So kommt Pürgen durch die CoronaKrise
Die Einnahmen bei der Gewerbesteuer sind in Pürgen viel höher als veranschlagt. Bürgermeister Wilfried Lechler hat neben der Ortsumgehung Lengenfeld noch mehrere Projekte, die die Kommune finanziell fordern
Pürgen Eigentlich hatten Pürgens Bürgermeister Wilfried Lechler und die Gemeinderäte damit gerechnet, dass die Steuereinnahmen wegen der Corona-Pandemie stark einbrechen würden und bei der Aufstellung des Haushalts entsprechend vorsichtig geplant, doch das Gegenteil ist in der Lechraingemeinde der Fall. Die Kommune kann das Geld angesichts mehrerer anstehender großer Investitionen auch gut gebrauchen.
„Wir haben einen guten Firmenmix im Ort, darunter sind viele Handwerker. Sie haben die Krise nicht gespürt. Wir werden deswegen voraussichtlich eine Million Euro einnehmen. Im Jahr davor waren es 780 000 Euro“, informiert der Bürgermeister. Kalkuliert hatte die Gemeinde in dem im Juni verabschiedeten Haushalt mit 300000 Euro. „Wir werden wohl im Jahr 2021 doch keinen Kredit aufnehmen müssen“, freut sich Wilfried Lechler, der seit Mai 2020 im Amt ist.
Das mit Abstand teuerste Vorhaben ist die etwa 3,3 Kilometer lange Umgehungsstraße, die östlich an Lengenfeld vorbeiführen und den Ortsteil entlasten soll. Hierfür sind 18 Millionen Euro und eineinhalb
Jahre Bauzeit veranschlagt. Im Rahmen der Baumaßnahme wird auch der Hochwasserschutz verbessert. „Der Förderbescheid liegt seit Ende Dezember bei der Gemeinde vor. Angestrebter Baustart ist August oder September dieses Jahres“, informiert der Bürgermeister.
Es gebe eine mündliche Zusage, dass bis zu 85 Prozent gefördert werden könnten, so Lechler, der vergangenes Jahr auch zum Vorsitzenden der Verwaltungsgemeinschaft Pürgen gewählt und als Vorsitzender der Pöringer Gruppe, die sich um die Trinkwasserversorgung mehrerer Gemeinden kümmert, bestätigt wurde.
Den Geldbeutel öffnen muss die Gemeinde auch bei den Feuerwehren. Stoffen soll ein neues Löschfahrzeug (HLF 10) bekommen, das laut Bürgermeister heuer bestellt wird. Handlungsbedarf bestehe auch in Ummendorf. „Wir müssen uns überlegen, ob beim Gebäudetrakt, in dem sich unter anderem die Schulungsräume befinden, eine Sanierung oder ein Neubau sinnvoller ist. Auch die Heizungsanlage muss erneuert werden.“
Eine Lösung sucht die Gemeinde auch für den Spielplatz in Ummendorf, genauer gesagt für die Frage, wie an der Kreisstraße mehr Verkehrssicherheit geschaffen werden kann. Der Bereich sei wegen einer Kurve schlecht einsehbar, sagt der Bürgermeister. Es werde dazu Gespräche mit dem Landratsamt geben.
Investieren will die Gemeinde auch in Angebote für ältere Kinder und Jugendliche. Diese hatten kürzlich im Gemeinderat unter anderem einen Biker-Park und einen Multifunktionsplatz für mehrere Sportarten angeregt. „Wir haben für Achtbis 15-Jährige nichts zu bieten jenseits der Vereine. Wir haben hier
Nachholbedarf und greifen die Ideen auf“, sagt Wilfried Lechler.
Gehandelt hat die Gemeinde bereits beim Kindergarten. Für 3,5 Millionen Euro entsteht in Lengenfeld ein Neubau. Bis Ostern – so die Planung – sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Dann kommen auch zwei Gruppen zurück, die derzeit in der Schule untergebracht sind. Betreut werden dann 36 Krippen- und 125 Kindergartenkinder „Nach dem Rückbau der Räume können diese wieder für den Unterricht genutzt werden und die Container werden nicht mehr benötigt“, blickt Lechler voraus.
Auch beim Thema Bauplätze rühre sich etwas, so der Rathauschef. In Stoffen und Pürgen stünden die Gespräche mit Grundstückseigentümern demnach „kurz vor dem Abschluss“, informiert Lechler. Die Ausweisung der Baugebiete soll heuer noch erfolgen. Selbiges sei im Jahr 2022 für Lengenfeld und Ummendorf geplant. „Wir wollen die jungen Leute im Ort halten und weisen nur so viel aus, wie Bedarf bei den Einheimischen besteht. Sollte mal ein größeres Gebiet zur Verfügung stehen, werden wir das stufenweise anbieten.“
Vorantreiben würde der Bürgermeister gerne auch das Thema Glasfaserausbau. Allerdings hätten das
Neue Straße soll Entlastung schaffen
Das Glasfasernetz soll ausgebaut werden
viele Kommunen gerade auf der Agenda, weswegen es schwierig sei, Baufirmen zu finden. Besser sieht es beim Mobilfunk aus. Derzeit laufen die Erdarbeiten im Wald zwischen Ummendorf und Lengenfeld, wo ein Mast errichtet und ein Funkloch geschlossen werden soll. „Das Projekt hat eine Vorgeschichte von 15 Jahren. Ich bin froh, dass es jetzt vorwärts geht.“
Gemischt fällt seine Bilanz aus, wenn es ums Dorfleben im vergangenen Jahr geht. Bedauerlich sei, dass die Blaskapelle Lechrain das Bezirksmusikfest in Lengenfeld wegen der Pandemie absagen musste und dass die Schützen in Pürgen und Stoffen ihre neuen Schießstände fast gar nicht hätten nutzen können. „Wir müssen schauen, dass wir das Vereinsleben wieder zum Laufen bekommen. Positiv ist aus meiner Wahrnehmung, dass die Leute wieder mehr zusammengerückt sind.“