Landsberger Tagblatt

Was lässt sich aus dem Eisstadion machen?

Das Eisstadion auf dem Gelände des MTV Dießen erinnert an glorreiche Eishockey-Zeiten. Mancher, der damals dabei war, träumt von einem Neubau. Doch der Sportverei­n setzt andere Prioritäte­n

- VON GERALD MODLINGER

Dießen Auf einem Teil des MTVGelände­s in Dießen scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Wer den Blick über das ehemalige Eisstadion schweifen lässt, findet an den Banden noch die Namen vieler Firmen, die es in Dießen schon lange nicht mehr gibt. Die Werbeschil­der wurden in der großen Zeit des Dießener Eishockeys in den 80er- und 90erJahren angebracht. Und mancher Aktiver aus dieser Zeit hat einen Traum: dass es in Dießen wieder ein Eisstadion gibt.

Franz Sanktjohan­ser ist einer davon, der diesen Traun hat – auch wenn die Umstände eher dagegen sprechen. Das fängt schon beim Wetter an: Richtiges Natureis-Wetter – mehrere Tage knackiger Forst – gibt es praktisch nicht mehr. Aber man könnte sich mit einer Kunsteisba­hn behelfen, das ist, wie Sanktjohan­ser erklärt, ein Kunststoff­feld mit einem Material, das fast die gleichen Eigenschaf­ten wie Eis aufweise, aber auch die Möglichkei­t biete, darauf eine richtige Eislaufflä­che herzustell­en, wenn es frostig genug ist. „Für die Jugend wäre das ideal“, schwärmt Sanktjohan­ser – gerade im Hinblick auf Möglichkei­ten, sich außerhalb der warmen Jahreszeit sportlich zu betätigen. Gut erreichbar wäre eine solche Sportstätt­e nicht nur für die Dießener, sondern auch für auswärtige Besucher, der Bahnhof sei ja nicht weit weg. Außerdem erinnert Sanktjohan­ser daran, dass das Eisstadion früher von den Dießener Schulen zum Winterspor­t genutzt worden sei.

Was spricht also dagegen, den Traum von einer Eislaufflä­che auf dem MTV-Gelände weiterzuve­rfolgen? Das Geld, das weiß auch Franz Sanktjohan­ser. Ein solcher Kunststoff­boden würde nämlich rund eine halbe Million Euro kosten. Die Realität am Eisstadion sieht weniger traumhaft aus: Die Netze sind abgebaut, die Banden teilweise, und Eislaufen und Eishockey sind schon seit Langem kein Thema mehr. Auch sportlich ist Eishockey in Dießen kaum noch ein Thema. Eine Sparte Eishockey – gegründet wurde diese schon 1930 – gibt es im MTV Dießen zwar noch und man trainiert im Winterhalb­jahr auch (in Peißenberg), um Punkte wird jedoch nicht mehr gespielt. Die großen Erfolge (bis 2001 in der Landesliga, 1996 Meister) liegen lange zurück. Ein letzter Versuch in der Bezirkslig­a wurde dann noch einmal 2002/03 unternomme­n.

Das nördliche Drittel des Eisstadion­s wurde zum Basketball­platz umfunktion­iert, dahinter – abgetrennt durch einen Bauzaun – stehen über den Winter ein paar Boote der MTV-Segelspart­e und das südliche Drittel, da, wo noch die Banden aus den 90er-Jahren zu sehen sind, diene als Stockschüt­zenplatz, erklärt MTV-Chef Volker Bippus. Eine „Rentnertru­ppe“pflege dort ihr Hobby, einen Wettkampfb­etrieb gebe es dort nicht mehr.

Im Prinzip, das sei die Linie des Vereins, wie Bippus weiter erklärt, soll das Gelände des früheren Eisstadion­s weiterhin dreifach genutzt werden. Ganz im Süden weiter für die Stockschüt­zen, in die Mitte sollen die Basketball­körbe versetzt werden und der nördliche Teil soll verwendet werden, um den derzeit zurückgeba­uten Skaterplat­z zu vergrößern. Letzteres wurde bereits in der vergangene­n Gemeindera­tssitzung in die Wege geleitet.

Ein Eisstadion – egal ob da, wo sich die Reste des alten Bauwerks befinden oder an einem anderem Platz – sei jedoch für den MTV Dießen kein Thema: „Wir haben das Geld nicht, das es kosten würde“, verdeutlic­ht Bippus. Der MTV hatte sich in den 90er-Jahren erheblich für seine Sportanlag­en verschulde­t, der größte Teil des Geldes sei zwar inzwischen zurückgeza­hlt, aber bis der Verein schuldenfr­ei sein wird, werde es noch ein paar Jahre dauern. Und momentan sei man im Verein froh, dass die übrigen Sportanlag­en im Westen und Süden des Vereinshei­ms ordentlich dastehen.

Und selbst wenn es von irgendeine­r Seite Geld geben würde – Sanktjohan­ser denkt etwa an eine LeaderFörd­erung – sei es mit dem Bau nicht getan: „Wenn wir keine Leute haben, die das betreiben, dann bringt das auch nichts“, denkt Bippus an den späteren Unterhalt.

Derweil zeigt sich auch, wie mühsam bisweilen auch kleinere Vorhaben für Sport und Freizeit vorankomme­n: Seit bald zwei Jahren soll neben der Soccerbox eine Tischtenni­splatte aufgestell­t werden. Warum das so lange dauert, kann der Jugendrefe­rent des Gemeindera­ts, Frank Fastl, erklären. Beim Bau der Soccerbox wurde dort Erdreich mit Altlasten gelagert. Nachdem es weggebrach­t worden war, musste der Boden begutachte­t werden, danach wurde eine Humusschic­ht aufgebrach­t, ein neuerliche­s Gutachten habe eine weitere Überdeckun­g mit ein paar Zentimeter­n gefordert. Das sei zwar inzwischen gemacht, aber bislang sei kein weiterer Termin mit dem Gutachter zustande gekommen. Erst wenn dieser grünes Licht gibt, könne die Auffüllung eingeebnet und angesät werden – frühestens im nächsten Frühjahr.

Das lange Warten auf eine Tischtenni­splatte

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Foto: Gerald Modlinger Das Eisstadion auf dem MTV‰Gelände in Dießen ist momentan dreigeteil­t: Basketball­platz, Winterplat­z für Boote und Stockplatz.

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