Hilfe für Schüler und Eltern
In beinahe jeder Schule im Landkreis gibt es mittlerweile Jugendsozialarbeiter. Gerade jetzt in Zeiten der Corona-Pandemie ist ihre Arbeit wichtiger denn je. Wie ihr Alltag aussieht und was die Schüler beschäftigt
In beinahe jeder Schule im Landkreis Landsberg gibt es Jugendsozialarbeit. In Corona-Zeiten ist die Arbeit der Fachkräfte wichtiger denn je.
Landkreis Die Einschränkungen während des Lockdowns können Familien psychisch belasten. Gerade Kinder und Jugendliche brauchen dann eine Anlaufstelle, wo sie sich mitteilen können und einen Ratschlag erhalten. An den Schulen im Landkreis Landsberg sind es die Mitarbeiter der Jugendsozialarbeit (JaS), bei denen die Mädchen und Buben Hilfe suchen. In Corona-Zeiten mehr denn je.
Eva Maier ist seit einem Jahr an der Mittelschule in Landsberg als Fachkraft der Jugendsozialarbeit tätig. Jetzt in Corona-Zeiten hat sie einen erhöhten Bedarf an Beratung und Gesprächen festgestellt. Bei den Schülern sei eine grundlegende Unsicherheit zu beobachten. Wie sich das auswirkt, sei von Schule zu Schule verschieden. Sie sagt aber auch: „Probleme gibt es nicht nur wegen der Pandemie.“
Maiers Kollegin Ute Winzinger ist seit vier Jahren an der Grundschule am Spitalplatz in Landsberg tätig. Zuletzt seien immer häufiger Kinder zu ihr gekommen, die über ein eher diffuses Angstgefühl klagten. „Man merkt, dass die Kinder etwas beschäftigt“, sagt sie. Konkrete Aussagen über Maskenpflicht oder die Angst vor einer Ansteckung seien aber nicht das Thema.
In ihrer Arbeit mit den Kindern sind auch die Fachkräfte der Jugendsozialarbeit aufgrund der Corona-Pandemie eingeschränkt. Das betrifft aber nicht die Einzel- oder Zweiergespräche, wie Eva Maier und Ute Winzinger sagen. Die könnten unter Einhaltung der Hygieneund Abstandsregeln weiterhin stattfinden. Je nach Platzange
sei es auch möglich, in Gruppen zu arbeiten. „In der Aula der Mittelschule ist das möglich“, so Eva Maier. Was derzeit nicht gehe, sei die klassenübergreifende Arbeit mit Kindern, sagt Ute Winzinger.
In der jüngsten Sitzung des Jugendhilfeausschusses des Kreistags stellte Sarah Jäger, Leiterin der Jugendsozialarbeit an Schulen im Landkreis, die Arbeit ihrer Kollegen kurz vor. JaS sei die intensivste Form der Zusammenarbeit von Jugendhilfe und Schule. Sie richte sich an junge Menschen mit sozialen und erzieherischen Problemen. An einer Schule könne die Jugendhilfe frühzeitig und nachhaltig tätig werden.
Das sozialpädagogische Fachpersonal unterstützt dabei die Lehrer an den Schulen. Denn die sollen schließlich unterrichten und nicht für die Erziehung der Kinder Sorge tragen. Ein Beispiel: Drei Buben geraten in der Pause in einen Streit. Im Unterricht geht es weiter. Würde die Lehrerin versuchen zu schlichten, sei dies nicht in fünf Minuten erledigt und nicht an Unterricht zu denken. So wird einfach die Sozialpädagogin zu Hilfe gerufen. Sie spricht mit den Schülern, einzeln, in Gruppen oder in der Klasse.
Welche Kinder und Jugendlichen sollen mit Jugendsozialarbeit unterstützt werden? Jene, die sich der Schule verweigern, die aggressiv und gewaltbereit auftreten, aber auch jene, die sich zurückziehen. Bei vielen von ihnen gebe es erhebliche erzieherische, psychosoziale und familiäre Probleme. Oft wird laut Sarah Jäger versucht, den Zusammenhalt einer Klasse oder das Selbstbewusstsein eines Schülers zu stärken. Bei Schülern mit Migrationshintergrund gehe es vor allem um Integration und das schnelle Einleben an der Schule.
Mittlerweile gibt es in den meisten Schulen im Landkreis Jugendsozialarbeit, nachdem das Kultusmibot nisterium vor zwei Jahren die staatliche Förderung auf alle Grundschulen und alle Realschulen ausgeweitet hat. Im November 2018 hatte der Jugendhilfeausschuss daher festgelegt, dass alle Grund- und Realschulen das Angebot erhalten, die einen Bedarf erklären und bei denen sich der Sachaufwandsträger an den Kosten beteiligt. Allerdings konnte das Kultusministerium nicht alle Planstellen besetzen, weswegen die Mädchenrealschule in Dießen sowie die Grundschulen in HofstettenFinning, Utting und Igling noch immer auf eine Fachkraft warten.
Peter Rasch, der Leiter des Amts für Jugend und Familie, sprach in der Sitzung von einer „vertrackten Situation“. Der Freistaat verpflichte die Ämter, die Stellen zu schaffen, behalte es sich aber noch vor, ob er sie auch fördert. Dennoch hat der Jugendhilfeausschuss beschlossen, ab April eine halbe JaS-Stelle an der Grundschule in Rott zu besetzen.
Einzel und Zweiergespräche sind derzeit noch möglich