sagt Söldner. Denn natürlich fehlten die Kollegen, die in Quarantäne sind. 93 Mitarbeiter seien insgesamt in Vilgertshofen beschäftigt, es gebe 115 Plätze.
Auf welchem Weg kam das Coronavirus ins Kreisseniorenheim Vilgertshofen? „Wir zermartern uns den Kopf“, sagt Söldner. Denn prophylaktisch sei alles getan worden, um dies zu verhindern: „Unsere Mitarbeiter machen jeden Tag zu Arbeitsbeginn ein Screening.“Das
sie achten laut Thomas Söldner auf Symptome, die auf eine Corona-Erkrankung schließen lassen und messen Fieber. Auch bei Bewohnern werde zweimal am Tag Fieber gemessen. Besuche waren schon länger beschränkt auf eine Person pro Bewohner und Tag – auch dies im Austausch mit Angehörigen, wie Söldner erläutert.
Und bei den Besuchern sei mit einem Infrarot-Thermometer die Körpertemperatur gemessen worden. Doch nach Söldners persönlicher Meinung ist es angesichts der derzeitigen Fallzahlen und bei asymptotischen Verläufen einer Infektion – also wenn sich jemand infiziert hat, aber selbst keine Symptome entwickelt – schwierig, Einrichtungen absolut zu schützen.
„Einen hundertprozentigen Schutz gibt es nicht“, sagt auch Petra Fischer, zuständig für Organisationsund Personalentwicklung für das Caritas Seniorenzentrum HeiligGeist-Spital. Im Landsberger Seniorenheim ist zwar noch kein Coronaheißt, fall aufgetreten, aber in zwei anderen Einrichtungen der Caritas in der Region: „Im April in Augsburg und aktuell in Mindelheim“, so Fischer.
Pro Bewohner ein Besucher pro Tag, das ist auch die Vorgabe im Heilig-Geist-Spital. Natürlich gebe es Klagen, sagt Petra Fischer, „die meisten reagieren jedoch verständnisvoll“. Wenn es zu positiven Testergebnissen in einer Einrichtung kommt, wird laut Petra Fischer eine Reihentestung gemacht, um einzugrenzen, wie groß das Geschehen ist und in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt Maßnahmen einzuleiten. Auch im Heilig-Geist-Spital arbeiten feste Teams pro Wohngruppe, nur der Nachtdienst sei für mehrere Bereiche zuständig, hier gebe es aber ein spezielles Schutzkonzept. Wohngruppenübergreifende Aktivitäten gebe es nicht mehr und auch in den Wohngruppen nur in reduziertem Maße.
Die Mitarbeiter seien einer besonderen Belastung ausgesetzt: Dass weniger Besucher kämen, wirke sich auf die Stimmung der Bewohner aus. Außerdem hätten die Mitarbeiter natürlich ihre eigenen Ängste vor der Krankheit. „Es gibt aber auch Bewohner, die mit viel Humor auf die Pandemie-Situation reagieren und so die Stimmung aufhellen.“Die Caritas habe 15 Pflegeheime in der Region und so auch einen Puffer beim Personal. In Landsberg seien 110 Mitarbeiter für 117 Bewohner zuständig.
Für das Wohnstift Augustinum in Dießen ist der Lockdown Light besonders traurig, denn eigentlich hätte Anfang November „die lang ersehnte Wiedereröffnung des renovierten Schwimmbads erfolgen sollen“, wie Direktor Claus Ammer erzählt. Im Therapiezentrum sind zwar Physiotherapiebehandlungen
In den Heimen fehlen derzeit die Kulturangebote
möglich aber keine Fitnessangebote mehr. Beim ersten Lockdown habe es einen Besucherstopp gegeben, erzählt Ammer, ein Mitarbeiter und ein Bewohner seien erkrankt, die Krankheit habe jedoch einen milden Verlauf genommen. Jetzt gelte, dass nur Besucher eines Hausstands zugelassen seien, sie müssten symptomfrei sein, Maske tragen, Abstand halten und die Kontaktdaten am Empfang hinterlassen. Von den 380 Bewohnern des Augustinum haben 80 eine Pflegestufe.
Für Direktor Ammer fehlen vor allem auch die Kulturangebote, die die Seniorenresidenz zu einem Anziehungspunkt von außen machen. Bis zum völligen Herunterfahren jetzt im November gab es über den Sommer zumindest interne Angebote von der Balkongymnastik bis zum Freiluftkonzert, wie Kulturreferentin Sabine Cichowski erzählt.