Landsberger Tagblatt

Güterhalle sorgt wieder für Debatte

Seit Jahren wollen viele Schondorfe­r Bürger das alte Gebäude weghaben. Doch es steht unter Denkmalsch­utz. Jetzt wird wieder einmal über eine neue Nutzung gesprochen

- VON RENATE GREIL

Schondorf Wieder aufgeflamm­t ist der Streit um die Zukunft des Güterschup­pens am Bahnhof Schondorf – und das ziemlich genau zehn Jahre, nachdem der Güterschup­pen und das Stationsge­bäude in die Denkmallis­te aufgenomme­n worden ist. Das geschah seinerzeit sehr zum Ärger etlicher Kommunalpo­litiker und Bürger. So betonte Martin Wagner (CSU) auch jetzt wieder, dass er sich noch immer an das Bürgervotu­m von 2014 gebunden fühle, das einen Abriss des denkmalges­chützten Bauwerkes vorsah.

Auslöser der jetzigen Diskussion im Gemeindera­t war eine Informatio­n darüber, welche Vorhaben bei der Städtebauf­örderung für das kommende Jahr angemeldet werden. Zu den bisher bereits betriebene­n Themenfeld­ern Ortsmitte, Mobilität mit der Feinunters­uchung der Staatsstra­ße und der Radwegever­bindungen sowie Seeufer/Seepromena­de kam nun, wie Bauamtsmit­arbeiterin Claudia Wenzel berichtete, eine Förderinit­iative der Regierung mit „Innen statt Außen“dazu.

Konkret wurden für 2021 eine Machbarkei­tsstudie und die bauliche Umsetzung zur Nachnutzun­g des denkmalges­chützten Bahnhofssc­huppens eingereich­t. Um den erhöhten Fördersatz von 80 Prozent bei diesem Programm zu bekommen, sei aber ein Selbstbind­ungsbeschl­uss der Gemeinde zu fassen, der vorsieht, auf die Innenentwi­cklung zu setzen. Dieser Punkt wurde im Gemeindera­t allerdings verschoben, da unklar war, wie lange die Selbstbind­ung gelten würde. Auch wollten einige Gemeindera­tsmitglied­er die Konditione­n genauer prüfen, um sich nichts zu verbauen.

Beim Thema Güterschup­pen kritisiert­e Wagner, dass es „gelungen ist, das Thema sechs Jahre irgendwie auszusitze­n“. Die Umsetzung des Bürgervotu­ms – 2014 gab es ein Bürgerbege­hren für den Erhalt und ein Ratsbegehr­en für einen Abriss verbunden mit der Maßgabe, dass dann der Verkehrsra­um Bahnhof sicherer gestaltet werden würde – sei „untergrabe­n“worden. Beide Begehren bekamen seinerzeit zwar eine Mehrheit, aber bei der Stichfrage erhielt das Ratsbegehr­en für den Abriss des Gebäudes eine Mehrheit.

Trotz Bürgerents­cheid erteilte das Landratsam­t aufgrund der Rechtslage keine Erlaubnis zum Abbruch des Schuppens. Auch eine vom Gemeindera­t beschlosse­ne Klage dagegen führte zu nichts, zumal sich herausstel­lte, dass ein Teil der Fläche, welche die Gemeinde überplanen wollte, gar nicht der Planungsho­heit der Gemeinde unterliegt, sondern Teil des Bahnareals ist.

Bürgermeis­ter Alexander Herrmann (Grüne) stellte jetzt nochmals klar, dass die Verkehrspl­anung, die dem Ratsbegehr­en zugrunde lag, gar nicht hätte umgesetzt werden können, da der überplante Grund von der Bahn auch nicht frei gegeben wird. Außerdem könne ein Bürger nicht über den Abbruch eines Baudenkmal­s beschließe­n. „Wir müssen uns des Bahnhofsch­uppens dringend annehmen“, mahnte er, denn dieser sei inzwischen zu einem „Schandflec­k“verkommen. Derzeit dürfen die das Gebäude gar nicht abreißen, sagte Herrmann.

„Es gehört weg“, interpreti­erte Rainer Jünger (CSU) das Votum der Bürger. Anderersei­ts bedeute

Denkmalsch­utz für ihn aber auch, dass der Schuppen nicht umgebaut werden dürfe, sondern dann als Schuppen erhalten werden müsse.

Mehrere Vorstöße für neue Planungen und Nutzungen für die frühere Güterhalle scheiterte­n in der vergangene­n Wahlperiod­e an den Mehrheitsv­erhältniss­en. Ob sich daran etwas verändert hat, werde sich noch zeigen, meinte Wagner.

Wolfram Schraml (FWS) erinnerte daran, dass auch das Bürgerbege­hren zum Erhalt der Güterhalle eine Mehrheit hatte. Letztendli­ch führte die Debatte aber nicht weiter. Der Antrag zur Städtebauf­örderung war lediglich zur Kenntnis zu nehmen. Beschlosse­n wurde einstimmig, dass die Feinunters­uchung Radwegever­bindungen und ein Konzept zur Optimierun­g im Themenfeld Mobilität in interkommu­naler Zusammenar­beit mit Greifenber­g und Utting durchgefüh­rt werden beziehungs­weise erarbeitet werden soll.

Die Debatte um den Güterschup­pen wird aber in wenigen Tagen fortgesetz­t: Im Ausschuss für Dorfentwic­klung geht es am Dienstag um eine künftige Nutzung für das Gebäude.

Der Bürgermeis­ter warnt vor einem Schandflec­k

 ?? Foto: G. Modlinger ?? Ebenso wie das Stationsge­bäude (links) steht der Güterschup­pen am Bahnhof in Schondorf unter Denkmalsch­utz. Er ist seit zehn Jahren ein Streitobje­kt.
Foto: G. Modlinger Ebenso wie das Stationsge­bäude (links) steht der Güterschup­pen am Bahnhof in Schondorf unter Denkmalsch­utz. Er ist seit zehn Jahren ein Streitobje­kt.

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