Sie soll ein Netzwerk für Senioren aufbauen
Birgit Gahlert arbeitet in den nächsten drei Jahren für sechs Gemeinden daran, Betreuungs- und Pflegebedürfnisse zu analysieren und zu vernetzen. Welche Hoffnungen die Kommunen haben und was es schon gibt
Landkreis Die Gemeinden Egling, Eresing, Weil und Windach starten ab Januar ein gemeinsames Projekt, dessen Ziel es ist, nachhaltige Strukturen zu entwickeln bei Freizeitund Betreuungsangeboten für Senioren und Netzwerke aufzubauen. Das Vorhaben läuft über die Lokale Aktionsgruppe Ammersee (LAG). Mit Schmiechen und Steindorf machen auch zwei Kommunen aus dem Landkreis Aichach-Friedberg mit. Für das auf drei Jahre angelegte Projekt wird eine Mitarbeiterin eingestellt, die ihr Büro in Egling beziehen wird.
Die Aufgabe wird die 44-jährige Birgit Gahlert übernehmen, die vor acht Jahren von Geretshausen nach Egling gezogen ist und die mit 40 Jahren eine Ausbildung zur examinierten Altenpflegerin abgeschlossen hat. „Ich habe gemerkt, dass ich mehr machen möchte als in der Pflege zu arbeiten. Dieses Projekt gibt mir die Gelegenheit, das Leben von Senioren durch verschiedene Angebote zu verbessern“, sagt die Mutter eines erwachsenen Sohnes und einer Tochter in Ausbildung. Sie regt unter anderem ein Seniorencafé an, das mehrere Stunden am Tag geöffnet sein könnte – wenn sich die Situation hinsichtlich der Corona-Pandemie
Die Erwartungen sind sehr unterschiedlich
entspanne. Selbiges gelte für Stammtische, Kurse oder eine mögliche Tagespflege.
„Letztlich geht es natürlich darum, welche Erwartungen an meine Arbeit in den einzelnen Gemeinden bestehen“, sagt die gelernte Arzthelferin für Radiologie und Nuklearmedizin, die auch schon als staatlich geprüfte Pharmareferentin gearbeitet hat. Die sind durchaus unterschiedlich, wie die Nachfrage des LT ergeben hat.
Eglings Bürgermeister Ferdinand Holzer hofft, dass im Rahmen des Projekts in Egling ein Angebot zur Tagespflege entsteht. Es gebe Bedarf dafür, sagt er. Wie viele Plätze genau benötigt würden, müsse noch ermittelt werden. Auch eine Örtlichkeit – in der auch das Büro von Birgit Gahlert sein wird – steht schon fest: die ehemalige Gemeindekanzlei an der Hauptstraße. „Wir arbeiten seit dem Jahr 2018 auf Anregung des LAG-Managers Detlef Däke daran, das im Januar beginnende Angebot zu realisieren, nachdem sich unser Projekt Haus Lebenswert, welches nach wie vor verfolgt wird, verzögert“, informiert der Bürgermeister. Beim Haus Lebenswert handelt es sich um ein geplantes Sozial- und Seniorenzentrum.
Dass das Thema Leben und Wohnen im Alter die Kommunalpolitik immer stärker beschäftigen wird, davon geht Windachs Bürgermeister Richard Michl aus. „Vielleicht sind solche Angebote in zehn Jahren genauso Pflicht wie die Bereitstellung von Betreuungsplätzen im Kindergarten? Wir müssen uns jetzt positionieren“, sagt er. Auch zeigten die demografischen Daten, dass es immer mehr ältere Menschen in den Kommunen geben werde, verweist er.
In Windach gab es bereits konkrete Überlegungen für eine Senioren-Wohngemeinschaft mit Betreuung. Diese scheiterten allerdings in diesem Jahr, so Michl. „Wir hatten einen Standort mitten im Ort in Aussicht, allerdings sind die Grundstücksverhandlungen in letzter Minute gescheitert, aber wir bleiben an dem Thema dran.“Das im Januar startende Pilotprojekt mit den anderen Gemeinden sieht er als Chance und Herausforderung. „Die Erwartungen sind hoch. Es wird aber keine leichte Aufgabe, diesen gerecht zu werden“, sagt er mit Blick auf die personelle Ausstattung des Projekts. Richard Michl erhofft sich im ersten Schritt erst einmal, dass Netzwerke etabliert werden, an die sich die Senioren vertrauensvoll wenden können, wenn diese Rat oder Hilfe suchen.
Weils Bürgermeister Christian Bolz ist wichtig, dass zunächst eine Bestandsaufnahme gemacht und der Bedarf ermittelt wird. „Unsere Kommune besteht aus sechs Ortschaften, in denen unterschiedliche Bedürfnisse existieren. Zudem gibt es bereits einen Seniorenclub und auch der Frauenbund ist in dem Bereich sehr engagiert.“Es gehe auch um die Frage, wer am Ende alles bei der Umsetzung mit im Boot sei. „Ziel sollte es sein, dass es in jedem Ortsteil ein Angebot gibt.“
Ähnlich ist die Ausgangssituation in Eresing. Das Projekt habe noch sein Vorgänger Josef Loy angeschoben, sagt Bürgermeister Michael Klotz. Es müsse geprüft werden, an welchen Stellen ein Mehrwert für die Gemeinde erreicht werden könne. Auch er verweist auf den „sehr aktiven Seniorenclub“im Ort und die Arbeit des Seniorenbeauftragten des Gemeinderats Maximilian Mirlach.
Er werde sich zeitnah mit seinen Amtskollegen über das Projekt austauschen und sich die Ideen von Birgit Gahlert anhören, sagt er auf Nachfrage. Er erhofft sich Handlungsempfehlungen für die Zukunft, „weil es perspektivisch immer mehr ältere Menschen geben wird, die Unterstützung benötigen“.