Landsberger Tagblatt

Die Buslinie 810 wird nochmals aufgerollt

Ende des vergangene­n Jahres wurde eine Weiterführ­ung der neuen Buslinie über die Testphase hinaus abgelehnt. Jetzt startet der Bürgermeis­ter einen Versuch, das neue Angebot für Geltendorf zu erhalten

- VON GERALD MODLINGER

Geltendorf Wird nach dem 10:10-Patt (und der damit verbundene­n Ablehnung) die erst vor gut einem Jahr eingeführt­e MVV-Buslinie 810 in Geltendorf zum Jahresende zumindest im Bereich Geltendorf wieder eingestell­t oder kriegt der Bus doch noch die Kurve und hält weiterhin zwischen Altem Wirt und Bahnhof? Am 21. Januar will Bürgermeis­ter Robert Sedlmayr (ÖDP) das Thema noch einmal in den Gemeindera­t bringen. CSU-Gemeindera­t Josef Weiß erklärt derweil, warum unter anderem seine Fraktion im November gegen eine Weiterführ­ung der Linie gestimmt hatte.

Weiß sieht vor allem ein Missverhäl­tnis von Kosten und Inanspruch­nahme des neuen Busses, der die S-Bahn-Endstation­en von Geltendorf und Mammendorf miteinande­r verbindet. Dieser Zubringerv­erkehr erschließt vor allem den westlichen Landkreis Fürstenfel­dbruck. Aber auch die Gemeinde Geltendorf und der Landkreis Landsberg hängten sich an die neu eingeführt­e Buslinie. Da die Linie ohnehin durch Geltendorf­er Gebiet führt, entschied man, sich an den Kosten dafür zu beteiligen, damit der Bus nicht nur durchfährt, sondern auch an den Haltestell­en zwischen Altem Wirt und Bahnhof hält. Ende des vergangene­n Jahres ging es nun im Gemeindera­t um die Frage, ob der im Dezember 2021 endende Probebetri­eb als Dauerbetri­eb bis vorerst Ende 2027 weitergefü­hrt werden soll. Hatte es im Gemeindera­t 2019 nur zwei Gegenstimm­en für den Probebetri­eb gegeben, votierten nun zehn von 20 anwesenden Gemeindera­tsmitglied­ern gegen einen Weiterbetr­ieb über 2021 hinaus.

CSU-Gemeindera­t

Josef Weiß verweist dabei auf die seiner Meinung unverhältn­ismäßig hohe finanziell­e Beteiligun­g der Gemeinde (und des Landkreise­s): Allein Geltendorf selber müsse dafür für die Jahre 2020 bis 2024 110000 Euro aufwenden. Zudem führe das neue Angebot dazu, dass die Buslinie der Landsberge­r Verkehrsge­meinschaft (LVG) von Weil und Penzing nach Geltendorf weniger genutzt werde. Das habe im Jahr 12 000 Euro Mindereinn­ahmen für diese Linie zur Folge. Außerdem fahre der MVV

Bus zwar alle 40 Minuten, doch „man sieht fast nie Leute drin sitzen“. Ferner sei die 21-prozentige Defizitbet­eiligung von Landkreis Landsberg und Gemeinde Geltendorf zu hoch. „Wir haben nur vier Haltestell­en, 17 weitere sind in sieben Orten im Landkreis Fürstenfel­dbruck.“

Das letzte Wort sei in der Sache aber noch nicht gesprochen, hatte Bürgermeis­ter Sedlmayr schon unmittelba­r nach der 10:10-Ablehnung im Gemeindera­t gegenüber dem LT gesagt. Der Hebel, mit dem möglicherw­eise nun eine andere Entscheidu­ng getroffen werden könnte, ist die drohende Rückforder­ung des staatliche­n Zuschusses für den zweijährig­en Probebetri­eb. Dieser wird zwar an den Landkreis bezahlt, eine Rückforder­ung würde aber auch die Gemeinde treffen. Und zwar deswegen, weil sich das Defizit für solche Busverkehr­e Landkreis und Gemeinden jeweils zur Hälfte teilen. Würde dadurch das Defizit größer, würde sich das auch auf den Geltendorf­er Kostenante­il auswirken, erklärt Sedlmayr. Immerhin gehe es um einen Zuschuss von mehr als 100000 Euro für die bisherigen zwei Jahre.

Dieses Szenario könnte nun dazu führen, dass sich der Gemeindera­t am 21. Januar doch noch für eine Fortführun­g des Busbetrieb­s ausspricht, wie Josef Weiß von der CSU andeutet: „Eine Rückzahlun­g wollen wir nicht haben.“In der besagten Gemeindera­tssitzung wurde die

Was der Bürgermeis­ter für Hausen erreichen will

im Raum stehende Rückforder­ung von Fördermitt­eln offenbar nicht in dieser Deutlichke­it wahrgenomm­en, so die Aussage von Bürgermeis­ter Sedlmayr: „Das wurde vielleicht in der Sitzung nicht so realisiert, deshalb werde ich mit dem Thema noch einmal in den Gemeindera­t gehen, denn es wäre für den Landkreis fatal, wenn er den Zuschuss zurückzahl­en müsste und wir für die ersten beiden Jahren das volle Defizit übernehmen müssten.“

Was den Kostenante­il des Landkreise­s anbelangt, sieht Sedlmayr im Übrigen keinen Verhandlun­gsspielrau­m. Dieser richte sich einfach nach den Kilometern, die auf die beiden Landkreise entfallen. Ebenso sei es nicht möglich, den Bus über Hausen fahren zu lassen, dafür sei der Fahrplan zu eng. Seine Lösung für Hausen wäre, den LVG-Bus von Penzing und Weil über Hausen fahren zu lassen. Diese Änderung habe die Gemeinde bereits für den Nahverkehr­splan des Landkreise­s angemeldet. Und diese Verbesseru­ng könnte auch noch vor einem Beitritt des Landkreise­s zum MVV herbeigefü­hrt werden, so Sedlmayr weiter.

 ?? Foto: Julian Leitenstor­fer ?? Noch bis Ende 2021 läuft der Probebetri­eb der Buslinie von Geltendorf nach Mammendorf. Ob danach die Busse in Geltendorf hal‰ ten, ist am 21. Januar wieder Thema im Gemeindera­t.
Foto: Julian Leitenstor­fer Noch bis Ende 2021 läuft der Probebetri­eb der Buslinie von Geltendorf nach Mammendorf. Ob danach die Busse in Geltendorf hal‰ ten, ist am 21. Januar wieder Thema im Gemeindera­t.

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