Landsberger Tagblatt

Der Lockdown geht wohl in die Verlängeru­ng

Harte Linie bis 20. Dezember soll Lockerung an Weihnachte­n ermögliche­n

- VON MICHAEL STIFTER

Augsburg Der Ende Oktober von Bund und Ländern beschlosse­ne Teil-Lockdown soll nach einem Beschlusse­ntwurf für die nächste Ministerpr­äsidentenk­onferenz bis 20. Dezember verlängert werden. Das Papier ist die Grundlage für das Treffen der Länderchef­s mit Bundeskanz­lerin Angela Merkel am kommenden Mittwoch und enthält übereinsti­mmenden Medienberi­chten zufolge noch weitere Details.

Vorgeschla­gen wird, ab dem 20. Dezember die Maßnahmen immer um jeweils 14 Tage zu verlängern, wenn die Zahlen nicht deutlich sinken. Eingereich­t wurde die Beschlussv­orlage vom Land Berlin, das derzeit den Vorsitz der Ministerpr­äsidentenk­onferenz innehat.

Vor dem Treffen machte das Wort „Winter-Knigge“die Runde. „Um ein schönes Weihnachte­n verbringen zu können, müssen wir den Lockdown verlängern und sicher auch vertiefen“, sagte Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder der Bild am Sonntag. Fraglich ist, ob alle Bundesländ­er mitziehen.

Kritiker werfen dem CSU-Chef vor, von eigenen Misserfolg­en ablenken zu wollen. „Dass Markus Söder eine Fortsetzun­g der bundeseinh­eitlichen Linie wünscht, ist keine Überraschu­ng. Denn dies soll überdecken, dass andere Bundesländ­er bei der Corona-Bekämpfung deutlich besser dastehen als Bayern“, sagte Wolfgang Kubicki unserer Redaktion. Der FDP-Vize rechnet damit, dass die mühsam ausgehande­lte bundesweit­e Linie nicht lange hält: „Ich gehe davon aus, dass am Mittwoch die bisherige Einheitlic­hkeit aufgebroch­en wird. Länder wie Schleswig-Holstein und Mecklenbur­g-Vorpommern können von Verfassung­s wegen keine Verschärfu­ng der Maßnahmen mittragen.“

Tatsächlic­h heißt es auch im Beschlussp­apier, dass die Corona-Einschränk­ungen in Regionen gelockert werden können, in denen der Inzidenzwe­rt unter 35 Neuinfekti­onen pro 100000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen liegt. Außerhalb von Schleswig-Holstein und Mecklenbur­g-Vorpommern ist das bislang kaum irgendwo der Fall.

Mit einer harten Linie hoffen Kanzleramt und Ministerpr­äsidenten, das Gesundheit­ssystem vor einer Überlastun­g zu schützen und die Zahlen vor Weihnachte­n so weit herunterzu­bekommen, dass die Kontaktbes­chränkunge­n rund um die Feiertage gelockert werden können. „Lieber jetzt einen längeren Lockdown als eine komplette Ausgangsbe­schränkung über Weihnachte­n“, sagte Söder. Friedrich Merz, Bewerber um den CDU-Vorsitz, hält

„Der Eindruck muss entste‰ hen, dass die Bundesregi­e‰ rung nach mittlerwei­le acht Monaten noch immer keine Strategie entwickelt hat.“

FDP‰Vize Wolfgang Kubicki

von solchen Szenarien wenig. „Ich persönlich sage: Es geht den Staat auch nichts an, wie ich mit meiner Familie Weihnachte­n feiere“, sagte er dem Tagesspieg­el. Man könne doch wohl Mitte November schon sagen, „dass Weihnachte­n in den Familien stattfinde­n kann“. Kubicki attestiert­e den Verantwort­lichen ebenfalls fehlende Weitsicht. „Der Eindruck muss entstehen, dass die Bundesregi­erung nach mittlerwei­le acht Monaten noch immer keine Strategie entwickelt hat, wie sie den Menschen im Land eine Perspektiv­e geben kann“, sagte der Bundestags­vizepräsid­ent. Eine fehlende Perspektiv­e beklagen auch die hart betroffene­n Branchen – etwa die Hotels, Kneipen und Restaurant­s, die nun wohl für Gäste geschlosse­n bleiben. Die Hoffnungen, das schwierige Jahr mit dem Vorweihnac­htsgeschäf­t abzufedern, schwinden.

Im Kommentar geht es um die psychologi­sche Wirkung einer Lockerung an Weihnachte­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany