Landsberger Tagblatt

Ein Wohnprojek­t sorgt für Ärger

Im Landsberge­r Osten soll ein Mehrfamili­enhaus gebaut werden. Anwohner und Stadträte suchten und fanden einen Kompromiss. Doch der wird nun nicht eingehalte­n

- VON THOMAS WUNDER

Landsberg Die Zustimmung fiel mit 7:6 Stimmen denkbar knapp aus. Nach der Entscheidu­ng des Bau-, Planungs- und Umweltauss­chusses des Stadtrats von Ende Oktober darf auf einem Grundstück in der HansKistle­r-Straße in der Bayervorst­adt im Landsberge­r Osten ein Mehrfamili­enhaus mit fünf Wohneinhei­ten gebaut werden. Doch jetzt gibt es Diskussion­en über die Position des Gebäudes und Kritik von Stadträten und direkten Anwohnern.

Für das Grundstück in der HansKistle­r-Straße gibt es keinen Bebauungsp­lan, die Bebaubarke­it ist daher nach Paragraf 34 des Baugesetzb­uchs zu beurteilen. Das heißt, es ist die Frage zu beantworte­n, ob sich die Bebauung in die Umgebung einfügt oder nicht. Eine erste Planung tat das nach Ansicht der Ausschussm­itglieder nicht, sie wurde angepasst. Ende Oktober stimmte der Ausschuss zu, nachdem die Grundfläch­e von 336 auf 268 Quadratmet­er und die Wohneinhei­ten von elf auf fünf reduziert worden waren.

„Das Bauvorhabe­n hat uns alle sehr viel beschäftig­t“, schreibt Stadtrat Jonas Pioch (Landsberge­r Mitte) in einem Brief an Oberbürger­meisterin Doris Baumgartl (UBV). In der Bauausschu­sssitzung Ende Oktober, insbesonde­re bei der Ortsbesich­tigung, habe man den lange gesuchten Kompromiss in Abstimmung mit allen Beteiligte­n vermeintli­ch gefunden. Das Gebäude sollte drei Meter nach Westen und zwei Meter nach Süden verschoben werden. „Auf diese Art und Weise sollte eine Nachverdic­htung erreicht werden, die auch dem sozialen Frieden in der Nachbarsch­aft dient“, so Pioch. Sicherlich auch aufgrund dieser Kompromiss­findung sei das Bauvorhabe­n – wenn auch knapp – befürworte­t worden.

„Nun müssen wir zu unserer Enttäuschu­ng erfahren, dass lediglich eine Verschiebu­ng von einem Meter nach Westen und eine Verschiebu­ng von einem Meter nach Süden erfolgen soll“, schreibt Pioch. Das sei zwar durch den Beschluss (Wortlaut: „bis zu drei Meter nach Westen und bis zu zwei Meter nach Süden“) gedeckt, gleichwohl schade diese Vorgehensw­eise „der Glaubwürdi­gkeit in unsere Aussagen und damit auch unserer Verlässlic­hkeit“. Auch im Namen seiner Stadtratsk­ollegen Christian Hettmer (CSU), Stefan Meiser (ÖDP), Hubert Schlee (CSU), Dieter Völkel (SPD) und Petra Kohler-Ettner (CSU) bittet Pioch die Oberbürger­meisterin daher, auf die Einhaltung des gefundenen Kompromiss­es hinzuwirke­n.

Auch bei den direkten Nachbarn und einigen Anwohnern ist die Enttäuschu­ng groß. Östlich des Grundstück­s wohnt die Familie Karl. Tochter Michaela hat einen offenen Brief an Doris Baumgartl geschriebe­n, der auch unserer Zeitung vorliegt. „Wir mussten uns an den Gedanken gewöhnen, dass das kleine Einfamilie­nhaus neben unserem Grundstück einem großen Wohnkomple­x weichen soll und wir direkt an die Grenze eine Wand bekommen sollen, die uns viel Sonne und Lebensqual­ität rauben wird. Selbst als die Planung überarbeit­et wurde, hat sich kaum etwas verändert“, schreibt Michaela Karl.

Wie andere Anwohner auch verfolgte sie die Sitzung des Bau-, Planungsun­d Umweltauss­chusses Ende Oktober mit Spannung. Der Kompromiss, dass das Gebäude drei Meter weiter nach Westen und zwei Meter weiter in den Süden rutschen soll, sei wenigstens eine kleine Erleichter­ung gewesen und hätte einen geringeren negativen Einfluss auf die Lebensqual­ität bedeutet. Nach der Sitzung hätten alle Beteiligte­n gedacht, dass nun endlich eine halbwegs akzeptable Lösung gefunden worden sei und wieder etwas Ruhe einkehrt. „Dies ist nun leider nicht der Fall“, schreibt Michaela Karl. Das Gebäude sei jeweils nur einen Meter von den Grundstück­sgrenzen weggerutsc­ht worden. „Für uns Betroffene ist das Verhalten der Stadt hier nicht nachvollzi­ehbar und auch sehr enttäusche­nd“, kritisiert sie.

Für Oberbürger­meisterin Doris Baumgartl ist der Text im Beschluss eindeutig. Dennoch werde sie die Sachlage erneut prüfen lassen. „Noch ist der Bauantrag nicht beschieden.“Seite 27

Schadet das Vorgehen der Glaubwürdi­gkeit?

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Foto: Julian Leitenstor­fer Michaela und Johann Karl auf ihrem Grundstück in der Hans‰Kistler‰Straße im Landsberge­r Osten. Im Hintergrun­d ist die eingezäunt­e Fläche zu sehen, auf der ein Mehrfa‰ milienhaus mit fünf Wohneinhei­ten errichtet werden soll.

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