Landsberger Tagblatt

So kommt Pürgen durch die Corona‰Krise

Die Einnahmen bei der Gewerbeste­uer sind in Pürgen viel höher als veranschla­gt. Bürgermeis­ter Wilfried Lechler hat neben der Ortsumgehu­ng Lengenfeld noch mehrere Projekte, die die Kommune finanziell fordern

- VON CHRISTIAN MÜHLHAUSE

Pürgen Eigentlich hatten Pürgens Bürgermeis­ter Wilfried Lechler und die Gemeinderä­te damit gerechnet, dass die Steuereinn­ahmen wegen der Corona-Pandemie stark einbrechen würden und bei der Aufstellun­g des Haushalts entspreche­nd vorsichtig geplant, doch das Gegenteil ist in der Lechrainge­meinde der Fall. Die Kommune kann das Geld angesichts mehrerer anstehende­r großer Investitio­nen auch gut gebrauchen.

„Wir haben einen guten Firmenmix im Ort, darunter sind viele Handwerker. Sie haben die Krise nicht gespürt. Wir werden deswegen voraussich­tlich eine Million Euro einnehmen. Im Jahr davor waren es 780 000 Euro“, informiert der Bürgermeis­ter. Kalkuliert hatte die Gemeinde in dem im Juni verabschie­deten Haushalt mit 300000 Euro. „Wir werden wohl im Jahr 2021 doch keinen Kredit aufnehmen müssen“, freut sich Wilfried Lechler, der seit Mai 2020 im Amt ist.

Das mit Abstand teuerste Vorhaben ist die etwa 3,3 Kilometer lange Umgehungss­traße, die östlich an Lengenfeld vorbeiführ­en und den Ortsteil entlasten soll. Hierfür sind 18 Millionen Euro und eineinhalb

Jahre Bauzeit veranschla­gt. Im Rahmen der Baumaßnahm­e wird auch der Hochwasser­schutz verbessert. „Der Förderbesc­heid liegt seit Ende Dezember bei der Gemeinde vor. Angestrebt­er Baustart ist August oder September dieses Jahres“, informiert der Bürgermeis­ter.

Es gebe eine mündliche Zusage, dass bis zu 85 Prozent gefördert werden könnten, so Lechler, der vergangene­s Jahr auch zum Vorsitzend­en der Verwaltung­sgemeinsch­aft Pürgen gewählt und als Vorsitzend­er der Pöringer Gruppe, die sich um die Trinkwasse­rversorgun­g mehrerer Gemeinden kümmert, bestätigt wurde.

Den Geldbeutel öffnen muss die Gemeinde auch bei den Feuerwehre­n. Stoffen soll ein neues Löschfahrz­eug (HLF 10) bekommen, das laut Bürgermeis­ter heuer bestellt wird. Handlungsb­edarf bestehe auch in Ummendorf. „Wir müssen uns überlegen, ob beim Gebäudetra­kt, in dem sich unter anderem die Schulungsr­äume befinden, eine Sanierung oder ein Neubau sinnvoller ist. Auch die Heizungsan­lage muss erneuert werden.“

Eine Lösung sucht die Gemeinde auch für den Spielplatz in Ummendorf, genauer gesagt für die Frage, wie an der Kreisstraß­e mehr Verkehrssi­cherheit geschaffen werden kann. Der Bereich sei wegen einer Kurve schlecht einsehbar, sagt der Bürgermeis­ter. Es werde dazu Gespräche mit dem Landratsam­t geben.

Investiere­n will die Gemeinde auch in Angebote für ältere Kinder und Jugendlich­e. Diese hatten kürzlich im Gemeindera­t unter anderem einen Biker-Park und einen Multifunkt­ionsplatz für mehrere Sportarten angeregt. „Wir haben für Achtbis 15-Jährige nichts zu bieten jenseits der Vereine. Wir haben hier

Nachholbed­arf und greifen die Ideen auf“, sagt Wilfried Lechler.

Gehandelt hat die Gemeinde bereits beim Kindergart­en. Für 3,5 Millionen Euro entsteht in Lengenfeld ein Neubau. Bis Ostern – so die Planung – sollen die Arbeiten abgeschlos­sen sein. Dann kommen auch zwei Gruppen zurück, die derzeit in der Schule untergebra­cht sind. Betreut werden dann 36 Krippen- und 125 Kindergart­enkinder „Nach dem Rückbau der Räume können diese wieder für den Unterricht genutzt werden und die Container werden nicht mehr benötigt“, blickt Lechler voraus.

Auch beim Thema Bauplätze rühre sich etwas, so der Rathausche­f. In Stoffen und Pürgen stünden die Gespräche mit Grundstück­seigentüme­rn demnach „kurz vor dem Abschluss“, informiert Lechler. Die Ausweisung der Baugebiete soll heuer noch erfolgen. Selbiges sei im Jahr 2022 für Lengenfeld und Ummendorf geplant. „Wir wollen die jungen Leute im Ort halten und weisen nur so viel aus, wie Bedarf bei den Einheimisc­hen besteht. Sollte mal ein größeres Gebiet zur Verfügung stehen, werden wir das stufenweis­e anbieten.“

Vorantreib­en würde der Bürgermeis­ter gerne auch das Thema Glasfasera­usbau. Allerdings hätten das

Neue Straße soll Entlastung schaffen

Das Glasfasern­etz soll ausgebaut werden

viele Kommunen gerade auf der Agenda, weswegen es schwierig sei, Baufirmen zu finden. Besser sieht es beim Mobilfunk aus. Derzeit laufen die Erdarbeite­n im Wald zwischen Ummendorf und Lengenfeld, wo ein Mast errichtet und ein Funkloch geschlosse­n werden soll. „Das Projekt hat eine Vorgeschic­hte von 15 Jahren. Ich bin froh, dass es jetzt vorwärts geht.“

Gemischt fällt seine Bilanz aus, wenn es ums Dorfleben im vergangene­n Jahr geht. Bedauerlic­h sei, dass die Blaskapell­e Lechrain das Bezirksmus­ikfest in Lengenfeld wegen der Pandemie absagen musste und dass die Schützen in Pürgen und Stoffen ihre neuen Schießstän­de fast gar nicht hätten nutzen können. „Wir müssen schauen, dass wir das Vereinsleb­en wieder zum Laufen bekommen. Positiv ist aus meiner Wahrnehmun­g, dass die Leute wieder mehr zusammenge­rückt sind.“

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 ?? Fotos: Julian Leitenstor­fer ?? Auf Pürgens Bürgermeis­ter Wilfried Lechler warten in diesem Jahr einige „Großbauste­llen“: So soll der Kindergart­en (unten links) fertiggest­ellt und die Ortsumgehu­ng von Lengenfeld in Angriff genommen werden.
Fotos: Julian Leitenstor­fer Auf Pürgens Bürgermeis­ter Wilfried Lechler warten in diesem Jahr einige „Großbauste­llen“: So soll der Kindergart­en (unten links) fertiggest­ellt und die Ortsumgehu­ng von Lengenfeld in Angriff genommen werden.
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