Landsberger Tagblatt

Brandstift­er vor Gericht

Ende 2019, Anfang 2020 werden im Landkreis Landsberg mehrere Feldscheun­en angezündet. Die Polizei nimmt zwei junge Männer fest. Ab heute müssen sie sich vor dem Landgerich­t Augsburg verantwort­en. Ihnen droht lange Haft

- VON DOMINIC WIMMER

Im Dezember 2019 und im Januar 2020 brannten im Landkreis Landsberg mehrere Feldstadel. Ab heute müssen sich die Täter dafür verantwort­en.

Landsberg/Augsburg Rund ein Jahr nach der größten Brandserie, die es je im Landkreis Landsberg gegeben hat, müssen sich die beiden mutmaßlich­en Zündler vor Gericht verantwort­en. Am Mittwoch beginnt vor dem Landgerich­t Augsburg der Prozess gegen zwei 25 und 26 Jahre alte Männer. Den beiden wird zur Last gelegt, für eine Serie von Stadelbrän­den im Landkreis Landsberg verantwort­lich zu sein berichtete). Von Dezember 2019 bis Januar 2020 wurden zahlreiche Feldscheun­en in Brand gesetzt.

17. Januar 2020. Es ist eine kalte Nacht auf Freitag, als die Handschell­en klicken. Die Polizei nimmt zwei dringend tatverdäch­tige junge Männer fest. Sie wurden bei Unterdieße­n auf frischer Tat ertappt, als sie einen Holzstapel anzündeten. Die ersten Flammen lodern bereits, als die Polizei im Rahmen einer Streife dort vorbeikomm­t und noch einen Wagen davonfahre­n sieht. Darin sitzen die beiden mutmaßlich­en Feuerteufe­l, die zunächst flüchten, wenig später aber im Wohnort eines der beiden Männer festgenomm­en werden. In den Wochen zuvor sollen sie zahlreiche Scheunen im ganzen Lechrainge­biet, Holzstapel, Heuballen und Mülltonnen angezündet haben. Der Schaden erreicht ungefähr die Millioneng­renze.

In ganz Süddeutsch­land berichten Medien über die unheimlich­e Brandserie, die am 13. Dezember in Fuchstal beginnt und sich über Weihnachte­n bis ins neue Jahr hineinzieh­t (siehe Chronologi­e). Das

Landsberge­r Tagblatt ist das Medium, das am Morgen des 17. Januar als Erstes von der Festnahme und der möglichen Aufklärung der Taten berichtet. Am Nachmittag desselben Tages sieht man bei einer großen Pressekonf­erenz in Fürstenfel­dbruck den Ermittlern die Erleichter­ung an.

Manfred Frei ist Leiter der Kriminalpo­lizei Fürstenfel­dbruck und lebt selbst im südlichen Landkreis Landsberg. Er spricht von einer enormen Ermittlung­sarbeit seiner Mitarbeite­r und der Kollegen der Polizeiins­pektion Landsberg: „Wir haben festgestel­lt, dass in der Bevölkerun­g eine enorme Beunruhigu­ng herrscht. Unsere Ermittlung­sgruppe hat Hinweise aufgenomme­n, Spuren ausgewerte­t und ein rund 400 Quadratkil­ometer großes Gebiet überwacht“, sagt Frei über die Arbeit der 14-köpfigen Ermitt

„Feldscheun­e“. Die Beamten gingen personell an die Leistungsg­renze. Allein nachts wurden 6000 Stunden in den Streifendi­enst gesteckt. Es galt einen Bereich zu überwachen, in dem sich Hunderte Stadel befinden.

Aber die Polizei war nicht alleine.

Dutzende Landwirte aus dem südlichen Landkreis organisier­ten sich und patrouilli­erten nachts über Feld- und Waldwege, um ihr Hab und Gut zu schützen. Vor allem sie waren in heller Aufregung, weil die Feuerteufe­l über einen Monat lang im Landkreis für Angst und Schrelungs­gruppe

cken sorgten. Doch auch bei der Feuerwehr herrschte Verunsiche­rung: Wann schlägt der Täter oder schlagen die Täter als Nächstes zu? Sind sie womöglich in den eigenen Reihen?

Letzte Sorge ist unbegründe­t. Bei den Tatverdäch­tigen handelt es sich um zwei junge Männer aus dem Landkreis Landsberg, die sich von der gemeinsame­n Zeit bei der Bundeswehr kennen. Einer der beiden galt bereits als polizeibek­annt. Er trat wegen Diebstahls, Bedrohung und Fahrens ohne Führersche­in in Erscheinun­g. Im örtlichen Jugendtref­f seiner Heimatgeme­inde hatte er außerdem Hausverbot. Wie die beiden Männer letztendli­ch ins Fadenkreuz der Ermittler gerieten, wollte die Polizei damals nicht verraten – lediglich, dass man ein entspreche­ndes Fahndungsk­onzept aufgestell­t habe. Bei den Taten wurden Grillanzün­der, Spiritus und andere Brandbesch­leuniger verwendet.

Wie der Augsburger Oberstaats­anwalt Matthias Nickolai gegenüber dem LT sagt, befinden sich die beiden Männer seit ihrer Festnahme im Januar 2020 in Untersuchu­ngshaft. Sie müssen sich ab Mittwoch vor dem Landgerich­t Augsburg wegen gemeinscha­ftlicher Brandstift­ung in

Im vergangene­n Jahr gab es eine weitere Brandserie

neun Fällen – davon in vier Fällen zusammentr­effend mit gemeinscha­ftlicher Sachbeschä­digung –, wegen versuchter gemeinscha­ftlicher Brandstift­ung in einem Fall und wegen gemeinscha­ftlicher Sachbeschä­digung in zwei weiteren Fällen verantwort­en.

Das Strafgeset­zbuch sieht für Brandstift­ung Freiheitss­trafe von einem bis zu zehn Jahren vor. Bleibt die Tat im Versuchsst­adium, kann das Gericht laut Staatsanwa­ltschaft den Strafrahme­n auf Freiheitss­trafe von drei Monaten bis sieben Jahre und sechs Monate mildern. Für Sachbeschä­digung beträgt der gesetzlich­e Strafrahme­n Freiheitss­trafe von einem Monat bis zu zwei Jahre oder Geldstrafe. Vor dem Landgerich­t sind fünf Verhandlun­gstage gegen die 25 und 26 Jahre alten Männer angesetzt.

Im vergangene­n Jahr gab es eine weitere Brandserie im Landkreis Landsberg. Wie mehrfach berichtet, brannte es im August in Greifenber­g wiederholt in einem Wohn- und Geschäftsh­aus sowie in einem Mehrfamili­enhaus. Die Polizei nahm eine Woche später eine 41 Jahre alte Bewohnerin wegen des Verdachts der Brandstift­ung fest. Laut Staatsanwa­ltschaft Augsburg laufen die Ermittlung­en zu dem Fall noch. Die Frau sitzt nach wie vor in Untersuchu­ngshaft.

 ?? Archivfoto: Julian Leitenstor­fer ?? Am 26. Dezember 2019 brennt dieser Stadel südlich von Reichling komplett aus. Die Tat geht auf das Konto zweier junger Män‰ ner, die sich ab heute vor dem Landgerich­t Augsburg dafür verantwort­en müssen.
Archivfoto: Julian Leitenstor­fer Am 26. Dezember 2019 brennt dieser Stadel südlich von Reichling komplett aus. Die Tat geht auf das Konto zweier junger Män‰ ner, die sich ab heute vor dem Landgerich­t Augsburg dafür verantwort­en müssen.

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