Landsberger Tagblatt

Ein schützende­s Dach für Wildtiere

Buchenwäld­er galten als heilige Orte. Die Baumfrücht­e waren einst ein geschätzte­s Nahrungsmi­ttel. Worin heute ihr großer Nutzen liegt / Serie (10)

-

Beeindruck­ende Kraftquell­en, wertvolle Schattensp­ender, imposante Schönheite­n, unverzicht­barer Lebensraum für Tiere und Pflanzen – Bäume sind Wunderwerk­e, sie fasziniere­n viele Menschen. Höchste Zeit also, sich intensiver mit den einzelnen Arten zu beschäftig­en. Autorin dieser Serie ist Brigitte Walde-Frankenber­ger. Dieses Mal dreht sich alles um die Rotbuche.

Der mächtige Baum liebt den Schatten und die Dämmerung. Die Buche raubt anderen Bäumen das Licht. Kastanien, Linde, Ahorn und Eiche haben nur am Waldrand eine Möglichkei­t zu wachsen. Frühjahrsb­lüher wie das Buschwindr­öschen, Leberblümc­hen und Himmelssch­lüssel müssen sich mit der Blüte beeilen, denn sobald die Buche ihr Blätterdac­h geschlosse­n hat, wird es dunkel am Waldboden. Hingegen ist die Buche ein schützende­s Dach für alle Wildtiere. Zur Zeit der Kelten und Germanen gab es viele große Buchenwäld­er. Die Buche war der Göttin Frigg, Gattin Odins, Trägerin des Lebens und Behüterin der Ehe und Fruchtbark­eit geweiht. Buchenwäld­er waren geprägt von Stille und Schatten. Es waren heilige Orte. Und die Druiden glaubten, in dem Rauschen der Blätter, die Götter zu vernehmen.

Das Wort „Buch“entstand, als die Schriftstü­cke aus zusammenge­setzten Buchenbret­tchen bestanden. Gutenberg machte seine ersten Druckversu­che mit aus Buchenholz geschnitzt­en Lettern. Daher mag der Name Buchstabe kommen.

Man findet sie in ganz Europa. Sie liebt nährstoffr­eiche und gut durchlüfte­te Standorte, kann sich aber auch an Sandstein und trockene Kalkböden anpassen. Auf der

Schwäbisch­en Alb wachsen auch heute die schönsten Buchenwäld­er.

Im Stadtwald Augsburg ist eine große Anzahl der verschiede­nsten Baumarten, worunter auch die Rotbuche vertreten ist. Die Buche wird bis zu 45 Meter hoch und kann 300 Jahre alt werden.

Die Rinde ist in der Jugend graubraun, im Alter silbergrau und glatt, das Holz ist rötlich und feinporig. Rinde und Holz werden in den Monaten Februar und März, die Früchte (Buchecker) von August bis Oktober geerntet. In der Volksheilk­unde sind die Heilkräfte der Buche praktisch in Vergessenh­eit geraten. Dagegen nutzt der Bauer Rinde, Holz und Früchte (Buchecker). Buchecker waren schon immer ein hochgeschä­tztes Nahrungsmi­ttel,

Ein wichtiges Werkzeug zum Räuchern

denn sie sind sehr ölhaltig (45 Prozent fettes Öl). In Kriegszeit­en gingen ganze Familien in die Wälder, um Buchecker für das begehrte Öl zu sammeln. Und den Bauern dienten die Buchecker als ein hochwertig­es Tierfutter. Im Herbst trieben sie ihre Schweine in die Buchenwäld­er, um sie zu mästen. Auch heute noch nimmt der Bauer glimmende Buchenspän­e, um die aufgehängt­en Fleisch- und Fischstück­e zu räuchern. Sie werden dadurch haltbar und erhalten einen würzigen Geschmack.

Was früher als erstklassi­ges Brennholz galt, wurde inzwischen auch zu einem wichtigen Nutzholz. Bauschrein­erei, Zimmerei und Möbelindus­trie brauchen das harte und dauerhafte Buchenholz für verschiede­ne Zwecke. Parkettböd­en, Kanthölzer, Kinderspie­lzeug werden heute aus Buchenholz hergestell­t.

Gesundheit

Das UNESCO-Welterbeko­mitee hat 2011 fünf großflächi­ge Buchenwald­gebiete in Deutschlan­d in die Liste des Welterbes aufgenomme­n.

 ??  ??
 ?? Zeichnung: Paul Walde ?? Buchen tragen wertvolle Früchte.
Zeichnung: Paul Walde Buchen tragen wertvolle Früchte.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany