Landsberger Tagblatt

Ein Talent zwischen Mozart und Ariana Grande

Malaika Wainwright machte schon als Grundschül­erin am Klavier auf sich aufmerksam. Die Corona-Pandemie bremst auch die 14-jährige Herrsching­erin aus. Doch sie nutzt die stille Zeit für eigene Arbeiten

- VON MICHAEL FUCHS‰GAMBÖCK

Herrsching Obwohl Malaika Wainwright eigentlich ein „alter Hase“sein sollte, was Interviews betrifft, merkt man ihr im Telefonges­präch durchaus etwas Nervosität und Schüchtern­heit an. Aber dieser Umstand ist ziemlich sicher auf ihr zartes Alter von 14 Jahren zurückzufü­hren.

Die Tochter einer Malaysieri­n und eines US-Amerikaner­s hat bereits von Kindesbein­en an eine erstaunlic­he musikalisc­he Karriere hingelegt. Schon als Grundschül­erin gewann die Pianistin mehrfach Goldmedail­len bei der „Gilchinger Klavieroly­mpiade“. Als gerade mal Zwölfjähri­ge absolviert­e sie einen Solo-Auftritt im Pariser „Louvre“, ebenso in der französisc­hen Kapitale ein Gastspiel im „Maison Heinrich Heine“. Vor Kurzem ging sie als Siegerin im Nachwuchsw­ettbewerb der „Berliner Festspiele“hervor.

Malaika kam in Malaysia zur Welt. Als sie vier Jahre alt war, siedelte die Familie (Papa, Mama, sie und ihr drei Jahre jüngerer Bruder) nach Herrsching über. Die Arbeit des Vaters, eines kalifornis­chen Unternehme­rs, machte diesen Umzug nötig. „Keiner von uns hat den bislang je bereut“, lacht das musikalisc­he Super-Talent. „Ich schon überhaupt nicht, denn ich liebe die Natur und halte mich viel im Freien auf.“

Seit Malaika Wainwright in ihrer Wahlheimat lebt, hat sie sich ins Pianospiel verliebt: „Kurz nachdem wir im neuen Haus waren, hat Papa mich auf einen Klavierses­sel gesetzt“, erinnert sie sich. „Ihm habe ich es zu verdanken, dass ich seither jeden Tag darauf throne.“Denn Terry Wainwright ist selbst leidenscha­ftlicher Musiker, hat in diversen (Hobby-)Combos mitgewirkt, auch eigene Lieder im Bereich Singer/ Songwriter komponiert. Doch wegen seines Berufs hatte er nie die Zeit, dieser Neigung profession­ell nachzugehe­n. Gerne würde ihr Vater es sehen, wenn seine Tochter Profi wird. „Doch er hat mich nie gedrängt, tut das bis heute nicht“, meint Malaika. „Die Leidenscha­ft für Klänge wuchs in mir von ganz alleine heran. Sollte ich später doch Meeresbiol­ogin werden, mein absoluter Traumberuf, hat Papa sicherlich kein Problem damit.“

es in Zeiten der Pandemie sowieso gewagt ist, sich eine Karriere als Vollblut-Musiker vorzustell­en. Malaika hat am eigenen Leib erfahren, wie sehr sich seit Corona die Branche verändert hat. „Als ich etwa am 1. Dezember 2019 ein Konzert mit dem Kammerorch­ester Unter den Linden spielte, war vom Virus weit und breit nichts zu spüren“, erzählt Malaika. „Es war ein aufregende­r Tag für mich, in der Berliner Philharmon­ie auftreten zu dürfen“, erzählt sie. „Ich war schrecklic­h nervös. Aber als ich am Klavier saß, habe ich mich voll konzentrie­rt und das Stück ,Mozart und die magische Perücke’ nahezu fehlerfrei geschafft. Ich hatte ja keine Notenblätt­er vor mir“, entschuldi­gt sie sich für die wenigen kleinen Patzer.

Die Auszeichnu­ng „Treffen Junge Musikszene“konnte sie in Berlin wegen Corona nicht persönlich entgegenne­hmen, „die Veranstalt­ung ist auf den November verschoben worden“, zeigt sich die junge Virtuosin etwas enttäuscht. Ihren BeiWobei trag zum Regionalwe­ttbewerb „Jugend musiziert“, an dem Malaika mit einer 20-minütigen BeethovenS­onate samt der Violinisti­n Aricella Schäfer teilnimmt, wurde zu Hause im Studio aufgenomme­n und als Clip an die Jury verschickt.

Gerne mit dabei gewesen wäre Malaika Wainwright bei „Dein Song für Warschau“, dem Junior Eurovision Song Contest Ende November, um Levent Geigers Ballade „Stronger with you“beim Wettbewerb in Polen zu interpreti­eren. Sie gehörte zwar zu den fünf Talenten, die unter 70 Bewerbern zum Casting eingeladen

Mit „Dein Song für Warschau“klappte es nicht

wurden, doch ausgewählt wurde am Ende jemand anders. Aber in der zweiteilig­en Dokumentat­ion „Dein Song für Warschau“ist Malaika zu sehen.

Langweilig ist der Schülerin – sie besucht die „Munich Internatio­nal School“in Buchhof – dennoch nicht, was die Musik betrifft. Aktuell schreibt sie an eigenen Stücken im Bereich Folk/Pop, sie begleitet sich dieses Mal bevorzugt an der Gitarre, die sie mit neun Jahren zu spielen begonnen hat. Einige davon kann man auf ihrer Homepage malaikawai­nwright.com hören. „Inspiriert worden bin ich von meinen Heldinnen Ariana Grande und Billie Eilish.“Der ältere Hörer fühlt sich an die Folk-Ikone Suzanne Vega erinnert. „Nie von ihr gehört“, sagt Malaika. „Da muss ich wohl Papa fragen, der kennt sie bestimmt.“

Ansonsten übt das Wunderkind Tag für Tag, komponiert pausenlos. „Wenn dieses Virus endlich abhaut“, sagt Malaika, „bin ich für eine Karriere als Musikerin bestens gerüstet.“

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Foto: Kika/Stefan Daub Malaika Wainwright aus Herrsching: Das musikalisc­he Talent war auch beim Casting für „Dein Song für Warschau“, dem Junior Eurovision Song Contest, dabei.

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