Unterricht im Lockdown
Überlastete Lernplattformen, fehlende Geräte: Zu Beginn des ersten Lockdowns lief wenig glatt beim Fernunterricht. Auf den Schulstart 2021 konnten sich alle besser vorbereiten. Das ist der Stand im Landkreis Landsberg
Auch an den Schulen im Landkreis Landsberg gilt seit Montag Distanzunterricht. Wie kommen Lehrer und Schüler damit klar? Das LT hat nachgefragt.
Landkreis Der Unterricht in den Schulen hat wieder begonnen, wegen des Lockdowns können die Kinder aber noch nicht wieder zurück in ihre Klassenzimmer. Für das Lernen von zu Hause aus brauchen sie allerdings Geräte und Programme für Videokonferenzen und Datenaustausch. Ob sich alles inzwischen eingespielt hat und wie es mit der Notbetreuung läuft, berichten mehrere Schulleiter aus dem Landkreis Landsberg und das Schulamt.
Nicht ganz so, wie es sich Schüler, Lehrkräfte und Eltern vorgestellt hatten, startete die WolfgangKubel kaRealschule in Schondorf in den Distanzunterricht. „Wir haben auf den Schulmanager gesetzt“, sagt Rektor Günter Morhard, „aber der ist in die Knie gegangen. Wir nutzen ersatzweise Microsoft Teams.“Ursache des Schulmanager-Ausfalls am Montagvormittag seien wohl die vielen gleichzeitigen Zugriffe gewesen. Ansonsten funktioniere der Distanzunterricht offenbar ganz gut, wie auch die Rückmeldung aus dem Elternbeirat zeige. Aus Sicht der Lehrkräfte sei der Start ins neue Jahr „anstrengend“gewesen. Man fahre unter „Höchstlast“. Die technische Ausstattung bei den Schülern reiche aber aus, die Schule habe sogar noch Leihgeräte übrig. Allerdings mussten laut Morhard unter anderem etwa 100 Schüler einzeln mit neuen Passwörtern versorgt werden, weil bei deren Eingabe etwas schief gelaufen sei. Ein Problem sei grundsätzlich, dass die Schulen keine Digitalabteilung hätten, sondern nur Lehrkräfte dafür für einige Stunden freigestellt würden.
Insgesamt, so sein Eindruck aus Gesprächen, seien Schüler und Lehrkräfte „begeistert“, aber: „Wir können natürlich nicht kontrollieren, was in den sechs Stunden passiert.“In der nächsten Zeit gehe es vor allem darum, in den Distanzunterricht „Normalität“hineinzubringen. Trotz allem laufe er besser als im Frühjahr: „Da wurden wir völlig kalt erwischt“, räumt Morhard ein. Auch Schüler sind durchaus angetan vom Homeschooling: „Ich hatte gedacht, das wird die volle Katastrophe“, erzählt einer von Befürchtungen, „aber es läuft alles.“Und seine Mutter ergänzt: „Völlig verwandelt“gestalte sich die Arbeitsweise des Sohnes – auch die Struktur des Schulmanagers dürfte dabei eine Rolle spielen. Es klappe alles recht gut, sogar Kunstunterricht gebe es.
Der Distanzunterricht, egal ob die Kinder zu Hause oder in der Notbetreuung sind, laufe gut, bestätigt auch Bruno Bayer, Schulleiter am DominikusZimmermannGymna sium (DZG) in Landsberg. Es sei aber nicht alles perfekt: „Man hat nicht nur an unserer Schule, sondern überall festgestellt, dass die zum Teil fehlende Verbindlichkeit im Distanzunterricht im letzten Schuljahr nicht förderlich war“, sagt er. Damit meint er Dinge wie regelmäßige Rückmeldungen, Kontaktund Arbeitsaufträge. „Die Schüler sollen sich nicht nur betreut fühlen, sondern wirklich betreut sein“, fordert Bayer. Darum sei regelmäßiger direkter Kontakt zwischen Schülern und Lehrern wichtig. „Das kann auch per Video sein. Entscheidend ist, dass der Schüler weiß, auf der anderen Seite ist jemand, der für ihn da ist.“Die Lehrer seien inzwischen auf die Situation vorbereitet. Sie tauschten sich auch intensiv in den Klassenteams oder den Fachschaften aus.
Bei der Ausrüstung der Lehrkräfte könne man noch viel verbessern, sagt Bayer: „Sie haben noch keine Dienst-PCs. Im Herbst wurde angekündigt, dass sie welche bekommen sollen.“Die Schüler seien inzwischen gut ausgestattet, seit die Schulen im Spätherbst Leihgeräte beseinen kommen haben. Der Gerätepool reicht laut Bayer aus, „wir können momentan gut arbeiten.“
Am DZG gibt es zwar eine Notfallbetreuung für die Schüler, aber die Nachfrage sei derzeit überschaubar, sagt der Schulleiter. Die Eltern meldeten ihre Kinder in der Regel einige Zeit vorher an, sodass rechtzeitig geplant werden könne, wie viele Lehrer zur Betreuung nötig seien. Weil die Mensa geschlossen ist, müssen allerdings alle ihr Essen und Trinken selbst mitbringen.
EvaMaria Klein, Rektorin der Grund und Mittelschule in Fuchstal, ist zufrieden, wie der Start ins neuerliche Homeschooling funktioniert hat. „Wir haben die Benutzung der digitalen Programme vor Weihnachten mit den Schülern schon mal geübt, weil wir damit gerechnet haaufnahme ben, dass der Distanzunterricht kommen könnte.“Die Grundschüler nutzen den Schulmanager und die Mittelschüler Microsoft Teams. Auch die Rückmeldungen, die sie bislang von den Eltern bekommen habe, seien positiv gewesen.
Sie habe zudem ein Kollegium, das vergleichsweise jung und technikaffin sei und angebotene Weiterbildungen zum Onlineunterricht genutzt habe. Erstaunt ist Eva-Maria Klein über die geringe Nachfrage nach Leihgeräten: „Wir könnten noch weitere Tablets verteilen. Bei Familien wo es hapert – beispielsweise weil sie mehrere schulpflichtige Kinder haben – sprechen es die Lehrer auch aktiv an.“Die Notbetreuung in Fuchstal nutzen laut Rektorin je nach Tag 15 bis 20 Kinder. Die Bildungseinrichtung besuchen 200 Grund- und 320 Mittelschüler. Ihr Konrektor, Markus Ar nold, hat festgestellt, dass es „in Rott teils Probleme mit dem Internet“gebe. Dort würden Schüler aus dem System geworfen, die sich danach auch nicht wieder anmelden könnten. Insgesamt ist aber auch er sehr zufrieden.
Schulamtsleiterin Brigitte Sulzen bacher gibt zu bedenken, dass Videoschalten nicht für alle Schüler
Die technische Ausstattung ist inzwischen vorhanden
Videokonferenzen eignen sich nicht für alle Schüler
gleich gut geeignet seien. „In den niedrigeren Jahrgangsstufen wird das Unterrichtsmaterial häufig auf Lernplattformen zur Verfügung gestellt. Die Lehrkräfte nehmen dann persönlichen Kontakt auf, um Fragen zu klären oder Rückmeldungen zu geben.“In den höheren Jahrgangsstufen würden auch Videokonferenzen genutzt. Inzwischen hätten sich die Lehrer gut in ihre Lernplattformen und Videoprogramme eingearbeitet, berichtet Sulzenbacher, dabei seien sie im Landkreis von einem Berater für digitale Bildung und einem Fachberater für Informatik unter anderem mit Fortbildungskursen unterstützt worden. Die Gemeinden als Sachaufwandsträger helfen den Schulen bei der Ausstattung.
Laut Sulzenbacher gibt es aktuell etwa 40 Notbetreuungsgruppen an den Grund- und Mittelschulen im Landkreis. Angeboten wird das bis zur sechsten Jahrgangsstufe. Das seien etwa 250 Kinder, rund fünf Prozent der Schüler.