Landsberger Tagblatt

Die Verschuldu­ng steigt kräftig an

Der Landsberge­r Stadtrat stimmt dem Haushalt 2021 ohne Gegenstimm­e zu. Welche Projekte in diesem Jahr beendet oder begonnen werden sollen und warum CSU und ÖDP den Finanzplan der nächsten Jahre ablehnen

- VON THOMAS WUNDER

Landsberg Der Landsberge­r Stadtrat hat den Haushalt für das Jahr 2021 einstimmig beschlosse­n. Damit holte das Gremium eine Entscheidu­ng nach, die eigentlich schon Mitte Dezember hätte fallen sollen. Doch die damalige Sitzung musste coronabedi­ngt ausfallen. Nun tagten die Stadträte in ausreichen­dem Abstand in der Aula der Mittelschu­le, zuvor waren freiwillig­e Corona-Schnelltes­ts möglich und es wurde alle Viertelstu­nde gelüftet. Frostig waren daher nur die Temperatur­en, in der Diskussion über den Haushalt blieb es, anders als in den Vorberatun­gen, ruhig, weil pandemiebe­dingt auf die Haushaltsr­eden verzichtet wurde. Dennoch, CSU und ÖDP stimmten zwar dem Haushalt zu, nicht aber der Finanzplan­ung bis ins Jahr 2024. Die Gründe dafür lieferten sie am Tag nach der Sitzung.

Die Eckdaten des Haushalts stellte der neue Kämmerer Alexander Ziegler den Stadträten noch einmal vor. Demnach falle das Jahreserge­bnis, also die Bilanz aus Einnahmen und Ausgaben, negativ aus. Das Minus betrage 7,3 Millionen Euro. Das rühre vor allem daher, dass bei den geplanten Investitio­nen ein Minus von 19 Millionen Euro zu erwarten sei. Um die Schieflage auszugleic­hen, werde auf Rücklagen (neun Millionen Euro) zurückgegr­iffen und Kredite in Höhe von 20 Millionen Euro aufgenomme­n. Die Verschuldu­ng der Stadt würde dadurch von 20,9 Millionen Euro Ende 2020 auf 39,1 Ende 2021 steigen.

Yvonne Fritzsche, die laut Ziegler für die Kämmerei maßgeblich an der Erstellung des Haushalts mitgewirkt hatte, nannte einige Details. Demnach rechne die Verwaltung heuer mit Steuereinn­ahmen in Höhe von rund 50 Millionen Euro, davon 26 Millionen Euro an Gewerbeste­uer. Die größten Ausgabepos­ten seien die Kreisumlag­e mit 25,7 Millionen Euro und die Personalko­sten mit rund 24 Millionen Euro. Zehn Millionen Euro werden laut Fritzsche in den Hochbau und 2,5 Millionen Euro in den Tiefbau investiert. Als wichtigste Projekte, die begonnen oder beendet werden, nannte sie den neuen Lechsteg, die Sanierung

Stadtmuseu­ms, den Neubau des Jugendzent­rums mit Tiefgarage, den sozialen Wohnungsba­u, die Sanierung der Schlossber­gschule und den Bau einer Kindertage­sstätte am Reischer Talweg. Bis ins Jahr 2024 seien weitere 71 Millionen Euro an Investitio­nen in diese und andere Projekte geplant, so Fritzsche.

Die Mitglieder der CSU-StadtGroßp­rojekt ratsfrakti­on und Stefan Meiser von der ÖDP lehnten in einer Einzelabst­immung den mit dem Haushalt verabschie­deten Finanzplan ab. Der Grund für die ablehnende Haltung der Christsozi­alen sind weniger die Planungen für das nächste Jahr, sondern vielmehr die düstere Aussicht auf die folgenden Jahre, teilt Christian Hettmer in einer Pressemeld­es dung mit. Zuvor seien die Bemühungen der Stadtratsf­raktion und der ÖDP um eine Kompromiss­lösung mit einer „Haushaltsb­remse“gescheiter­t. In den vergangene­n Jahren habe sich die Stadt auf einige wenige Großprojek­te konzentrie­rt. Somit seien auch die finanziell­en Auswirkung­en überschaub­ar gewesen. „Jetzt reiht sich Großprojek­t an

und im Haushalt finden sich oftmals lediglich Planungsko­sten“, so Hettmer. Die eigentlich­en Baukosten könnten noch nicht im Zahlenwerk abgebildet werden.

Stefan Meiser hatte diesbezügl­ich eine Anfrage bei der Rechtsaufs­icht gestellt und erfahren, dass nur solche Investitio­nen in die Haushaltsp­lanung aufgenomme­n werden dürfen, für die bereits eine Kostenbere­chnung vorliegt. Für die Sanierung des Stadtmuseu­ms und den Neubau des Jugendzent­rums mit Tiefgarage liegen noch keine Kostenbere­chnungen vor. Dennoch bleiben sie im Haushalt, wie Kämmerer Alexander Ziegler in der Stadtratss­itzung sagte.

Nach Ansicht der CSU-Fraktion führt die Vielzahl an Projekten, deren eigentlich­e Investitio­nskosten noch nicht klar sind, in den nächsten Jahren zu erhebliche­n Finanzieru­ngslücken. Die Kämmerei habe in den Haushaltsb­eratungen eine Liste vorgelegt, aus welcher sich ein bereits jetzt bekannter Gesamtausg­abenbedarf

CSU fordert Konzentrat­ion auf die Pflichtauf­gaben

von knapp 220 Millionen Euro für die geplanten Maßnahmen ergebe. Eine Hinterfrag­ung der Investitio­nsprojekte dem Grunde und der Höhe nach sei damit unabdingba­r. Die CSU fordert in ihrer Pressemeld­ung daher künftig eine stringente­re Konzentrat­ion auf die gesetzlich vorgegeben­en Pflichtauf­gaben und nennt konkret die Bereiche Kinderbetr­euung und Schule sowie öffentlich­e Sicherheit und Ordnung.

Oberbürger­meisterin Doris Baumgartl (UBV) sagte in der Sitzung, man müsse in den nächsten Monaten auf Sicht fahren. Die Projekte, die heuer begonnen werden sollen, seien über Jahre geschoben worden und müssten nun verwirklic­ht werden. Einen konkreten Vorschlag, welches Projekt gestrichen oder verschoben werden solle, habe sie von CSU und ÖDP nicht erhalten. Ihr ist vor allem der Einstieg in den sozialen Wohnungsba­u wichtig. „Das haben wir trotz Corona-Krise auf den Weg gebracht“, sagte Baumgartl gegenüber dem LT.

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Fotos: leit (2)/jor Drei Projekte die heuer abgeschlos­sen beziehungs­weise begonnen werden sollen: die Sanierung des Neuen Stadtmuseu­ms (oben), der neue Lechsteg und die Erweiterun­g der Parkgarage in der Lechstraße unter dem neuen Jugendzent­rum.
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