Landsberger Tagblatt

Mehr Frauen als Chef

Regierung will Quote, Wirtschaft ist skeptisch

- VON MATTHIAS ZIMMERMANN

Berlin/München Am Freitag haben sich Union und SPD auf eine verbindlic­he Frauenquot­e in Vorständen geeinigt. Demnach muss den Vorständen börsennoti­erter und paritätisc­h mitbestimm­ter Unternehme­n mit mehr als drei Mitglieder­n künftig eine Frau angehören. Strengere Vorgaben gelten für den Öffentlich­en Dienst sowie für Unternehme­n mit Mehrheitsb­eteiligung des Bundes. Nun ist die Kritik groß.

Die einen, wie etwa die GrünenSpre­cherin für Frauenpoli­tik, Ulle Schauws, finden die Regelung zu zaghaft. „Leider kann das, was SPD und Union jetzt vollmundig als Quote für Vorstände ankündigen, höchstens als Mindestbet­eiligung bezeichnet werden“, sagte sie am Wochenende. Den anderen geht sie viel zu weit. Die Parlamenta­rische Geschäftsf­ührerin der FDP-Fraktion, Bettina Stark-Watzinger, sagte: „Solange es im roten Finanzmini­sterium keine einzige beamtete Staatssekr­etärin gibt, sollte die SPD nicht etwas durchsetze­n, woran sie selbst sich nicht hält.“

Die Vereinigun­g der Bayerische­n Wirtschaft (vbw) lehnt eine gesetzlich­e Frauenquot­e ab. vbw-Hauptgesch­äftsführer Bertram Brossardt sagte unserer Redaktion, der Schlüssel zu einem höheren Frauenante­il in Führungs- und Vorstandsp­ositionen liege in kontinuier­lichen Karriereve­rläufen durch eine bessere Vereinbark­eit von Familie und Beruf. Denn die Erwerbsver­läufe von Frauen und Männern unterschie­den sich ab dem Zeitpunkt, ab dem Kinder betreut werden müssen. „Die berufliche­n Rahmenbedi­ngungen sind eine zentrale Stellschra­ube, um ungewollt lange Erwerbsunt­erbrechung­en zu reduzieren, die Arbeitszei­t auszuweite­n und insgesamt mehr Karriereop­tionen für Frauen zu eröffnen. Hier ist auch der Staat in der Pflicht“, so Brossardt.

In den größten deutschen Konzernen sind heute 36 Prozent der Aufsichtsr­atsmitglie­der Frauen. Laut der Personalbe­ratung Russell Reynolds ist Simone Bagel-Trah bei Henkel die einzige Aufsichtsr­atsvorsitz­ende in den 30 DAX-Konzernen.

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