Sturm auf das Kapitol
Trumps Anhänger demonstrieren gewaltsam
Washington Es sollte der Tag werden, an dem der US-Kongress die Ergebnisse der Präsidentschaftswahl bestätigen sollte - eigentlich eine Formalie. Doch der scheinbar bürokratische Akt endet in der amerikanischen Hauptstadt im Chaos. Die Proteste aufgebrachter Anhänger des abgewählten US-Präsidenten Donald Trump arteten aus und sorgten für Chaos und Gewalt im politischen Zentrum der USA.
Nach einer einheizenden Rede des Republikaners marschierten Trump-Unterstützer vor dem Kapitol auf, dem Sitz des US-Parlaments, um zu protestieren. Bei dem Ansturm auf das Kongressgebäude drangen Demonstranten ins Innere des Kapitols ein. Die beiden Kongresskammern mussten ihre Sitzungen abrupt unterbrechen, die Parlamentssäle wurden geräumt.
Eine Person wurde angeschossen, die Nationalgarde in Bewegung gesetzt. Auf Bildern des Senders CNN war zu sehen, wie Demonstranten Fensterscheiben zerschlugen und sich so Zugang zum Gebäude verschafften. Auf einem anderen Bild posierte ein Demonstrant im geräumten Senatssaal mit erhobener Faust auf dem Platz des Kammervorsitzenden. Der republikanische Abgeordnete Adam Kinzinger nannte die Vorgänge „ekelhaft“und „absolut verabscheuungswürdig“.
Kurz vor dem Start der Kongresssitzung war Trump nahe dem Kapitol vor seinen Anhängern aufgetreten, hatte seine haltlosen Wahlbetrugsbehauptungen wiederholt und seine Unterstützer dazu aufgerufen, zum Kapitol zu ziehen. Sie dürften sich den „Diebstahl“der Wahl nicht gefallen lassen. Unter dem Druck auch aus der eigenen Partei forderte Trump schließlich die Demonstranten am Kapitol auf, friedlich nach Hause zu gehen. Er verstehe den Ärger über den Ausgang der Wahl, aber „wir müssen
Frieden haben, wir müssen Recht und Ordnung haben“und die Sicherheitskräfte respektieren, sagte Trump am Mittwoch in einer auf Twitter verbreiteten Videobotschaft. Niemand dürfe verletzt werden, mahnte er. Sein Nachfolger Joe Biden forderte ihn zu einer Fernsehansprache auf.
Die Vorfälle sorgten weltweit für Entsetzen. Bundesfinanzminister und Vize-Kanzler Olaf Scholz (SPD) bezeichnete sie als „unerträglichen Anschlag auf die Demokratie“. Die Bilder seien verstörend. Präsident Trump habe das Land tief gespalten. Der künftige Präsident Joe Biden habe eine schwere Aufgabe vor sich, die Amerikaner wieder zusammenzuführen. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg sprach von „schockierenden Szenen in Washington, D.C“. „Das Ergebnis dieser demokratischen Wahl muss respektiert werden“, schrieb der Norweger auf Twitter. »Politik