Landsberger Tagblatt

Die Zukunft ist elektrisch

Immer mehr Serien konzentrie­ren sich auf den alternativ­en Antrieb. Wo mit welchen Autos gefahren wird und welche Auswirkung­en das auch auf die Formel 1 haben kann

- VON MARCO SCHEINHOF

Augsburg Es ist ja nie verkehrt, an die Umwelt zu denken. Schon gar nicht im Motorsport, der einem großen Wandel unterzogen wird. Immer mehr elektrisch­e Rennserien werden erdacht und in die Tat umgesetzt. Die einen früher, die anderen später. Alle aber mit dem Ziel Nachhaltig­keit.

Die Formel E ist seit 2014 fester Bestandtei­l des Motorsport­kalenders. Formel-Fahrzeuge, die an die Formel 1 erinnern, sich aber nicht mit der Königsklas­se vergleiche­n wollen. Ihre Rennen finden in den Metropolen dieser Welt statt. Auf Strecken, die kurzerhand aufgebaut werden. Auch ist nicht der traditione­lle Motorsport­fan als Zielgruppe der vollelektr­ischen Serie auserkoren. Junge Familien sollen ebenso wie Autoliebha­ber ihren Spaß bei den Veranstalt­ungen haben. Die sind auf einen Tag begrenzt, also mit Training, Qualifikat­ion und Rennen innerhalb weniger Stunden. Auch diese Kompakthei­t soll für Attraktivi­tät sorgen. Saisonbegi­nn soll am 16. Januar in Santiago de Chile sein, danach soll es im Februar nach Saudi-Arabien gehen. Weitere Renntermin­e gibt es noch nicht. Die Fahrzeuge haben eine Leistung von 250 kW (340 PS) und beschleuni­gen in 2,8 Sekunden von 0 auf 100 km/h.

Neben der Formel E wird es künftig auch die Super-Charge-Serie geben, die auf Elektro-Crossover-Straßenfah­rzeugen basiert. Der Starttermi­n für diese neue Serie soll 2022 sein. Im ersten Jahr sind acht Veranstalt­ungen geplant, die allesamt in Großstädte­n stattfinde­n sollen. Geplant sind Auftritte im asiatisch-pazifische­n Raum, in China, Europa, im Nahen Osten und in den USA. In die Planung sind Automobilh­ersteller involviert. „Der Rennsport befindet sich an einem Scheideweg“, sagte Rob Armstrong, Super-Charge-Boss und Gründungsm­itglied. „Da viele Länder und Städte bereits verkündet haben, in den kommenden Jahren Autos mit Verbrennun­gsmotoren verbieten zu wollen, wird die Notwendigk­eit des Elektro-Rennsports mit Straßenfah­rzeugen immer dringliche­r“, fügte Armstrong hinzu.

Die Rennwagen liefern eine Leistung von 500 kW (640 PS) und beschleuni­gen von 0 auf 100 km/h in 2,5 Sekunden. Damit sind sie mit Formel-1-Rennwagen vergleichb­ar. 16 Rennfahrer werden pro Veranstalt­ung dabei sein, es soll 15 Rennen mit maximal sechs Runden geben. Die Strecke wird nur etwa einen Kilometer lang sein und Rampen sowie Wasserhind­ernisse enthalten. Eine neue Form des Motorsport­s also.

Ebenso wie die neu geschaffen­e Extreme.E, die im März 2021 in Saudi-Arabien ihre Premiere feiert. Das besondere an dieser Serie ist, dass sie an Orten fahren wird, die vom Klimawande­l stark betroffen sind. Neben der Wüste in SaudiArabi­en sollen die Veranstalt­ungen an der west-afrikanisc­hen Küste im Senegal, auf einem Gletscher Grönlands, im Urwald im brasiliani­schen Para sowie in Feuerland an der Spitze Südamerika­s stattfinde­n. Zudem sind bekannte Namen in der neuen Serie engagiert. Formel-1-Weltmeiste­r Lewis Hamilton schickt wie sein ehemaliger Teamkolleg­e Nico Rosberg ein Team in die Rennen.

Alejandro Agag, der schon die Gründung der Formel E vorangetri­eben hatte, ist einer der Initiatore­n. „Wir sind alle für unseren Planeten verantwort­lich. Wir müssen handeln“, sagte der Spanier. Also an die Umwelt denken und zugleich Motorsport bieten. Ob das überhaupt funktionie­rt? Die Extrem.E-Serie will zeigen, dass elektrisch­e Autos auch unter extremen klimatisch­en Bedingunge­n funktionie­ren. Ihr Pluspunkt: Die Akkus werden mit Brennstoff­zellentech­nik geladen. In der Formel E wurden zuletzt noch an verschiede­nen Orten Dieselaggr­egate benötigt, um den Strom für das Laden der Batterien zu erzeugen.

In der Extreme.E ist auch ein aus anderen Serien wie der DTM oder Formel E gut bekanntes Team dabei: Abt aus Kempten. „Wir lieben Innovation­en, Wettkampf, E-Mobilität und das Gefühl, als Pionier bei etwas ganz Neuem dabei zu sein“, sagte der geschäftsf­ührende Gesellscha­fter Hans-Jürgen Abt. „Deshalb waren wir 2014 bei der Formel E von Anfang an dabei und deshalb haben wir uns auch entschiede­n, ein Mitglied der Extreme.E-Familie zu werden.“Zusammen mit Cupra wird die Allgäuer Renngemein­schaft an den Start gehen. Die Autos sind einheitlic­h konzipiert, bringen eine Leistung von 450 kW und werden wohl nur wenig mehr als 32 Kilometer mit einer Batteriela­dung schaffen. Das aber sollte auf einem Rundkurs mit etwa acht Kilometern kein Problem sein. Zur Halbzeit des Rennens soll es einen Fahrerwech­sel geben, ein Team besteht aus einem männlichen und einem weiblichen Piloten.

Was aber bedeuten die immer mehr werdenden elektrisch­en Rennserien für die Formel 1? Die wird auch weiterhin existieren, da sind sich die Experten einig. 2022 werden sich dort die Rahmenbedi­ngungen ändern. Die Kosten sollen geringer werden. Eines aber ist klar: Die Königsklas­se wird vorerst weiter auf einen Hybridmoto­r setzen.

 ?? Foto: hochzwei ?? Sind als Team Abt‰Cupra bei der Extreme.E dabei (von links): Hans‰Jürgen Abt, Thomas Biermaier, Wayne Griffiths und Mattias Ekström. Rechts ist Alejandro Agag zu sehen, der Initiator der neuen Serie und der bereits die Formel E an den Start gebracht hatte.
Foto: hochzwei Sind als Team Abt‰Cupra bei der Extreme.E dabei (von links): Hans‰Jürgen Abt, Thomas Biermaier, Wayne Griffiths und Mattias Ekström. Rechts ist Alejandro Agag zu sehen, der Initiator der neuen Serie und der bereits die Formel E an den Start gebracht hatte.

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