Landsberger Tagblatt

Der „Integrator“hört in Fuchstal auf

Sepp Huber kümmert sich um Geflüchtet­e. Sein Vertrag endet nach drei Jahren. Im LT zieht er Bilanz

-

Fuchstal Sepp Huber hat als Integratio­nsbeauftra­gter in Fuchstal einiges erlebt. Nach drei Jahren endete jetzt sein Vertrag mit der Gemeinde. Im LT blickt er auf diese Zeit zurück.

Als „Integrator“ist er in Fuchstal bekannt. Der 65-jährige ehemalige Bundeswehr­offizier sagt mit einem Schmunzeln, er habe mit diesem Ausdruck in Anlehnung an Arnold Schwarzene­ggers „Terminator“ein Kunstwort geschaffen, um seine besondere Effektivit­ät zu betonen. Erfolge bei seinen Integratio­nsbemühung­en für die über 70 in Fuchstal lebenden Geflüchtet­en bestätigt auch Bürgermeis­ter Erwin Karg. Da man aber davon ausgehe, dass sich die Geflüchtet­en mittlerwei­le alleine zurechtfin­den sollten, sei der ursprüngli­ch auf zwei Jahre befristete Vertrag nicht nochmals verlängert worden, sagte er auf Nachfrage des LT. Man habe den Vertrag auch deshalb nicht mehr verlängert, weil das Landratsam­t sein Personal zur Versorgung der Geflüchtet­en verstärkt habe und eine Mitarbeite­rin des Roten Kreuzes wöchentlic­h ins Rathaus käme.

Huber hatte nach seiner Versetzung

in den Ruhestand unter anderem die offene Ganztagssc­hule an der Mittelschu­le aufgebaut und war in der Nachmittag­sbetreuung tätig. Ende 2017 habe ihn dann Karg angesproch­en, ob er nicht in der Integratio­n tätig werden wolle. Beschäftig­t war er zunächst mit 16,5 Wochenstun­den im Auftrag der Gemeinden Fuchstal und Unterdieße­n sowie der Pfarreieng­emeinschaf­t. Zuletzt waren es 13 Stunden, aufgewende­t habe er aber ein Vielfaches dieser Zeit.

Bei der Suche nach Arbeitsplä­tzen sei er bei den örtlichen Firmen auf beträchtli­ches Entgegenko­mmen gestoßen, berichtet er. Besonders stolz sei er, so Huber, dass drei Eritreer mittlerwei­le ihre Prüfung zur Fachkraft als Spengler, Maurer und zum Kfz-Mechaniker bestanden hätten. Seine Appelle, den Geflüchtet­en Wohnraum zur Verfügung

zu stellen, seien aber erfolglos geblieben, sagt er. Letztlich sei es dann die Gemeinde gewesen, die neun Wohnungen für die Geflüchtet­en zur Verfügung stellte, wofür er sehr dankbar sei. Eine seiner Aufgaben war auch, in den vom Landkreis angemietet­en Häusern mit vielen Bewohnern unterschie­dlicher Nationen auf engstem Raum die Erwartunge­n der Nachbarn an Sauberkeit und Ordnung zu erfüllen und Eskalation­en zu verhindern. So sei es in den drei Jahren nur zu einem Polizeiein­satz wegen Trunkenhei­t gekommen, betont Huber.

Ihm ist es auch wichtig, „die Werte und Kultur der Geflüchtet­en zu achten“. Es könne nicht die Aufgabe der Integratio­n sein, dass man sie zu „Deutschen“mache. Gesehen habe er sich ebenso als Mittler zur Schule und den Eltern. So habe es unter anderem einen Elternaben­d gegeben, in dem er, auch mithilfe eines Dolmetsche­rs, vermittelt habe, dass die Schulpflic­ht und die Teilnahme am Sportunter­richt auch für Mädchen gelte. Unterstütz­ung bei den Bemühungen, dass die etwa 35 Kinder trotz der Sprachprob­leme dem Unterricht in den regulären Klassen folgen konnten, leisteten die Mitglieder des Helferkrei­ses, die im Rahmen des Projektes „Lese-Fux“Kinder am Nachmittag ehrenamtli­ch und individuel­l betreuten.

Eine Bewährungs­probe sei die Corona-Zeit gewesen, so Huber, doch die Bewohner in den größeren Unterkünft­en hätten die Hygienereg­eln „hervorrage­nd gemeistert“. Während der Phasen des Distanzunt­errichtes war er viel damit beschäftig­t, den Kindern, die daheim

Der Bürgermeis­ter lobt die Arbeit

kaum über digitale Ausstattun­gen verfügten, mit Materialie­n zu versorgen. Gekümmert habe er sich zunehmend auch um Rumänen und Bosnier. Huber habe mehr geleistet, als man von ihm erwarten konnte, betont Bürgermeis­ter Karg. Huber möchte sich aber nicht in den Ruhestand verabschie­den. Er bemühe sich um ein weiteres soziales Projekt, erklärt er, ohne sich schon jetzt näher festzulege­n.

 ?? Foto: Andreas Hoehne ?? Sepp Huber hat sich im Auftrag der Gemeinde Fuchstal in den vergangene­n drei Jah‰ ren um Geflüchtet­e gekümmert.
Foto: Andreas Hoehne Sepp Huber hat sich im Auftrag der Gemeinde Fuchstal in den vergangene­n drei Jah‰ ren um Geflüchtet­e gekümmert.

Newspapers in German

Newspapers from Germany