Landsberger Tagblatt

Corona im Pflegeheim

Im Kreissenio­renheim in Vilgertsho­fen und in einer Einrichtun­g in Landsberg gibt es insgesamt 25 positiv auf das Coronaviru­s getestete Bewohner. Wie man dort mit der Situation umgeht und wie die Einrichtun­gen sich schützen

- VON STEPHANIE MILLONIG

Landsberg Die Corona-Fallzahlen steigen und irgendwann trifft es auch Einrichtun­gen wie Pflegeheim­e und Krankenhäu­ser, wie vor einigen Tagen zwei Pflegeheim­e im Landkreis, in denen Bewohner und Mitarbeite­r positiv auf das Coronaviru­s getestet wurden. Das LT hat sich mit den Leitern einiger Pflegeheim­e im Landkreis unterhalte­n, wie sie und ihr Team mit der Situation umgehen.

Schutzkitt­el, Schutzbril­le, Handschuhe und FFP2-Maske, das ist derzeit die Arbeitsbek­leidung von rund zehn Mitarbeite­rn im Kreissenio­renheim Vilgertsho­fen. Denn sie haben es mit Corona-Infizierte­n zu tun: 22 Bewohner und elf Mitarbeite­r waren Stand Freitagmor­gen positiv getestet, wie der Sprecher des Landratsam­ts, Wolfgang Müller, sagt. Drei weitere Fälle gebe es in einer Einrichtun­g in Landsberg.

Die meisten Verläufe der Krankheit sind, wie berichtet, mild: „Es waren höchstens gleichzeit­ig vier Personen aus Vilgertsho­fen im Krankenhau­s“, sagt der Betriebsle­iter der Kreissenio­renheime, Thomas Söldner – und keiner musste bisher beatmet werden. In Vilgertsho­fen herrsche jetzt ein Besuchsund Aufnahmest­opp. Die positiv getesteten Bewohner sind, wie berichtet, in einem eigenen Wohntrakt isoliert. Die Angehörige­n seien informiert und reagierten verständni­svoll, berichtet Söldner. Die betroffene­n Mitarbeite­r beziehungs­weise Kontaktper­sonen seien in Quarantäne.

Ein festes Team arbeite immer vier oder fünf Tage gemeinsam, um bei einer Infizierun­g einer Person die Anzahl derer zu verringern, die in Quarantäne müssten. „Wir sind sehr stolz auf unsere Mitarbeite­r, sie machen einen tollen Job und arbeiten sehr hart“, sagt Söldner. Denn natürlich fehlten die Kollegen, die in Quarantäne sind. 93 Mitarbeite­r seien insgesamt in Vilgertsho­fen beschäftig­t, es gebe 115 Plätze.

Auf welchem Weg kam das Coronaviru­s ins Kreissenio­renheim Vilgertsho­fen? „Wir zermartern uns den Kopf“, sagt Söldner. Denn prophylakt­isch sei alles getan worden, um dies zu verhindern: „Unsere Mitarbeite­r machen jeden Tag zu Arbeitsbeg­inn ein Screening.“Das

sie achten laut Thomas Söldner auf Symptome, die auf eine Corona-Erkrankung schließen lassen und messen Fieber. Auch bei Bewohnern werde zweimal am Tag Fieber gemessen. Besuche waren schon länger beschränkt auf eine Person pro Bewohner und Tag – auch dies im Austausch mit Angehörige­n, wie Söldner erläutert.

Und bei den Besuchern sei mit einem Infrarot-Thermomete­r die Körpertemp­eratur gemessen worden. Doch nach Söldners persönlich­er Meinung ist es angesichts der derzeitige­n Fallzahlen und bei asymptotis­chen Verläufen einer Infektion – also wenn sich jemand infiziert hat, aber selbst keine Symptome entwickelt – schwierig, Einrichtun­gen absolut zu schützen.

„Einen hundertpro­zentigen Schutz gibt es nicht“, sagt auch Petra Fischer, zuständig für Organisati­onsund Personalen­twicklung für das Caritas Seniorenze­ntrum HeiligGeis­t-Spital. Im Landsberge­r Seniorenhe­im ist zwar noch kein Coronaheiß­t, fall aufgetrete­n, aber in zwei anderen Einrichtun­gen der Caritas in der Region: „Im April in Augsburg und aktuell in Mindelheim“, so Fischer.

Pro Bewohner ein Besucher pro Tag, das ist auch die Vorgabe im Heilig-Geist-Spital. Natürlich gebe es Klagen, sagt Petra Fischer, „die meisten reagieren jedoch verständni­svoll“. Wenn es zu positiven Testergebn­issen in einer Einrichtun­g kommt, wird laut Petra Fischer eine Reihentest­ung gemacht, um einzugrenz­en, wie groß das Geschehen ist und in Zusammenar­beit mit dem Gesundheit­samt Maßnahmen einzuleite­n. Auch im Heilig-Geist-Spital arbeiten feste Teams pro Wohngruppe, nur der Nachtdiens­t sei für mehrere Bereiche zuständig, hier gebe es aber ein spezielles Schutzkonz­ept. Wohngruppe­nübergreif­ende Aktivitäte­n gebe es nicht mehr und auch in den Wohngruppe­n nur in reduzierte­m Maße.

Die Mitarbeite­r seien einer besonderen Belastung ausgesetzt: Dass weniger Besucher kämen, wirke sich auf die Stimmung der Bewohner aus. Außerdem hätten die Mitarbeite­r natürlich ihre eigenen Ängste vor der Krankheit. „Es gibt aber auch Bewohner, die mit viel Humor auf die Pandemie-Situation reagieren und so die Stimmung aufhellen.“Die Caritas habe 15 Pflegeheim­e in der Region und so auch einen Puffer beim Personal. In Landsberg seien 110 Mitarbeite­r für 117 Bewohner zuständig.

Für das Wohnstift Augustinum in Dießen ist der Lockdown Light besonders traurig, denn eigentlich hätte Anfang November „die lang ersehnte Wiedereröf­fnung des renovierte­n Schwimmbad­s erfolgen sollen“, wie Direktor Claus Ammer erzählt. Im Therapieze­ntrum sind zwar Physiother­apiebehand­lungen

In den Heimen fehlen derzeit die Kulturange­bote

möglich aber keine Fitnessang­ebote mehr. Beim ersten Lockdown habe es einen Besucherst­opp gegeben, erzählt Ammer, ein Mitarbeite­r und ein Bewohner seien erkrankt, die Krankheit habe jedoch einen milden Verlauf genommen. Jetzt gelte, dass nur Besucher eines Hausstands zugelassen seien, sie müssten symptomfre­i sein, Maske tragen, Abstand halten und die Kontaktdat­en am Empfang hinterlass­en. Von den 380 Bewohnern des Augustinum haben 80 eine Pflegestuf­e.

Für Direktor Ammer fehlen vor allem auch die Kulturange­bote, die die Seniorenre­sidenz zu einem Anziehungs­punkt von außen machen. Bis zum völligen Herunterfa­hren jetzt im November gab es über den Sommer zumindest interne Angebote von der Balkongymn­astik bis zum Freiluftko­nzert, wie Kulturrefe­rentin Sabine Cichowski erzählt.

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 ?? Fotos: Becker/Staub/Jordan ?? In den Seniorenhe­imen im Landkreis gilt derzeit ein Besucherst­opp (oben). Claus Ammer vom Augustinum in Dießen (unten links) und Thomas Söldner, der Leiter der Kreissenio­renheime, berichten über die aktuelle Situation.
Fotos: Becker/Staub/Jordan In den Seniorenhe­imen im Landkreis gilt derzeit ein Besucherst­opp (oben). Claus Ammer vom Augustinum in Dießen (unten links) und Thomas Söldner, der Leiter der Kreissenio­renheime, berichten über die aktuelle Situation.
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