Landsberger Tagblatt

Die Familie geht vor

Panther-Verteidige­r Patrick McNeill bleibt vorerst in Kanada, damit seine Frau Karriere machen kann. Augsburg sucht jetzt Ersatz – und kann vielleicht vom Chaos in Krefeld profitiere­n

- VON ANDREAS KORNES

Augsburg Bis zum Wochenende hatte es so ausgesehen, als könnten die Augsburger Panther das muntere Treiben auf dem Transferma­rkt in aller Ruhe beobachten. Der Kader des DEL-Klubs hat im Sturm zwar noch drei offene Ausländerp­ositionen. Diese sollen aber aus Kostengrün­den erst einmal nicht besetzt werden. Von knapp sieben Millionen haben die Panther ihren Etat inmitten der Corona-Krise auf 2,5 Millionen eingedampf­t. Plötzlich aber muss sich Hauptgesel­lschafter Lothar Sigl doch noch um neues Personal bemühen. Denn mit Patrick McNeill kehrt ein wichtiger Verteidige­r vorerst nicht aus Kanada nach Augsburg zurück.

Die Frau des 33-Jährigen habe „eine berufliche Karrierech­ance erhalten, die sie nicht ablehnen konnte und auch unsere Kinder haben sich in Kanada wieder gut eingelebt. Speziell in Zeiten der Pandemie wollen wir vorerst als Familie zusammen in Kanada bleiben und uns nicht räumlich trennen“, wird McNeill in einer Mitteilung des Klubs zitiert. Der Vertrag des zweifachen Vaters wurde temporär ausgesetzt. Es besteht die leise Hoffnung, dass der Verteidige­r im Laufe der Saison doch noch einfliegt. Sigl hält ihm zumindest alle Türen offen. Er lege großen Wert darauf, dass McNeill weiter ein Spieler der Augsburger Panther sei und jederzeit zurückkomm­en könne.

McNeills Entscheidu­ng reißt allerdings eine Lücke, die Nachwuchsm­ann Niklas Länger (noch) nicht füllen kann. Zudem fehlt der 19-Jährige fast den ganzen Dezember, da er für die U20-Weltmeiste­rschaft nominiert wurde. Also läuft inzwischen die Suche nach einem Ersatzmann auf Hochtouren. Im Idealfall braucht der keine lange Eingewöhnu­ngszeit an das Niveau der DEL, denn die Vorbereitu­ng ist in diesem Jahr mit zweieinhal­b Wochen extrem kurz. Der ERC Ingolstadt hat in den vergangene­n Tagen gezeigt, wie so etwas funktionie­ren kann. Der dortige Sportdirek­tor Larry Mitchell hat mit Louis-Marc Aubry (in Berlin aussortier­t) und Daniel Pietta (in Krefeld aussortier­t) zwei DEL-erfahrene Profis verpflicht­et.

Vor allem in Krefeld könnten sich in den kommenden Tagen weitere Optionen ergeben, denn dort gärt es hinter den Kulissen. Vor einem Spiel des Magenta-Cups hatte die Mannschaft vergangene Woche nahezu komplett auf das Aufwärmen verzichtet. Die Aktion war offenbar als Protest gegen eine weitere Gehaltskür­zung gedacht, die der Mannschaft sehr kurzfristi­g angekündig­t worden war. Hintergrun­d ist eine „maximal schwierige wirtschaft­liche Situation“, wie die Westdeutsc­he Zeitung Krefelds Geschäftsf­ührer Sergey Saveljev zitiert. Den Profis soll auch übel aufgestoße­n haben, dass der Verein nur für das Vorbereitu­ngsturnier gleich vier neue Profis aus Nordamerik­a hat einfliegen lassen. Deren sportliche Zukunft steht in den Sternen.

Trainer Glen Hannon war das zu viel, er warf am Sonntag das Handtuch und verließ Krefeld auf eigenen Wunsch. Vielleicht folgt ihm in Kürze der ein oder andere Spieler.

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Patrick McNeill

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