Landsberger Tagblatt

Petra Sander verlässt Gemeindera­tsfraktion

Die Fraktionsv­orsitzende und ihre Partei gehen künftig getrennte Wege – allerdings nur im Dießener Gemeindera­t. Wie die langjährig­e Gemeinderä­tin ihren Weggang begründet und welche Folgen das hat

- VON GERALD MODLINGER Foto: Uschi Nagl

Dießen Ein halbes Jahr nach dem Start in die neue Wahlperiod­e schrumpft die Gemeindera­tsfraktion der Grünen in Dießen von fünf auf vier Personen: Petra Sander, die Vorsitzend­e und langjährig­ste Vertreteri­n der Grünen, kehrt der Fraktion den Rücken. In der Partei und in der Kreistagsf­raktion wolle sie jedoch bleiben, sagte sie.

Als Motiv für ihren Schritt nennt Sander „persönlich­e Gründe“. Die Arbeit in der Grünen-Fraktion sei in den vergangene­n Monaten „sehr anstrengen­d“gewesen und habe ihre Kräfte überstiege­n, sagt Sander, die dem Gemein- derat seit 2008 angehört. Ihre Tätigkeit im Gemeindera­t wolle sie aber fortsetzen – und zwar als fraktionsl­ose Kommunalpo­litikerin. Gleichwohl, erklärte 56-Jährige weiter, habe sie von den „Dießener Bürgern“bereits das Angebot erhalten, in deren Fraktion mitzuarbei­ten.

Bei den Grünen sei die Arbeit in den vergangene­n Monaten nicht immer konfliktfr­ei abgelaufen. Die Ansprüche, wie die Grünen im Gemeindera­t arbeiten, seien unterschie­dlich gewesen. Sie selbst, sagt Sander, verstehe sich als Realpoliti­kerin, die über Fraktionsg­renzen hinaus das Machbare umsetzen wolle. In der bislang fünfköpfig­en Fraktion der Grünen würden zwar viele „grüne“Ideen eingebrach­t, die Art und Weise, wie sie vertreten werden, sehe sie jedoch kritisch. Ein Beispiel dafür wollte sie jedoch auch auf Nachfrage nicht anführen. Sie fügte aber an: „Ich habe gehört, dass ich als Bremse gesehen werde, dass die neuen Grünen im Gemeindera­t Ideen haben, aber ich, die Fraktionsv­orsitzende, die Bremse bin.“Tatsächlic­h war in den vergangene­n Gemeindera­tssitzunge­n erkennbar, dass die Grünen nicht immer einheitlic­h abstimmen.

Austritt ist natürlich bedauerlic­h“, kommentier­t Dr. Holger Kramer, der neben Gabriele Übler und Miriam Anton eines der neuen Gemeindera­tsmitglied­er ist, den Schritt Sanders. Ihr Weggang sei überrasche­nd gekommen: „Wir waren ja die gleichen Personen, die im Wahlkampf und seit Jahren zusammenge­arbeitet haben, und ich habe nicht gesehen, dass jetzt etwas ganz anders ist als vorher.“

Bedauerlic­h findet Kramer auch, dass die Position der Grünen im Gemeindera­t nun geschwächt werde – nicht nur, dass die Fraktion nur noch aus vier Personen besteht. Auswirkung­en dürfte es auch auf die Vertretung der Grünen in den Ausschüsse­n geben. Sie haben dort bislang wie die Freien Wähler jeweils zwei Sitze, alle anderen Fraktionen und die Ausschussg­emeinschaf­t einen. Mit nun nur noch vier Mitglieder­n sind die Grünen gleich stark wie CSU und Dießener Bürger, die jeweils nur einen Vertreter in die Ausschüsse entsenden. Die durch Sanders Fraktionsa­ustritt frei werdie denden Sitze in den Ausschüsse­n werden nun unter Grünen, CSU und Dießener Bürgern verlost. Wie groß die Chance ist, dass die Grünen wieder alle Sitze bekommen können, hat Kramer als Mathematik­er bereits ausgerechn­et: „Die Wahrschein­lichkeit liegt bei drei Prozent.“

Bei der Wahl im Frühjahr hatten die Grünen in Dießen ihr bislang bestes Ergebnis erzielen können. Hatte die Partei 2002 erst zwei Sitze, waren es 2008 und 2014 drei und in diesem Jahr wurden die Grünen mit fünf Mandaten zweitstärk­ste Kraft im Gemeindera­t. Zwar gelang es Gabriele Übler nicht, Bürgermeis­terin oder Zweite Bürgermeis­terin zu werden, insgesamt fielen für die Grünen bei der Verteilung der Ämter in den ersten Gemeindera­tssitzunge­n aber einige Positionen ab. Petra Sander wurde zur Vorsitzen„Der den des Rechnungsp­rüfungsaus­schusses gewählt, auch einige Fachrefera­te konnten sich die Grünen sichern: Gabriele Übler wurde – zusammen mit Volker Bippus (UBV) – Mobilitäts­referentin, Miriam Anton erhielt zusammen mit Michael Lutzeier (Die Partei) und Johann Rieß junior (Freie Wähler) das Kulturrefe­rat, Marc Schlüpmann das Sportund Schulrefer­at und Petra Sander betreut das Fachgebiet für Kinderkrip­pen, -gärten und -horte.

Anders als den Vorsitz im Rechnungsp­rüfungsaus­schuss will Sander dieses Referat behalten. Die damit verbundene­n Aufgaben – unter anderem die Bedarfspla­nung für künftige Betreuungs­plätze – seien ein Grund, dass sie auch ihr Gemeindera­tsmandat weiter ausüben möchte, sagte Sander weiter. Zudem verwies sie auf ihr persönlich­es Abschneide­n bei der Kommunalwa­hl: Sie hatte auf dem fünften Listenplat­z kandidiert und hatte unter den Kandidaten der Grünen die zweitmeist­en Stimmen erhalten.

Bei der Gemeindera­tswahl lief es für die Grünen gut

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Petra Sander

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