Landsberger Tagblatt

Der Rhythmus, bei dem man mit muss…

- VON MATTHIAS ZIMMERMANN maz@augsburger‰allgemeine.de

Was wäre unser Leben ohne Musik? Damit kann man sich trösten, wenn es einem wieder einmal passiert. So wie jetzt, während diese Zeile entstehen. Ein Wippen mit dem Fuß, ein leichtes Nicken mit dem Kopf und ganz leise, damit einen ja niemand hört, singt man ein paar Wörter nach. So ist es, wenn man unter akutem Ohrwurmbef­all leidet. Dagegen gibt es keine Medizin. Einfach so tun als wäre nichts und darauf warten, dass alles von selber vorbeigeht, hilft auch nicht. Man muss die Sache offensiv angehen. Vergrämung durch Aneignung könnte man es nennen. Also keine Angst vor mangelnder Textsicher­heit. Oder, wenn man ganz ehrlich ist, mangelndem Textverstä­ndnis. Denn ganz oft singt die Wurmstimme in unserem Kopf ja gar nicht in unserer Mutterspra­che. Englisch oder vielleicht sogar Französisc­h hat man ja in der Schule gelernt. Aber Italienisc­h? Hilft ja nichts. Der Wurm muss raus aus dem Kopf, denn der Kopf soll wieder frei werden für anderes. „Amameh, et scofiameh, amameh…“Was das heißt? Keine Ahnung. Hoffentlic­h mal nichts Ausfällige­s. Es klingt zumindest fröhlich. Das ist das Wichtigste bei der Therapie: Nicht verzweifel­n. Locker bleiben. Geht alles vorbei. Auch ein Ohrwurm lebt ja nicht ewig. Spätestens wenn der nächste sich einnistet, muss er weichen. In diesem Sinn, auf geht’s Enzo Janacci, sing noch einmal für mich: „Dabbdibbda­bdab tschitscha­la jatschilaj­a tschila…“

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Symbolfoto: Sebastian Thanner, Adobe Stock Ein Ohrwurm kann einen beinahe zur Verzweiflu­ng treiben.

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