Landsberger Tagblatt

Unterricht im Lockdown

Überlastet­e Lernplattf­ormen, fehlende Geräte: Zu Beginn des ersten Lockdowns lief wenig glatt beim Fernunterr­icht. Auf den Schulstart 2021 konnten sich alle besser vorbereite­n. Das ist der Stand im Landkreis Landsberg

- VON GERALD MODLINGER, DANIEL WEBER UND CHRISTIAN MÜHLHAUSE

Auch an den Schulen im Landkreis Landsberg gilt seit Montag Distanzunt­erricht. Wie kommen Lehrer und Schüler damit klar? Das LT hat nachgefrag­t.

Landkreis Der Unterricht in den Schulen hat wieder begonnen, wegen des Lockdowns können die Kinder aber noch nicht wieder zurück in ihre Klassenzim­mer. Für das Lernen von zu Hause aus brauchen sie allerdings Geräte und Programme für Videokonfe­renzen und Datenausta­usch. Ob sich alles inzwischen eingespiel­t hat und wie es mit der Notbetreuu­ng läuft, berichten mehrere Schulleite­r aus dem Landkreis Landsberg und das Schulamt.

Nicht ganz so, wie es sich Schüler, Lehrkräfte und Eltern vorgestell­t hatten, startete die Wolfgang‰Kubel‰ ka‰Realschule in Schondorf in den Distanzunt­erricht. „Wir haben auf den Schulmanag­er gesetzt“, sagt Rektor Günter Morhard, „aber der ist in die Knie gegangen. Wir nutzen ersatzweis­e Microsoft Teams.“Ursache des Schulmanag­er-Ausfalls am Montagvorm­ittag seien wohl die vielen gleichzeit­igen Zugriffe gewesen. Ansonsten funktionie­re der Distanzunt­erricht offenbar ganz gut, wie auch die Rückmeldun­g aus dem Elternbeir­at zeige. Aus Sicht der Lehrkräfte sei der Start ins neue Jahr „anstrengen­d“gewesen. Man fahre unter „Höchstlast“. Die technische Ausstattun­g bei den Schülern reiche aber aus, die Schule habe sogar noch Leihgeräte übrig. Allerdings mussten laut Morhard unter anderem etwa 100 Schüler einzeln mit neuen Passwörter­n versorgt werden, weil bei deren Eingabe etwas schief gelaufen sei. Ein Problem sei grundsätzl­ich, dass die Schulen keine Digitalabt­eilung hätten, sondern nur Lehrkräfte dafür für einige Stunden freigestel­lt würden.

Insgesamt, so sein Eindruck aus Gesprächen, seien Schüler und Lehrkräfte „begeistert“, aber: „Wir können natürlich nicht kontrollie­ren, was in den sechs Stunden passiert.“In der nächsten Zeit gehe es vor allem darum, in den Distanzunt­erricht „Normalität“hineinzubr­ingen. Trotz allem laufe er besser als im Frühjahr: „Da wurden wir völlig kalt erwischt“, räumt Morhard ein. Auch Schüler sind durchaus angetan vom Homeschool­ing: „Ich hatte gedacht, das wird die volle Katastroph­e“, erzählt einer von Befürchtun­gen, „aber es läuft alles.“Und seine Mutter ergänzt: „Völlig verwandelt“gestalte sich die Arbeitswei­se des Sohnes – auch die Struktur des Schulmanag­ers dürfte dabei eine Rolle spielen. Es klappe alles recht gut, sogar Kunstunter­richt gebe es.

Der Distanzunt­erricht, egal ob die Kinder zu Hause oder in der Notbetreuu­ng sind, laufe gut, bestätigt auch Bruno Bayer, Schulleite­r am Dominikus‰Zimmermann‰Gymna‰ sium (DZG) in Landsberg. Es sei aber nicht alles perfekt: „Man hat nicht nur an unserer Schule, sondern überall festgestel­lt, dass die zum Teil fehlende Verbindlic­hkeit im Distanzunt­erricht im letzten Schuljahr nicht förderlich war“, sagt er. Damit meint er Dinge wie regelmäßig­e Rückmeldun­gen, Kontaktund Arbeitsauf­träge. „Die Schüler sollen sich nicht nur betreut fühlen, sondern wirklich betreut sein“, fordert Bayer. Darum sei regelmäßig­er direkter Kontakt zwischen Schülern und Lehrern wichtig. „Das kann auch per Video sein. Entscheide­nd ist, dass der Schüler weiß, auf der anderen Seite ist jemand, der für ihn da ist.“Die Lehrer seien inzwischen auf die Situation vorbereite­t. Sie tauschten sich auch intensiv in den Klassentea­ms oder den Fachschaft­en aus.

Bei der Ausrüstung der Lehrkräfte könne man noch viel verbessern, sagt Bayer: „Sie haben noch keine Dienst-PCs. Im Herbst wurde angekündig­t, dass sie welche bekommen sollen.“Die Schüler seien inzwischen gut ausgestatt­et, seit die Schulen im Spätherbst Leihgeräte beseinen kommen haben. Der Gerätepool reicht laut Bayer aus, „wir können momentan gut arbeiten.“

Am DZG gibt es zwar eine Notfallbet­reuung für die Schüler, aber die Nachfrage sei derzeit überschaub­ar, sagt der Schulleite­r. Die Eltern meldeten ihre Kinder in der Regel einige Zeit vorher an, sodass rechtzeiti­g geplant werden könne, wie viele Lehrer zur Betreuung nötig seien. Weil die Mensa geschlosse­n ist, müssen allerdings alle ihr Essen und Trinken selbst mitbringen.

Eva‰Maria Klein, Rektorin der Grund‰ und Mittelschu­le in Fuchstal, ist zufrieden, wie der Start ins neuerliche Homeschool­ing funktionie­rt hat. „Wir haben die Benutzung der digitalen Programme vor Weihnachte­n mit den Schülern schon mal geübt, weil wir damit gerechnet haaufnahme ben, dass der Distanzunt­erricht kommen könnte.“Die Grundschül­er nutzen den Schulmanag­er und die Mittelschü­ler Microsoft Teams. Auch die Rückmeldun­gen, die sie bislang von den Eltern bekommen habe, seien positiv gewesen.

Sie habe zudem ein Kollegium, das vergleichs­weise jung und technikaff­in sei und angebotene Weiterbild­ungen zum Onlineunte­rricht genutzt habe. Erstaunt ist Eva-Maria Klein über die geringe Nachfrage nach Leihgeräte­n: „Wir könnten noch weitere Tablets verteilen. Bei Familien wo es hapert – beispielsw­eise weil sie mehrere schulpflic­htige Kinder haben – sprechen es die Lehrer auch aktiv an.“Die Notbetreuu­ng in Fuchstal nutzen laut Rektorin je nach Tag 15 bis 20 Kinder. Die Bildungsei­nrichtung besuchen 200 Grund- und 320 Mittelschü­ler. Ihr Konrektor, Markus Ar‰ nold, hat festgestel­lt, dass es „in Rott teils Probleme mit dem Internet“gebe. Dort würden Schüler aus dem System geworfen, die sich danach auch nicht wieder anmelden könnten. Insgesamt ist aber auch er sehr zufrieden.

Schulamtsl­eiterin Brigitte Sulzen‰ bacher gibt zu bedenken, dass Videoschal­ten nicht für alle Schüler

Die technische Ausstattun­g ist inzwischen vorhanden

Videokonfe­renzen eignen sich nicht für alle Schüler

gleich gut geeignet seien. „In den niedrigere­n Jahrgangss­tufen wird das Unterricht­smaterial häufig auf Lernplattf­ormen zur Verfügung gestellt. Die Lehrkräfte nehmen dann persönlich­en Kontakt auf, um Fragen zu klären oder Rückmeldun­gen zu geben.“In den höheren Jahrgangss­tufen würden auch Videokonfe­renzen genutzt. Inzwischen hätten sich die Lehrer gut in ihre Lernplattf­ormen und Videoprogr­amme eingearbei­tet, berichtet Sulzenbach­er, dabei seien sie im Landkreis von einem Berater für digitale Bildung und einem Fachberate­r für Informatik unter anderem mit Fortbildun­gskursen unterstütz­t worden. Die Gemeinden als Sachaufwan­dsträger helfen den Schulen bei der Ausstattun­g.

Laut Sulzenbach­er gibt es aktuell etwa 40 Notbetreuu­ngsgruppen an den Grund- und Mittelschu­len im Landkreis. Angeboten wird das bis zur sechsten Jahrgangss­tufe. Das seien etwa 250 Kinder, rund fünf Prozent der Schüler.

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Foto: Julian Leitenstor­fer Markus Arnold, Konrektor in der Mittelschu­le Fuchstal, unterricht­et Schüler im Distanzunt­erricht. Er ist sehr zufrieden damit, wie das Homeschool­ing angelaufen ist.

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