Auch in Utting keine Bürgerversammlung
Jetzt gibt auch der Uttinger Bürgermeister Hoffmann die Hoffnung auf, heuer noch die Bürger zu informieren. Das hat auch Folgen für die Ehrung ausgeschiedener Gemeinderatsmitglieder und eines früheren Rathauschefs
Utting Als einer der letzten Bürgermeister im Landkreis hat jetzt auch der Uttinger Rathauschef Florian Hoffmann die Hoffnung, in diesem Jahr noch eine Bürgerversammlung abhalten zu können, aufgegeben. Die Absage für die bislang für den 3. Dezember geplante Versammlung begründet Bürgermeister Florian Hoffmann nicht allein mit der Corona-Pandemie. Es geht ihm auch um die Ehrung mehrerer früherer Kommunalpolitiker.
Dass man trotz Lockdown eine Bürgerversammlung abhalten kann, hatte zuletzt Bürgermeister Erwin Karg im Fuchstal bewiesen. 70 Plätze waren dazu in der weitläufigen und dank intensiver Lüftung recht kühlen Fuchstalhalle aufgestellt worden, doch das Interesse der Bürger war überschaubar. Gerade mal 15 Besucher kamen, um sich Kargs Bericht anzuhören. Ein solches Szenario hatte auch sein Uttinger Amtskollege Florian Hoffmann vor Augen, als es zu entscheiden galt, die Veranstaltung wie geplant durchzuziehen oder abzusagen.
Grundsätzlich wäre es offensichtlich möglich gewesen, eine Bürgerversammlung abzuhalten, so Hoffmann: „Ich habe Rücksprache mit der Rechtsaufsicht im Landratsamt gehalten, von denen kommt überhaupt nichts, die lassen uns da freie Hand.“Und er selber hätte auch gerne die Bürgerversammlung veranstaltet, „denn ich stehe sehr auf den persönlichen Kontakt zu den Bürgern“, betont der Rathauschef. Doch letztendlich seien es drei Gründe gewesen, die ihm einen Verzicht auf die Versammlung nahelegten.
Neben der Vorbildfunktion der Gemeinde und dem Gesundheitsschutz sei es dabei auch um die Personen gegangen, die bei der Bürgerversammlung geehrt werden sollten. Da stehen in Utting schon seit einigen Monaten etliche Personen auf der Liste: Neben den acht Gemeinderatsmitgliedern, die im Frühjahr aus dem Gremium ausgeschieden waren, hätte auch der frühere Bürgermeister Josef Klingl eine Auszeichnung erhalten sollen. Bereits Anfang des Jahres hatte der Gemeinderat entschieden, Klingl zwölf Jahre nach seiner 2008 erfolgten Abwahl zum „Altbürgermeister“zu ernennen. Sein Nachfolger Josef Lutzenberger machte das bereits im Februar auf der Jahreshauptversammlung der Feuerwehr publik, deren Vorsitzender Klingl ist.
Nachdem die geplanten Ehrungen zum Amtswechsel im Frühjahr nicht möglich gewesen waren, sollten sie nun bei der Bürgerversammlung stattfinden. Diese wäre nämlich, so Bürgermeister Hoffmann, angesichts üblicherweise zahlreicher Besucher ein angemessener Anlass gewesen, Klingl diesen Ehrentitel zu verleihen. Darauf muss der 66-Jährige jetzt aber weiter warten. Als möglichen neuen Termin für die Verleihung des Altbürgermeistertitels nennt Hoffmann nun Mai 2021. Bis dahin, so seine Hoffnung, sei vielleicht die Corona-Pandemie überwunden und es seien wieder größere Veranstaltungen möglich. Und falls bis dahin die übliche Versammlung in einem Saal nicht möglich sein sollte, hat Hoffmann auch einen Plan B: Zur Not wolle er die Bürgerversammlung in der wärmeren Jahreszeit einfach unter freiem Himmel stattfinden lassen.
Dass er weiterhin in der Warteschleife ist, nimmt der frühere Bürgermeister Josef Klingl gelassen hin: „Altbürgermeister“zu sein sei letztlich lediglich eine „Ehrenbezeichnung“. Dass ihm diese zuteilwerden soll, habe ihn zwar sehr gefreut, ansonsten sei es aber ein „Titel ohne Mittel“, sagte er dem LT. Wirksam werde dieser tatsächlich erst mit der Überreichung einer entsprechenden Urkunde, erklärt der Geschäftsstellenleiter im Rathaus, Florian Zarbo. Ab dann könne ein ehemaliger Bürgermeister auf seinem Briefkopf oder seiner Visitenkarte den Titel verwenden und nicht mehr nur „Bürgermeister a.D.“, sofern er dies für wichtig erachtet. Für Klingl ist das wiederum auch kein so entscheidender Aspekt: Eine Visitenkarte besitze er gar nicht, sagt er.
Josef Klingl war in den vergangenen Jahrzehnten der Bürgermeister in Utting, der mit 14 Jahren am längsten im Amt war. Der CSUKommunalpolitiker wurde erstmals 1994 als Nachfolger des zurückgetretenen Josef Lacher gewählt, bei den regulären Wahlterminen 1996 und 2002 wurde er im Amt bestätigt. 2008 unterlag er in der Stichwahl seinem GAL-Herausforderer Josef Lutzenberger, der damals 55,7 Prozent der Stimmen erreichte. Danach zog sich Klingl weitgehend aus der Öffentlichkeit zurück, 2014 beendete er auch seine Tätigkeit als Kreisrat. Aktiv blieb er jedoch in der Feuerwehr – bis er aus Altersgründen aus der aktiven Mannschaft der Feuerwehr ausscheiden musste. Im Feuerwehrverein ist er jedoch weiterhin als Vorsitzender tätig – da gibt es keine Altersgrenze.
Wie in Utting fallen auch die Bürgerversammlungen in Geltendorf aus. In Geltendorf finden sie traditionell im November statt. Bürgermeister Robert Sedlmayr hatte es in diesem Jahr auch so geplant. Drei Termine hätte es geben sollen – im Bürgerhaus in Geltendorf, in der Paartalhalle in Walleshausen und in der TTC-Halle in Kaltenberg. Lediglich Hausen wäre ausgefallen, weil es dort keinen entsprechend großen Raum gebe. Jetzt wird aber auf alle Veranstaltungen verzichtet: Es wäre widersinnig, Bürgerversammlung abzuhalten, wenn der Ministerpräsident dazu aufrufe, daheimzubleiben, sagt Sedlmayr.
Auch in Dießen – hier finden gewöhnlich im März neben der eigentlichen Bürgerversammlung weitere vier Versammlungen in den Ortsteilen statt – wird es heuer keinen Bürgerdiskurs mehr geben: „Wir werden es jetzt so wie die anderen Gemeinden machen, dass wir diese aufgrund der bekannten Gegebenheiten zum Schutz der Bürgerinnen und Bürger ausfallen lassen. Wir sind aber gerade am Überlegen, wie wir eine Veröffentlichung der wichtigsten Daten und Zahlen für dieses Jahr am sinnvollsten mitteilen“, erklärt Bürgermeisterin Sandra Perzul.
In Geltendorf ist ebenfalls alles abgesagt