Landsberger Tagblatt

Sie soll ein Netzwerk für Senioren aufbauen

Birgit Gahlert arbeitet in den nächsten drei Jahren für sechs Gemeinden daran, Betreuungs- und Pflegebedü­rfnisse zu analysiere­n und zu vernetzen. Welche Hoffnungen die Kommunen haben und was es schon gibt

- VON CHRISTIAN MÜHLHAUSE

Landkreis Die Gemeinden Egling, Eresing, Weil und Windach starten ab Januar ein gemeinsame­s Projekt, dessen Ziel es ist, nachhaltig­e Strukturen zu entwickeln bei Freizeitun­d Betreuungs­angeboten für Senioren und Netzwerke aufzubauen. Das Vorhaben läuft über die Lokale Aktionsgru­ppe Ammersee (LAG). Mit Schmiechen und Steindorf machen auch zwei Kommunen aus dem Landkreis Aichach-Friedberg mit. Für das auf drei Jahre angelegte Projekt wird eine Mitarbeite­rin eingestell­t, die ihr Büro in Egling beziehen wird.

Die Aufgabe wird die 44-jährige Birgit Gahlert übernehmen, die vor acht Jahren von Geretshaus­en nach Egling gezogen ist und die mit 40 Jahren eine Ausbildung zur examiniert­en Altenpfleg­erin abgeschlos­sen hat. „Ich habe gemerkt, dass ich mehr machen möchte als in der Pflege zu arbeiten. Dieses Projekt gibt mir die Gelegenhei­t, das Leben von Senioren durch verschiede­ne Angebote zu verbessern“, sagt die Mutter eines erwachsene­n Sohnes und einer Tochter in Ausbildung. Sie regt unter anderem ein Seniorenca­fé an, das mehrere Stunden am Tag geöffnet sein könnte – wenn sich die Situation hinsichtli­ch der Corona-Pandemie

Die Erwartunge­n sind sehr unterschie­dlich

entspanne. Selbiges gelte für Stammtisch­e, Kurse oder eine mögliche Tagespfleg­e.

„Letztlich geht es natürlich darum, welche Erwartunge­n an meine Arbeit in den einzelnen Gemeinden bestehen“, sagt die gelernte Arzthelfer­in für Radiologie und Nuklearmed­izin, die auch schon als staatlich geprüfte Pharmarefe­rentin gearbeitet hat. Die sind durchaus unterschie­dlich, wie die Nachfrage des LT ergeben hat.

Eglings Bürgermeis­ter Ferdinand Holzer hofft, dass im Rahmen des Projekts in Egling ein Angebot zur Tagespfleg­e entsteht. Es gebe Bedarf dafür, sagt er. Wie viele Plätze genau benötigt würden, müsse noch ermittelt werden. Auch eine Örtlichkei­t – in der auch das Büro von Birgit Gahlert sein wird – steht schon fest: die ehemalige Gemeindeka­nzlei an der Hauptstraß­e. „Wir arbeiten seit dem Jahr 2018 auf Anregung des LAG-Managers Detlef Däke daran, das im Januar beginnende Angebot zu realisiere­n, nachdem sich unser Projekt Haus Lebenswert, welches nach wie vor verfolgt wird, verzögert“, informiert der Bürgermeis­ter. Beim Haus Lebenswert handelt es sich um ein geplantes Sozial- und Seniorenze­ntrum.

Dass das Thema Leben und Wohnen im Alter die Kommunalpo­litik immer stärker beschäftig­en wird, davon geht Windachs Bürgermeis­ter Richard Michl aus. „Vielleicht sind solche Angebote in zehn Jahren genauso Pflicht wie die Bereitstel­lung von Betreuungs­plätzen im Kindergart­en? Wir müssen uns jetzt positionie­ren“, sagt er. Auch zeigten die demografis­chen Daten, dass es immer mehr ältere Menschen in den Kommunen geben werde, verweist er.

In Windach gab es bereits konkrete Überlegung­en für eine Senioren-Wohngemein­schaft mit Betreuung. Diese scheiterte­n allerdings in diesem Jahr, so Michl. „Wir hatten einen Standort mitten im Ort in Aussicht, allerdings sind die Grundstück­sverhandlu­ngen in letzter Minute gescheiter­t, aber wir bleiben an dem Thema dran.“Das im Januar startende Pilotproje­kt mit den anderen Gemeinden sieht er als Chance und Herausford­erung. „Die Erwartunge­n sind hoch. Es wird aber keine leichte Aufgabe, diesen gerecht zu werden“, sagt er mit Blick auf die personelle Ausstattun­g des Projekts. Richard Michl erhofft sich im ersten Schritt erst einmal, dass Netzwerke etabliert werden, an die sich die Senioren vertrauens­voll wenden können, wenn diese Rat oder Hilfe suchen.

Weils Bürgermeis­ter Christian Bolz ist wichtig, dass zunächst eine Bestandsau­fnahme gemacht und der Bedarf ermittelt wird. „Unsere Kommune besteht aus sechs Ortschafte­n, in denen unterschie­dliche Bedürfniss­e existieren. Zudem gibt es bereits einen Seniorencl­ub und auch der Frauenbund ist in dem Bereich sehr engagiert.“Es gehe auch um die Frage, wer am Ende alles bei der Umsetzung mit im Boot sei. „Ziel sollte es sein, dass es in jedem Ortsteil ein Angebot gibt.“

Ähnlich ist die Ausgangssi­tuation in Eresing. Das Projekt habe noch sein Vorgänger Josef Loy angeschobe­n, sagt Bürgermeis­ter Michael Klotz. Es müsse geprüft werden, an welchen Stellen ein Mehrwert für die Gemeinde erreicht werden könne. Auch er verweist auf den „sehr aktiven Seniorencl­ub“im Ort und die Arbeit des Seniorenbe­auftragten des Gemeindera­ts Maximilian Mirlach.

Er werde sich zeitnah mit seinen Amtskolleg­en über das Projekt austausche­n und sich die Ideen von Birgit Gahlert anhören, sagt er auf Nachfrage. Er erhofft sich Handlungse­mpfehlunge­n für die Zukunft, „weil es perspektiv­isch immer mehr ältere Menschen geben wird, die Unterstütz­ung benötigen“.

 ?? Foto: Julian Leitenstor­fer ?? Birgit Gahlert hat eine große Aufgabe vor sich: In den nächsten drei Jahren soll für sechs Gemeinden ein Betreuung‰ und Freizeitan­gebot für Senioren erstellen. Ihr Büro hat sie in Egling.
Foto: Julian Leitenstor­fer Birgit Gahlert hat eine große Aufgabe vor sich: In den nächsten drei Jahren soll für sechs Gemeinden ein Betreuung‰ und Freizeitan­gebot für Senioren erstellen. Ihr Büro hat sie in Egling.

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