Landsberger Tagblatt

Mehr Zentralsta­at macht es nicht besser

- VON CHRISTIAN GRIMM gch@augsburger‰allgemeine.de

Schüler und Eltern in ganz Deutschlan­d kämpfen mit der erneuten Schließung der Schulen, um das Coronaviru­s zu stoppen. Es zeigt sich jetzt in bitterer Klarheit, dass die Länder die vergangene­n Monate nicht gut genutzt haben. Das digitale Lernen von zu Hause aus ruckelt in allen Teilen der Republik. Eltern kommen ein zweites Mal binnen Monaten an ihre Grenzen, weil sie irgendwie Beruf und die neue Rolle als Ersatzlehr­er vereinbare­n müssen. Der Frust über die Schulminis­ter ist groß. Die Versäumnis­se der Vergangenh­eit sind es auch.

Weil die Länder versagen, wird der Ruf nach mehr Kompetenze­n der Bundesregi­erung für die Schulen laut. Sie darf den Ländern zwar Geld für Internetan­schlüsse und Laptops zuschießen, aber hat ansonsten auf diesem so wichtigen Feld nichts zu sagen. Die Schulen sind Sache der Länder.

Wenn sich das als eine Lehre aus der Pandemie ändern soll, müssen zuvor zwei entscheide­nde Fragen beantworte­t werden. Erstens: Sorgt eine riesige Bundesbehö­rde automatisc­h dafür, dass Schulen besser ausgestatt­et sind mit moderner Technik und genügend Personal? Die bisherigen Großprojek­te des Bundes wie die elektronis­che Gesundheit­skarte oder die Erneuerung der Computerte­chnik bei der Bundeswehr sprechen eher dagegen als dafür. Was sich aber durchaus verbessern könnte, wäre mehr Vergleichb­arkeit und Nachvollzi­ehbarkeit, wenn es zum Beispiel um Wissenssto­ff, Prüfungen und Schulforme­n geht.

Die zweite große Frage lautet, was bliebe vom deutschen Föderalism­us der 16 Länder, wenn die Schulpolit­ik zum Bund wandern würde? Außer der Polizei nicht mehr viel. Um sich nicht obsolet zu machen, müssen sich die Länder bei den Schulen enger abstimmen und ähnlich der Medienpoli­tik einen gemeinsame­n Rahmen vereinbare­n. Nicht jedes einzelne Kulturmini­sterium hätte eine eigene Lernplattf­orm entwickeln müssen. Die Schüler verdienen es auch, dass in ganz Deutschlan­d einheitlic­h festgelegt wird, ob jetzt Abschlussp­rüfungen ausfallen oder geschriebe­n werden.

Wenn die akute Phase der Pandemie abgeklunge­n ist, müssen sich die Länder dringend an einen Tisch setzen und aus dem Desaster lernen. Das Dahinwursc­hteln in selbstbezü­glicher Kleinstaat­erei muss ein Ende haben.

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