Die Firma Corpuls ist auf Erfolgskurs
Der Umsatz des Herstellers von Medizintechnik aus Kaufering liegt über 100 Millionen Euro. Das starke Wachstum sorgt aber auch für Handlungsdruck. Der Betrieb macht wechselvolle Erfahrungen in der Corona-Pandemie
Kaufering In der Corona-Krise brechen vielen Kommunen die Steuereinnahmen weg. Der Markt Kaufering merkt das zwar auch bei der Einkommenssteuer, nicht aber bei der Gewerbesteuer. Der im Haushalt 2020 veranschlagte Ansatz von 6,8 Millionen Euro könnte sogar übertroffen werden, hieß es kürzlich in einer Sitzung des Marktgemeinderats. Maßgeblich dafür verantwortlich ist die Firma „GS Elektromedizinische Geräte G. Stemple GmbH“, besser bekannt unter ihrem Produktnamen Corpuls. Die dortige Entwicklung und die Zukunftspläne des Unternehmens dürften von Bürgermeister und Kämmerer mit Freude betrachtet werden.
Das Unternehmen, das seinen Sitz im Norden der Gemeinde hat, produziert Defibrillatoren samt Monitoringsysteme und hat ein Thoraxkompressionsgerät entwickelt, das zur Herz-Lungen-Wiederbelebung bei Herzstillstand eingesetzt wird. Außerdem können die Corpuls-Geräte zu einem zentralen Überwachungsmonitoring zusammengeschlossen werden: Das Kauferinger Unternehmen hat diese Funktion im Jahr 2019 entwickelt. Mit den Produkten konnte in den
Den Umsatz in vier Jahren mehr als verdoppelt
vergangenen Jahren ein großer Zuwachs beim Umsatz erzielt werden, wie aus den Zahlen hervorgeht, die Geschäftsführer Christian Klimmer präsentiert. Dieser wird heuer wohl mehr als doppelt so hoch sein wie noch im Jahr 2017. „Wir rechnen damit, dass wir die 100-MillionenEuro-Marke überschreiten werden.“
Doch obwohl die Firma für die Intensivmedizin relevante Produkte herstellt, gehe nur ein Bruchteil der Umsatzsteigerung auf die Lungenkrankheit Covid-19 zurück, so Klimmer. Er beziffert den Anteil auf zehn Prozent. „Die Zeit im Frühjahr war außergewöhnlich. Da war viel Panik im Markt. Alle haben bestellt und später wurden bei uns viele Aufträge wieder storniert, als klar war, dass die Intensivstationen nicht so überfüllt sind wie zunächst befürchtet.“Obwohl jetzt die Fallzahlen wieder steigen, sei ein Anstieg der Bestellungen nicht beobachtbar, ergänzt das Geschäftsführungsmitglied Klaus Stemple. Betroffen war der Familienbetrieb allerdings vom Lockdown in anderen Ländern.
Bauteile, die in China oder Italien hergestellt werden, waren zeitweise nicht mehr verfügbar.
Zugute kommt dem Unternehmen, dass die größeren Aufträge einen längeren Vorlauf haben. Klimmer spricht von „mindestens einem Jahr“. Ausgestattet mit medizinischem Gerät werden auch Rettungswagen und -hubschrauber. Deswegen sei eine Abstimmung mit den Ärzten und dem Medizinproduktebeauftragten in den Krankenhäusern nötig und werde ein Leistungskatalog erarbeitet. Nachdem dieser Teil der Arbeit heuer über mehrere Monate wegen geltender Kontaktbeschränkungen nicht stattfinden konnte und auch alle Messen ausgefallen sind, bei denen sich die Firma hätte präsentieren können, rechnet Klaus Stemple damit, dass es beim Umsatz in den kommenden ein oder zwei Jahren einen Rückgang geben wird.
Große Hoffnungen setzt die GS Elektromedizinische Geräte G. Stemple GmbH in das Thema Telemedizin. Sie haben ein Videokonferenzsystem entwickelt, bei dem der Rettungssanitäter im Fahrzeug sich mit dem diensthabenden Facharzt in der Klinik austauschen kann. Auch könnten medizinische Daten – beispielsweise vom EKG – über das Handy an den Arzt übermittelt werden und der könne Handlungsempfehlungen geben. Auch erfolge eine
Einsatzdokumentation, informiert Klaus Stemple. Derzeit werde zudem ein Telemedizinsystem für ganz Bayern ausgeschrieben, dafür wolle die Kauferinger Firma auch ein Angebot abgeben, sagt Christian Klimmer.
Der Erfolg der vergangenen Jahre erzeugt aber auch Handlungsdruck. „Je mehr Stückzahlen wir herstellen, desto mehr Mitarbeiter brauchen wir im Marketing und im Kundendienst. Mehr Personal benötigen wir zudem wegen verschärfter Anforderungen bei der Zulassung unserer Produkte. Das hängt mit dem Skandal um mangelhafte Brustimplantate in Frankreich zusammen“, erklärt Klimmer.
Das Unternehmen, dessen Geräte in 70 Ländern der Welt zugelassen sind und das in 50 Staaten Geschäftspartner hat, will sich deswegen in Kaufering vergrößern. Es liefen entsprechende Gespräche dazu mit der Marktgemeinde, so Klimmer. Ein Architektenbüro sei bereits beauftragt und ein Grundstück im Besitz des Familienbetriebs gebe es auch – nördlich angrenzend an den jetzigen Firmensitz, der ebenfalls bereits mehrfach erweitert wurde –, sagt der Geschäftsführer. „Wir hoffen, dass wir in den kommenden zwölf Monaten die Zusage von der Gemeinde bekommen und beginnen können zu bauen“, sagt Christian Klimmer.