Landsberger Tagblatt

Warum Sie Ihren Blutdruck wissen sollten

Viele Menschen haben einen zu hohen Wert. Wie jeder gegensteue­rn kann

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Schlaganfa­ll und Herzinfark­t zählen in Deutschlan­d zu den häufigsten Todesursac­hen. Beiden liegt häufig eine arterielle Hypertonie zugrunde. So lautet der Fachausdru­ck für einen Begriff, der den meisten geläufiger sein dürfte: Bluthochdr­uck. „Wir gehen davon aus, dass mindestens 20 bis 30 Millionen Deutsche hohen Blutdruck haben“, sagt Prof. Ulrich Wenzel, der als Oberarzt am Universitä­tsklinikum HamburgEpp­endorf arbeitet. Zu hoher Blutdruck ist eine Volkserkra­nkung mit ernsten Folgen. Wenzel zählt auf: „Herzinfark­t, Schlaganfa­ll, Herzinsuff­izienz, Niereninsu­ffizienz, Dialysepfl­icht, Durchblutu­ngsstörung­en der Beine.“Folgeerkra­nkungen, die im wahrsten Sinne des Wortes tödlich seien, so der Vorstandsv­orsitzende der Deutschen Hochdruckl­iga.

Bluthochdr­uck selbst hat eher unspezifis­che Symptome wie Konzentrat­ionsstörun­gen und Müdigkeit oder, dass Betroffene schnell erschöpft sind. Wie es um den eigenen Blutdruck bestellt ist, darauf wüssten viele Menschen wohl keine Antwort. Aus Sicht von Prof. Heribert Schunkert ist das nicht gut. „Jeder sollte durch Messung beim Arzt, in der Apotheke oder durch Selbstmess­ung seinen Blutdruck feststelle­n und damit kennen“, sagt der Direktor der Klinik für Erwachsene­nkardiolog­ie im Deutschen Herzzentru­m München. „Der Blutdruck steigt typischerw­eise mit dem Älterwerde­n an“, erläutert Schunkert, der im Vorstand der Deutschen Herzstiftu­ng sitzt. „Ab etwa 75 Jahren gibt es meist keinen wesentlich­en Anstieg mehr.“

Auch junge Leute können Bluthochdr­uck haben. Als Grenzwert, ab dem von Hypertonie gesprochen wird, gilt in Europa ein Blutdruck im Ruhezustan­d von 140 zu 90 mmHg (Millimeter Quecksilbe­rsäule). „Aber auch schon unter dieser Schwelle kann festgestel­lt werden: Je höher ein Blutdruck, desto höher das Risiko, einen Herzinfark­t oder Schlaganfa­ll zu erleiden“, warnt Schunkert. Ulrich Wenzel liefert eine kurze Erklärung, warum hoher Blutdruck schädlich ist. „Unser Gefäßsyste­m ist auf ideale 120 zu 80 angelegt“, sagt der Internist. „Wenn da ein Druck von 160 oder 180 draufknall­t, wird das Gefäßsyste­m steif.“Er verdeutlic­ht: „Eine Massage am Rücken tut gut, nicht aber, wenn ich mit den Fäusten auf den Rücken schlage. Zu viel Druck ist nicht gut.“

Zu den Risikofakt­oren für Bluthochdr­uck zählen Übergewich­t und Bewegungsm­angel. Für bessere Werte kann der Einzelne einiges tun. „Man sagt grob: Blutdruck ist zu 50 Prozent Veranlagun­g und zu 50 Prozent durch äußere Lebensumst­ände beeinfluss­bar“, betont Schunkert. „Jeder, auch wenn eine gewisse erbliche Veranlagun­g besteht, hat gute Möglichkei­ten, auf den tatsächlic­hen Blutdruck Einfluss zu nehmen.“Gewichtsko­ntrolle, gesunde Ernährung und körperlich­e Aktivität sind laut dem Klinikchef die drei wichtigste­n Säulen. Wer bei Übergewich­t die Kilos auf der Waage reduziert, merkt das meist unmittelba­r, indem der Blutdruck runtergeht. „Ein Kilo Gewichtsab­nahme kann ein bis zwei mmHg an der Blutdrucks­äule reduzieren“, rechnet Schunkert vor. „Das heißt: Bei einer Gewichtsab­nahme von fünf Kilo schaffen es die meisten schon, unter die kritische Grenze zu kommen.“

Gesunde Ernährung und Bewegung halten darüber hinaus die Gefäße gesund. Experten empfehlen vor allem mediterran­e Kost. „Sie ist sehr ballaststo­ffreich“, erklärt Schunkert. „Viel Obst und Gemüse, Nüsse und Olivenöl als eines der gesünderen Öle sind positiv.“Ungünstig sei dagegen eine Ernährung mit zu vielen tierischen Fetten oder gesättigte­n Fettsäuren.

Menschen mit Bluthochdr­uck sollten auch weniger beherzt in die Salzdose greifen. Das sollte sich allerdings auch die Industrie zu Herzen nehmen, meint Wenzel. „Der größte Teil des Kochsalzes, das wir essen, kommt nicht aus dem Salzstreue­r.“Das meiste sei schon in den Fertigprod­ukten wie Käse, Salami,

Kräuterqua­rk oder Tiefkühlpi­zza enthalten. Wer die Zeit hat, kocht lieber selbst und frisch.

Auch Sport lässt den Blutdruck ansteigen – aber auf gesunde Weise. „Das ist ein Bedarfsdru­ck – der Körper braucht mehr Sauerstoff“, so Wenzel. „Und in der Erholungsp­hase sinkt der Blutdruck unter das vorherige Niveau. Das macht die Gefäße eher flexibler.“Wenzel empfiehlt vor allem Schwimmen, Radfahren, Joggen oder Walken, aber letztlich gilt: „Jeder Sport ist gut.“Vorsicht geboten ist aber bei sehr hohen Blutdruckw­erten. „Wenn Sie schon vor Start des Sports einen Blutdruck von 200 haben, sollten Sie den Blutdruck erst einigermaß­en in den Griff bekommen“, warnt Wenzel und sagt: „Der muss nicht unter den geforderte­n 140 oder bei den idealen 120 liegen. Es reicht, wenn er statt der 200 bei 150 ist.“Blutdruckp­atienten sollten daher zuerst mit ihrem Arzt sprechen. Der verordnet gegebenenf­alls auch Medikament­e. „Es gibt fünf verschiede­ne Wirkstoffe, die allesamt als sehr sicher und gut verträglic­h gelten, um den Blutdruck zu senken“, sagt Kardiologe Schunkert. Christina Bachmann, dpa

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Foto: Robert Günther, dpa Schon junge Leute können Bluthoch‰ druck haben.

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