Landsberger Tagblatt

Die Moral des FCA wird belohnt

Der FC Augsburg gibt in Mönchengla­dbach trotz Rückstands und Unterzahl nicht auf und holt einen Punkt. Was Sport-Geschäftsf­ührer Reuter jetzt von der Mannschaft fordert

- VON MARCO SCHEINHOF

Mönchengla­dbach Heiko Herrlich stand noch lange am Spielfeldr­and. Er wartete geduldig, bis er bei den Interviews mit den Fernsehsen­dern an der Reihe war. Immer wieder blickte er nach oben auf die Anzeigetaf­el im Borussia-Park. Dort sendete die Stadion-Regie die Höhepunkte des vorherigen 1:1 des FC Augsburg bei Borussia Mönchengla­dbach. Diese waren geprägt von Chancen der Gastgeber.

Vor allem von einem schludrig damit umgehenden Breel Embolo. Da der Angreifer aber sowohl mit dem Fuß als auch mit dem Kopf unpräzise wie ein großflächi­ger Rasenspren­ger agierte, blieb dem FCA ein Punkt. Und weil die Mannschaft trotz Unterzahl an sich glaubte und nicht aufgeben wollte. Belohnt durch den späten Ausgleich von Daniel Caligiuri (88.), nachdem Florian Neuhaus die Borussia früh in Führung gebracht hatte (5.).

Herrlich also starrte nach oben und sah dort auch zwei Gelbe Karten gegen Raphael Framberger. Eine Hinausstel­lung nach gut zehn Minuten Einsatzzei­t ist kaum lobenswert. Vor allem die erste Vererzürnt­e Herrlich, während des Spiels hatte er aufgebrach­t von „einem Witz“gesprochen. Hinterher sagte er: „Aus meiner Sicht war es nicht nötig, hier Gelb zu zeigen.“Framberger war von der Seite in seinen Gegenspiel­er gerauscht. Er hatte zwar den Ball getroffen, allerdings auch die Beine von Hannes Wolf. Die Entscheidu­ng war vertretbar. Nichts zu diskutiere­n gab es bei Framberger­s zweitem Foul an

Breel Embolo. „Diese Karte war absolut berechtigt“, sagte Herrlich. Mit der Folge, dass seine Mannschaft 25 Minuten in Unterzahl spielen musste.

Das kann in Gladbach zu großen Problemen führen. Tat es aber nicht, weil die Gladbacher nicht mehr trafen und sich kurz vor Schluss nicht gegen einen Gegentreff­er wehrten. Wie schon häufig in dieser Saison, etwa in der Champions League beim 2:2 gegen Real Madrid. „Das ist ein schmerzhaf­ter Lernprozes­s, weil wir wieder Punkte liegen lassen“, sagte Borussias

Trainer Marco Rose. Sein Gegenüber hatte drei Wechsel vorgenomme­n im Vergleich zur vergangene­n 0:3-Niederlage gegen Hertha BSC. Florian Niederlech­ner kehrte in die Startelf zurück und bildete mit dem ebenfalls neu im Team stehenden Alfred Finnbogaso­n eine Doppelspit­ze. Im Mittelfeld ersetzte Rani Khedira den krank fehlenden Carlos Gruezo, der wegen Fiebers die Reise an den Niederrhei­n nicht angetreten hatte. An Covid-19 allerdings leidet er nicht, seine beiden letzten Tests fielen negativ aus. An ehemaliger Wirkungsst­ätte durfte Tobias Strobl ran – und das mit einer ordentlich­en Leistung. „Wir haben immer an unsere Chance geglaubt“, sagte der Mittelfeld­spieler, „wir haben das gemacht, was uns auch zuvor stark gemacht hat.“Robust und kompakt traten die Augsburger auf, wie häufig in dieser Saison. Außer freilich im letzten Heimspiel gegen Hertha BSC, das enttäusche­nd war.

Mit dem 1:1 sind die Augsburger zurück in der Spur. „Dieser Punkt ist wichtig für die Moral“, freute sich Stefan Reuter, „die Mannschaft hat das richtig gut gemacht.“Der Sport-Geschäftsf­ührer forderte aber auch: „Wir dürfen jetzt nicht nachwarnun­g lassen.“Vor allem nicht, da jetzt Gegner kommen, die in der Tabelle hinter dem FCA liegen. Am Samstag empfängt Augsburg den SC Freiburg. Die vermeintli­ch schwersten Brocken haben die Augsburger an den ersten acht Spieltagen abgearbeit­et. „Wir dürfen aber nicht glauben, dass das Selbstläuf­er werden. Für uns gibt es keine leichten Gegner“, sagte Reuter. Dem stimmte Finnbogaso­n zu: „Es wäre ein Riesenfehl­er zu denken, dass es jetzt leichter wird.“Der Stürmer hatte nach 19 Sekunden eine große Chance, scheiterte aber an Yann Sommer. Die frühe Führung hätte vielleicht sogar zu mehr als nur einem Punkt führen können. Auch diese Szene wird Herrlich auf der Anzeigetaf­el gesehen haben. Mönchengla­dbach

FCA‰Trainer Herrlich ärgert sich über den Platzverwe­is

Sommer – Lainer, Ginter, Elvedi, Wendt – Kramer, Neuhaus (89. Zakaria) – Herrmann (67. Lazaro), Stindl (78. Thuram), Wolf – Embolo Augsburg Gikiewicz – Gumny (54. Fram‰ berger), Gouweleeuw, Uduokhai, Iago – Khedira, Strobl – Caligiuri, Vargas (82. M. Richter) – Finnbogaso­n (65. Hahn), Nie‰ derlechner (65. Gregoritsc­h)

Tore 1:0 Neuhaus (5.), 1:1 . Caligiuri (88.) Gelb‰Rote Karte Framberger (66./wh. Foul) Schiedsric­hter Schmidt (Stuttgart)

 ?? Foto: Getty Images ?? Spätes Glück: Durch seinen Treffer kurz vor Abpfiff sicherte Daniel Caligiuri dem FC Augsburg in Mönchengla­dbach einen Punkt. Für die Augsburger Mitspieler ein Anlass, den Torschütze­n einmal richtig durchzusch­ütteln.
Foto: Getty Images Spätes Glück: Durch seinen Treffer kurz vor Abpfiff sicherte Daniel Caligiuri dem FC Augsburg in Mönchengla­dbach einen Punkt. Für die Augsburger Mitspieler ein Anlass, den Torschütze­n einmal richtig durchzusch­ütteln.

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