Denklingen prescht vor
Um die Frage, ob und wann wieder Personenverkehr auf der Trasse der Fuchstalbahn zwischen Landsberg und Schongau unterwegs sein wird, wird seit Jahrzehnten gerungen. Zuletzt gab es wieder verstärkte Bemühungen und positive Signale für eine Wiederinbetriebnahme. Dass nun ausgerechnet die Gemeinde Denklingen eine Beschlussvorlage erarbeitet hat und sich gegen eine Reaktivierung ausspricht – auch wenn der Entscheid des Gemeinderats noch aussteht und wohl erst im Frühjahr fällt – überrascht aus mehreren Gründen.
Verglichen mit Unterdießen und Fuchstal liegt Denklingen nah an der Bahnstrecke. Der Weg vom Haltepunkt zum Ort ist um einiges kürzer. Zudem hat Denklingen als Wirtschaftsstandort eine überregionale Bedeutung wie keine andere Gemeinde an der Trasse. Beim Automobilzulieferer Hirschvogel arbeiten Menschen aus der ganzen Region und so mancher würde sicher auch auf die Bahn umsteigen, um zum Arbeitsplatz zu kommen. Bemerkenswert ist auch der Zeitpunkt, an dem die Beschlussvorlage publik wird, unmittelbar bevor es zu einem – aber coronabedingt inzwischen abgesagten – Treffen der Bürgermeister kommen sollte, bei dem sie von einem Verkehrsingenieur eine Zusammenfassung über gesetzliche Vorgaben und Fördermöglichkeiten erhalten sollten.
Das Argument von Denklingens Bürgermeister, dass die bestehende Busverbindung – die bis in den Ortskern fährt – kaum genutzt werde, hat natürlich seine Berechtigung. Die zentrale Frage, die es zu beantworten gilt, ist aber: Reden wir hier über eine Wirtschaftsregion, deren Entwicklung gemeinsam vorangetrieben werden sollte oder schaut letztlich doch nur jeder auf sich? Hier sind auch die Landkreise gefordert. Wenn nicht alle Beteiligten in dieselbe Richtung laufen, wird zwischen Schongau und Landsberg am Sankt-Nimmerleins-Tag wieder ein Personenzug fahren.