Peter Hammer drückt bei Baugebiet aufs Tempo
Über den ambitionierten Zeitplan für den Benediktbeurer Ring in Penzing wird debattiert. Kontrovers diskutiert wird im Gemeinderat auch darüber, wie das Areal nahe der Staatsstraße für den Verkehr erschlossen werden soll
Penzing Bürgermeister Peter Hammer drückt beim Baugebiet Benediktbeurer Ring aufs Tempo, was in der vergangenen Sitzung des Gemeinderats Penzing zu einem Ringen um den weiteren zeitlichen Ablauf mit den Planern führte. Großes Diskussionsthema war auch die Frage, welche Lösung die beste ist, damit die Verkehrsteilnehmer auf der nahen Staatsstraße 2054, von der die Zufahrt ins Neubaugebiet erfolgen soll, das Tempo drosseln.
Es ist ein Stichtag, der Penzings Bürgermeister zur Eile treibt: der 31. März 2021. „Bis dahin zahlt der Staat das Baukindergeld, und es ist unklar, ob die Förderung nochmal verlängert wird. Ich möchte, dass die Familien das Geld noch beantragen können, um den Wohnraum finanzieren zu können.“Geplant sind 70 Wohnungen in zwei- beziehungsweise dreigeschossigen Gebäuden
Im neuen Baugebiet sind 70 Wohnungen geplant
sowie 14 Einfamilienhäuser, vier Doppelhaushälften und sechs Kettenhäuser. Bei Letzteren handelt es sich um eine durchgehende Bauzeile, bei der die Einfamilienhäuser durch die Garagen voneinander getrennt sind.
Wäre es nach dem Bürgermeister gegangen, hätte sich der Gemeinderat am 22. Dezember mit den Stellungnahmen von Behörden und Öffentlichkeit zu den derzeit ausgelegten Plänen befasst. Architekt Franz Arnold verwies darauf, dass der Termin bereits in die Urlaubszeit seiner Mitarbeiterin falle, was Hammer zu der scherzhaften Frage veranlasste: „Wo wollen Sie hin, es ist doch alles zu?“Weil aber nicht vier Wochen ausgelegt werden muss, sondern einen Monat beziehungsweise mindestens 30 Tage, lässt sich der Termin ohnehin nicht halten.
Der Penzinger Gemeinderat wird deswegen am 29. Dezember eine Sitzung abhalten, bei der es nur um die Stellungnahmen zum Baugebiet gehen werde, kündigte Hammer an. Dann erfolgt eine erneute Auslegung für einen Monat. Peter Hammer hofft, dass der Gemeinderat am 15. Februar 2021 die Grundstücke vergeben kann. Erst auf dieser Basis könnten Interessenten einen Bauantrag stellen und das Baukindergeld beantragen.
Ein Jurist habe zudem empfohlen, etwas zeitlichen Puffer einzuplanen, um reagieren zu können, sollte ein Interessent gegen die Vergabeentscheidung klagen. „Dann sind wir schnell im März, so Peter Hammer. Feststeht bereits, dass sich Singles mit einem Einkommen bis 60 000 Euro nach Steuern bewerben können sowie Paare mit bis zu 120 000 Euro nach Steuern. Die Gemeinde ist verpflichtet, die Vergabe auszuschreiben, und es darf sich jeder bewerben. Die Auswahl erfolgt über ein Punktesystem. Die Vergaberichtlinien stehen auf der Homepage der Gemeinde.
Neben dem Zeitplan beschäftigte vor allem die Frage der verkehrlichen Anbindung an die Staatsstraße den Gemeinderat. Das Baugebiet befindet sich am südwestlichen
Ortsrand. Geht es nach dem Staatlichen Straßenbauamt, erfolgt die Verkehrssteuerung – auf der anderen Straßenseite befindet sich ein Gewerbegebiet – über eine Ampel. Zudem soll es eine Linksabbiegerspur ins künftige Wohngebiet geben. Für einen Kreisverkehr sprach sich hingegen Gemeinderat Christian Brambach (Dorfgemeinschaft Penzing) aus. Straßenplaner Roland Kindlbacher informierte, dass die
Behörde einen Kreisverkehr skeptisch sehe. „Kreisverkehre funktionieren nur gut, wenn aus allen Richtungen ähnlich viele Fahrzeuge einfahren. Das ist hier nicht der Fall. Zudem ist eine Ampellösung für Fußgänger besser.“
Brambach verwies darauf, dass eine Ampel in Anschaffung und Unterhalt am Ende teurer sei. Langfristig möge das stimmen, es müsse aber auch jetzt aufs Geld geschaut werden, so Hammer. Für Ampel und Linksabbieger seien 190000 Euro veranschlagt und für einen Kreisverkehr 410000 Euro. Zumal die Erschließungskosten umgelegt und die Häuser und Wohnungen dadurch entsprechend teurer würden. „Die relevanten Kriterien für das Bauamt sind Sicherheit und Leistungsfähigkeit. Die Kosten sind nachrangig“, fügte Planer Kindlbacher an.
Der Bürgermeister verwies darauf, dass sich das Gremium gegen einen Kreisverkehr ausgesprochen habe. Zudem werde dann bald alle 300 Meter ein Kreisverkehr gebaut. Im Ort gibt es bereits einen, dann käme der auf Höhe des Neubaugebiets noch hinzu und perspektivisch noch einer auf Höhe Pullach, wo die Umgehungsstraße angedacht sei, wenn der Fliegerhorst erschlossen worden sei.
Ein Freund einer Ampellösung ist Bürgermeister Peter Hammer aber auch nicht. Er macht klar: „Eine
Ampel erzeugt mehr Flächenbedarf und die Autos stoppen und fahren da auch an. Das sorgt auch für Lärm.“Hoffnungen verbindet er mit der geplanten Bäckerei, die eine große Glasfront erhalten soll und eine Terrasse. „Ich denke, es wird ein Hingucker und die Verkehrsteilnehmer werden dadurch langsamer.“Die Gemeinde hat mit der Bäckerei zudem vereinbart, dass zwischen 22 und 6 Uhr kein Lieferverkehr erfolge dürfe, um die Anwohner zu schützen, informierte der Bürgermeister. Die Bäckerei Manhart habe dies „zähneknirschend“akzeptiert.
Planer Kindlbacher regte an, dass zunächst erst einmal nur die Infrastruktur wie Leerrohre für die Ampelanlage berücksichtigt werden sollte. „Man kann das Thema ja zeitlich nach hinten schieben und beobachten, wie sich der Verkehrsstrom entwickelt.“Letztlich stimmten in der Sitzung drei Räte dafür, die Kreisverkehrslösung weiterzuverfolgen und 13 dagegen.
Gemeinderat spricht sich gegen Kreisverkehr aus