Ein Leben für das Theater
Anton Brandmair leitet seit 20 Jahren die Theatergruppen des FC Stoffen. Dafür wurde der 63-Jährige jüngst bei der Aktion „Stille Helden“ausgezeichnet
Sie versehen ihre Tätigkeiten, ohne groß Aufhebens davon zu machen. Sie helfen, unterstützen, begleiten und gehen voran. Es sind die ehrenamtlichen Bürger, ohne die das Gemeinwohl nicht funktionieren würde. Wir, das sind der Landkreis, die Sparkasse LandsbergDießen und das Landsberger Tagblatt, sagen „Danke“und stellen monatlich einen dieser „Stillen Helden“im Porträt vor. Heute: Anton Brandmair aus Stoffen.
Stoffen Fake News sind spätestens seit der Corona-Krise zu einem alltäglichen Begriff geworden – an Fake News dachte auch der „Stille Held“Anton „Toni“Brandmair aus Stoffen, als er durch ein Schreiben der Sparkasse von seiner Auswahl informiert wurde. „Ich habe mich daraufhin nicht gerührt, erst der Anruf von Herrn Mahl vom Landratsamt hat mich überzeugt“, erzählt der 63-jährige ehemalige Polizeibeamte schmunzelnd und setzt hinzu: „Wer mich vorgeschlagen hat, habe ich erst bei der Ehrung erfahren.“
Nicht wie von ihm vermutet, der Vorstand des FC Stoffen, sondern Ulrike Deininger, langjähriges Mitglied der Stoffener Theatergruppe, die zum FC Stoffen gehört. Brandmair leitet das Theater, das aus einer Kinder-, Jugend- und zwei Seniorengruppen besteht, seit 1999 und hat auch in allen Jahren selbst mitgespielt – bis auf 2010, als er krankheitsbedingt aussetzen musste.
Die Theaterleitung hat er von Konrad Huber übernommen, Brandmair gehörte der Gruppe bereits seit 1995 an. Als er vom Vorstand gefragt wurde, ob er übernehmen wolle, sagte er gleich: „Ja – aber ich habe andere Vorstellungen.“Diese setzte er auch konsequent um, so wurde die Spieldauer von einer auf vier Aufführungen erhöht. Wurde vorher nur bei Weihnachtsfeiern gespielt, konnte nun auch die Öffentlichkeit teilnehmen. 35 bis 40 Theaterspieler konnte Brandmair von Anfang an gewinnen, die Vorstellungen waren mit je 150 Besuchern stets ausverkauft. Gespielt wurde jeweils in den Dezembertagen nach Weihnachten.
An die erste Aufführung 1999 kann sich Brandmair noch gut erinnern. 80 Stühle hatte er von der Gemeinde zum Bestuhlen bekommen, mit 50 Besuchern hatte der Vereinsvorstand gerechnet – doch der Saal wurde gestürmt. „Bei 198 Besuchern haben wir das Zählen aufgehört. Die wenigen Kuchen, die wir angeboten hatten, waren sofort verkauft“, erinnert sich der Stoffener. Damals wie heute sind die Eintrittskarten erschwinglich: Kosteten sie früher fünf D-Mark, stieg der Preis in 20 Jahren auf sechs Euro, Kinder zahlen die Hälfte. Brandmair war es wichtig, dass sich jeder, auch größere Familien, den Theaterspaß leisten konnten.
„Letztes Jahr nach der Vorstellung hab’ ich gesagt, ich hör’ auf, ich hab’ die Kraft nicht mehr“, erinnert sich Brandmair. Die Hälfte seines Jahresurlaubs ging für das Theater drauf, denn bereits im Sommer begann er, nach einem geeigneten Einakter zu suchen. Stets waren es
Lustspiele, sein Lieblingsstück war „Die Mücke“, in dem dieselbige ein Ehepaar um die nächtliche Ruhe brachte. Sein Engagement ging weiter mit der Regie aller Gruppen, dem Erstellen der Flyer, Bestellannahme der Karten, Vorbereitung der Speisen und sogar schminken lernte er extra in einem Kurs.
Eine Paraderolle hatte Brandmair nicht, „aber einen Polizisten hab’ ich nie gespielt“, schmunzelt er. Die größten Lacher bekam er als Tante Anni, für die er extra in Frauenkleider geschlüpft war. „Ich konnte die ersten fünf Minuten auf der Bühne nichts reden, weil das Publikum gebrüllt hat vor Lachen“, erinnert er sich. Zu der Rolle kam er unfreiwillig: Zwei Tage vor der Aufführung war die Darstellerin erkrankt, und er sprang ein.
Viele Jahre mit dabei waren auch Tonis Frau Waltraud sowie seine beiden Kinder. „Kinder und Jugendliche gewinnen an Selbstbewusstsein durch das Theaterspielen“, hat er beobachtet. Neben dem Theater in Stoffen spielte der 63-Jährige auch bei der Pürgener Bühne mit. So war er fast rund ums Jahr mit dem Theater beschäftigt: von Dezember bis Ostern in Pürgen und ab Sommer bis Dezember in Stoffen. Zwar will Anton Brandmair nun das Zepter aus der Hand geben und wartet auf jüngere, die zumindest einzelne Gruppen übernehmen könnten. Jedoch würde er den Neuen als guter Geist und Unterstützer erhalten bleiben.
Die größten Lacher bekam er als „Tante Anni“