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Nachdem bei einem Schwan in Apfeldorf die Vogelgrippe nachgewiesen wurde, gelten im Kreis Landsberg strenge Hygienevorschriften. Wie Landwirte und Hobbyhalter mit der Situation umgehen
Erleichterung für Einzelhändler und Kunden: „Click & Collect“ist jetzt auch in Bayern möglich. Was Landsberger Geschäftsleute dazu sagen.
Landkreis Für die rund 800 Geflügelhalter im Landkreis Landsberg ist es keine gute Nachricht: Wie berichtet, wurde bei einem tot aufgefundenen Schwan in Apfeldorf am Montag das derzeit vor allem in Norddeutschland grassierende H5N8-Geflügelpestvirus nachgewiesen. Für die Besitzer von Hühnern, Puten und anderen Nutztieren gelten nun strenge Hygieneregeln. Das LT hat bei Landwirten und Hobbyhaltern nachgefragt, wie sie mit der Situation umgehen und die Vorschriften beurteilen.
Die 550 Legehennen von BioLandwirt Franz-Paul Grabmaier aus Scheuring sind in zwei Mobilstellen nahe eines Radwegs untergebracht. Normalerweise haben sie ein anschließendes Freilaufgehege: Von etwa 10 Uhr bis zur Dämmerung dürfen die Tiere an die frische Luft. Der Freiheitsdrang der Hühner werde jetzt ersichtlich, sagt der 45-Jährige: „Wenn ich die Tür aufmache, stehen sie schon Spalier.“
Grabmaier verstreut nun des Öfteren Getreide in seinen Mobilstellen, damit die Hennen etwas zum „Suchen und Picken“haben: „Beschäftigung ist sehr wichtig. Sonst kann es vorkommen, dass sie sich untereinander attackieren.“
Die strengen Vorgaben durch das Landratsamt unterstützt FranzPaul Grabmaier. Wenn es einen erwische, könne schließlich die ganze Herde betroffen sein. In Norddeutschland mussten in den vergangenen Monaten ganze Bestände gekeult werden. Generell lege Grabmaier in seinen Stallungen großen Wert auf Hygiene. „Ich würde beim Spazieren auf keinen Fall einen toten Vogel anfassen.“Für Menschen ist die Geflügelpest zwar nicht gefährlich, allerdings könnten die Viren etwa über die Kleidung auf die Tiere übertragen werden.
Bruder Daniel Felber ist seit 20 Jahren für die Geflügelhaltung in der Erzabtei St. Ottilien zuständig. Dort werden momentan rund 3800 Legehennen gehalten, hinzu kommen 100 Puten, etwa 700 Masthähnchen sowie Perlhühner und Wachteln. Er sei schon etwas angespannt ob der aktuellen Lage: „Es schwirren einem natürlich allerlei Gedanken durch den Kopf. Die Situation muss auf alle Fälle ernst genommen werden.“Für die Erzabtei St. Ottilien sei es ein Vorteil, dass sich diese nicht in unmittelbarer Nähe zum Lech oder zum Ammersee befindet, wo besonders viele Wasservögel unterwegs sind. Diese sind bei der Verbreitung der Geflügelpest besonders relevant, wie Dr. Michael Veith, Leiter des LandsberUli ger Veterinäramts, in einer Pressemitteilung am Dienstag erklärte.
In der Erzabtei werden die vorgegebenen Maßnahmen strikt umgesetzt. Aktuell ist etwa auf eine Zugangsbeschränkung zu den Stallungen zu achten, außerdem müssen vor dem Betreten Schutzkleidung angezogen und Schuhe desinfiziert werden. Am schwersten wiegt für die Geflügelhalter im Landkreis allerdings die Stallpflicht. „Wir setzen auf Bodenhaltung. Die Tiere dürfen bei uns aber auch raus – wir wollen ihnen damit etwas Gutes tun“, sagt Bruder Daniel Felber. Es werde interessant zu beobachten, wie die einzelnen Gruppen auf das „Ausgangsverbot“reagieren – manche Tiere gingen generell eher ungern nach draußen. „Ich werde jedoch auf alle Fälle vermehrt Weizen streuen, dass sie in ihren Behausungen beschäftigt sind.“
Ernst aus Utting verkauft die Eier seiner rund 600 Legehennen unter dem Label „Ammersee Bio Eier“. „Ich hoffe einfach, dass der Kelch möglichst schnell und mit möglichst wenigen Fällen an uns vorübergeht“, sagt er. Zuletzt war die Geflügelpest 2016 im Landkreis Landsberg ausgebrochen. Damals habe es mehrere Wochen gedauert, bis sich die Situation wieder beruhigt habe, sagt der 47-Jährige. „Vielleicht kehrt auch jetzt erst wieder Normalität ein, wenn wärmere Wochen kommen.“
In seinen Hühnermobilen hält Uli Ernst seine Hennen nach Naturlandrichtlinien, welche noch strenger als die EU-Biorichtlinien sind. In ihren Mobilen hätten die Tiere daher ausreichend Platz: „Dass sie auf die Weide dürfen, ist natürlich ein großes Plus, das wir aktuell leider nicht mehr haben.“Ernst hofft insbesondere, dass die aktuelle Situation sich nicht auf die Verbraucher auswirken wird, die derzeit sowieso wegen der Corona-Krise verunsichert sind. „Es ist weltweit kein
Die Hühner müssen nun beschäftigt werden
Für Menschen ist die Geflügelpest ungefährlich
einziger Fall einer Übertragung auf den Menschen bekannt“, sagt er. „Mit Corona ist die Geflügelpest also nicht vergleichbar.“
Die Regeln gelten im Übrigen nicht nur für gewerbliche, sondern auch für Hobbyhühnerhalter. Auf dem Grundstück des Landsbergers Andreas Schollenberger leben insgesamt acht Hühner unterschiedlicher Rassen auf einer abgezäunten, knapp 50 Quadratmeter großen Fläche. Normalerweise dürfen die Tiere auch raus, durch die Geflügelpest müssen sie allerdings in ihrem Bauwagen bleiben. Ein Teil der Behausung ist eigentlich seinen Kindern zum Spielen vorbehalten – nun wurde sie jedoch komplett zum Hühnerstall umfunktioniert, sagt Andreas Schollenberger: Wenn die Tiere schon nicht ins Freie können, sollen sie zumindest drinnen genug Platz haben.
Die Maßnahmen des Landratsamts kann auch er nachvollziehen, allerdings macht sich der Landsberger keine allzu großen Sorgen, dass sich seine Hühner mit dem Virus anstecken könnten: „Sie sind ja jetzt eingesperrt. Dadurch sollte auch nichts passieren.“