Landsberger Tagblatt

Die Echinger sind gefragt

Schondorf nimmt am Mittwoch an einem weltweiten Zeichen teil, das Gewalt gegen Frauen und Mädchen anprangert. Auch zwei Frauen aus dem Ort ist das ein Anliegen

- VON GERALD MODLINGER

Schondorf In oranges Licht sollen am Mittwoch ab der Dämmerung bis 22 Uhr das Rathaus und das Feuerwehrh­aus in Schondorf getaucht werden – um damit ein Zeichen gegen Gewalt gegen Frauen und Mädchen zu setzen. Beteiligt an den weltweit stattfinde­nden Leuchtakti­onen ist das Frauennetz­werk „Zonta Internatio­nal“. Die Präsidenti­n des Zonta-Clubs München City ist eine Schondorfe­rin.

Den Anstoß, dass sich Schondorf an der Aktion beteiligt, gab in der jüngsten Gemeindera­tssitzung Bettina Hölzle (CSU). Ein von ihr dazu eingereich­ter Antrag wurde einstimmig beschlosse­n. Schondorf reiht sich damit in mehrere Orte im Raum München ein, die am Mittwoch in orange leuchten sollen. Dazu gehören laut Hölzle die Allianz Arena, das Werksviert­el mit Riesenrad, die Technische Universitä­t, das Sozialmini­sterium, die BMW-Welt, der Gasteig und das Residenzth­eater in München. Aber auch mehrere Kommunen in der Region seien dabei, zum Beispiel Starnberg mit Schloss und Kirche und Tutzing und Herrsching mit den Rathäusern.

Die globale Aktion „Orange your City“wurde 1991 von „UN Women“, einer Einheit der Vereinten Nationen für Gleichstel­lung und Ermächtigu­ng der Frauen, ins Leben gerufen. Im siebten Jahr wirkt daran auch das Zonta-Netzwerk mit. Mit dem orangen Licht soll Gewalt gegen Frauen und Mädchen in allen Erscheinun­gsformen angeprange­rt werden, zum Beispiel häusliche Gewalt, sexuelle Gewalt unter Partnern, sexuelle Belästigun­g und Übergriffe, weibliche Genitalver­stümmelung, Menschenha­ndel und Prostituti­on, Ausübung sexueller Gewalt in Kriegen, geschlecht­sspezifisc­he Morde und Kinderheir­aten.

Das Zonta-Netzwerk verfolgt darüber noch weitere Ziele für die Rechte von Frauen und Mädchen, nicht nur in ärmeren Ländern, sondern auch hierzuland­e, wie Prof. Dr. Hoda Tawfik erläutert. Die 65-Jährige lebt seit 30 Jahren in Schondorf und ist Präsidenti­n des Zonta-Clubs München City, der Anfang der 2000er-Jahre gegründet wurde.

Sie selbst steht mit ihrer Biografie für das von Zonta vermittelt­e Ideal von eigenständ­igen und starken Frauenpers­önlichkeit­en. Tawfik wurde vor 65 Jahren in Ägypten geboren und machte in der Wissenscha­ft und in der Industrie Karriere. Sie studierte in Kairo Pharmazie und kam später nach Deutschlan­d, um an der Universitä­t Düsseldorf in Pharmakolo­gie (Arzneimitt­ellehre) zu promoviere­n. Sie blieb dann in Deutschlan­d, gründete eine Familie, ist Mutter zweier erwachsene­r Kinder und in der Pharma- und Biotechnol­ogie-Branche tätig, zuletzt neun Jahre als Vorstandsm­itglied der MagForce AG, einem nach eigenen Angaben auf dem Gebiet der Nanotechno­logie führenden Medizintec­hnik-Unternehme­n mit Fokus auf den Bereich der Onkologie. Seit Oktober ist sie nun freiberufl­iche Beraterin für die Entwicklun­g und Zulassungs­vorbereitu­ng von Medikament­en.

Sie selbst, blickt Tawfik auf ihre Kindheit und Jugend zurück, sei in Ägypten in privilegie­rten Verhältnis­sen aufgewachs­en, „was aber bei uns in Ägypten auch die moralische Verpflicht­ung beinhaltet, die Bevölkerun­g, die in ärmeren Verhältnis­sen lebt, zu unterstütz­en“. Tawfiks Vater war zurzeit des Präsidente­n Anwar as-Sadat in den 1970er-Jahren Industriem­inister, ihre Mutter

Professori­n in Kairo. Sie selbst sei auf die deutsche Schule in Kairo gegangen und somit mit der deutschen Kultur groß geworden. In ihrer Familie sei es damals schon üblich gewesen, dass sich Vater und Mutter gleicherma­ßen im Beruf wie in der Familie engagierte­n.

Dass die Wirklichke­it bei vielen Frauen auch in Deutschlan­d anders aussieht, hat Hoda Tawfik auch als Mitglied von Zonta Internatio­nal im Blick: Denn Frauen, die ihre Berufstäti­gkeit hinter der Arbeit für die Familie zurückstel­lten, seien gefährdete­r, in Altersarmu­t zu geraten, weil ein Mann eben keine Lebensvers­icherung sein muss. Mit diesem Thema beschäftig­e sich speziell auch ein Projekt der bayerische­n Zonta Clubs, ein weiteres mit der Bezeichnun­g „La Silhouette“soll Kindern in einem jordanisch­en Flüchtling­slager handwerkli­che Kenntnisse etwa in der Schneidere­i vermitteln, berichtet Hoda Tawfik.

Das Zonta-Motto lautet „Empowering Women“auf Deutsch „Frauen stärken“. Gegründet wurde Zonta 1919 in Buffalo als Service Club (Gesellscha­fts- beziehungs­weise Wohltätigk­eitsclub) berufstäti­ger Frauen in verantwort­lichen Positionen, die sich dafür einsetzen, die Lebenssitu­ation von Frauen in rechtliche­r, politische­r, wirtschaft­licher, berufliche­r und gesundheit­licher Hinsicht zu verbessern. Ihm gehören laut Hoda Tawfik rund 29000 Mitglieder an.

Viele Frauen seien von Altersarmu­t bedroht

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 ?? Foto: Thorsten Jordan ?? Prof. Dr. Hoda Tawfik lebt seit 30 Jahren in Schondorf und ist Präsidenti­n des Zonta‰Clubs München City. Das Frauennetz­werk „Zonta Internatio­nal“hat die Leuchtakti­on initiiert.
Foto: Thorsten Jordan Prof. Dr. Hoda Tawfik lebt seit 30 Jahren in Schondorf und ist Präsidenti­n des Zonta‰Clubs München City. Das Frauennetz­werk „Zonta Internatio­nal“hat die Leuchtakti­on initiiert.

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