Wie Katharina Hennig zur Hoffnungsträgerin im Langlauf wurde
Katharina Hennig hat zuletzt im Langlaufen aufhorchen lassen. Warum der Wechsel nach Oberstdorf dabei so wichtig ist und welche Rolle ihr Freund spielt
Sie ist die Hoffnungsträgerin. Für eine Sportart, die zuletzt in Deutschland gelitten hat. Langlauferfolge waren im deutschen Team so selten wie volle Fußgängerzonen am Samstagnachmittag während der Corona-Pandemie. Katharina Hennig aber lässt aufhorchen. Bei der Tour de Ski, ein klein wenig angelehnt an die Tour de France der Radfahrer mit unterschiedlichen Etappen, holte sie sich vor wenigen Tagen Gesamtrang acht. Bemerkenswert war dabei ihr zweiter Platz beim Massenstart über zehn Kilometer klassisch in Val die Fiemme. Das macht Hoffnung für die nordische Ski-WM Ende Februar in Oberstdorf. Es wird ihre Heim-Weltmeisterschaft sein.
Geboren und aufgewachsen ist Hennig in Ostdeutschland. Sie hat lange Zeit in Oberwiesenthal trainiert. 2018 aber zog sie ins Allgäu.
Die Trainingsmöglichkeiten für die Langläufer sind dort perfekt. Noch besser ist es, wenn sich durch den Umzug auch die private Situation positiv beeinflussen lässt. Ihr Freund Christian Dotzler lebt in Oberstdorf. Zu ihm und seiner Familie ist die 24-Jährige gezogen, was auch sportliche Vorteile hat: Seitdem ist sie voll in die Allgäuer Trainingsgruppe integriert. Nun ist Stefan Dotzler, der Vater von Christian, ihr Haupttrainer. Privat und beruflich brachte der Umzug ins Allgäu also Vorteile. Das sieht auch ihr Vater Heiko so. Er war früher selbst Nordischer Kombinierer.
„Jetzt gibt es eine klare Linie. Stefan ist in Trainingsfragen klar die letzte Instanz“, sagte Heiko Hennig. Kein Kompetenzgerangel also mehr unter verschiedenen Trainern, sportlich hilft das der ehrgeizigen Langläuferin. Ihr großes Talent hatte sich schon im Kindesalter gezeigt. Sie war ihren gleichaltrigen Mitstreiterinnen oft deutlich überlegen. Weil sie trotz der jungen Jahre schon so viel trainiere, so der Vorwurf anderer Eltern. Vater Heiko aber sagte: „Das Talent hat man ihr schon angesehen, obwohl man ja nie weiß, wozu das am Ende reicht.“Willensstark sei sie und habe schon immer ein großes Kraftpotenzial gehabt, erzählt eine langjährige Weggefährtin. Stefanie Böhler hat den Aufstieg von Hennig ins Weltcup-Team miterlebt. Die 39-Jährige hat zwar ihre Karriere beendet und arbeitet beim Deutschen Skiverband (DSV), kennt aber Hennig bestens. „Sie ist sehr zielstrebig und fokussiert. Sie kam jung in unsere Mannschaft, hatte aber von Anfang an einen großen Willen“, sagt Böhler. Den braucht es im Langlauf, wenn die Kräfte ausgehen, aber noch einige Kilometer zu laufen sind. Die 24-Jährige sei zudem sehr emotional und habe sehr gute Ausdauerwerte. Hennig bevorzugt den klassischen Laufstil, kommt aber auch im Skating immer besser zurecht. Und spätestens seit der Tour de Ski ist sie in der Weltspitze angekommen. „Das kann man bei ihr definitiv sagen“, meint Andreas Schlütter, der sportliche Leiter Langlauf im DSV. Das gibt wirklich Hoffnung für die Heim-WM. Marco Scheinhof