Was vom Leben bleibt
Kalmann und die Blutlache
Er hat sich so viel Mühe gegeben mit dieser Essenseinladung an seine Tochter und die Enkelinnen, hat das alte Rezeptbuch rausgeholt und sich an den Herd gestellt. Und dann bricht sich eine der beiden Enkelinnen den Arm und er steht allein da mit dem gedeckten Tisch und den fertigen Speisen. Seine Frau ist tot, die Kinder leben längst ihr eigenes Leben. Jetzt ist er, der als Architekt in der Welt herumreiste, um Brücken zu bauen, und in Venezuela eine heimliche Geliebte hatte, im Ruhestand – und einsam. Da lernt er im Park in der
Nähe einer Skateboardanlage eine junge Frau mit ihrem Sohn kennen: Elena und Gaston folgen nach einigem Zögern seiner Einladung, sein Festmenü gemeinsam zu essen. So wird es doch noch ein fast familiärer Nachmittag.
Aus dem Sonntag mit Elena, so auch der Titel des Romans von Fabio Geda, entwickelt sich keine Liebesgeschichte, auch wenn sich der alte Mann und der junge Gaston beim Basteln näher kommen. Aber der einsame Vater, der zu seiner Familie ein eher distanziertes Verhältnis hatte, erkennt neue Perspektiven für den Rest seines Lebens. Auch einen Weg aus der Alterseinsamkeit. Erzählt wird die Geschichte von der Tochter des Mannes, die schon länger keinen Kontakt mit ihrem Vater hat und am Theater arbeitet. Sie liefert die familiären Hintergründe zu dem Sonntag mit Elena. Fabio Geda regt mit diesem feinfühligen Roman zum Nachdenken an. Darüber, was wichtig ist im Leben, was bleibt.