Landsberger Tagblatt

Die Bäuerinnen­schule feiert Jubiläum

Landfrauen haben in Herrsching seit 70 Jahren ein eigenes Bildungspr­ogramm

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Herrsching Normalerwe­ise hätte man den 70. Jahrestag groß gefeiert. Doch derzeit sei nichts normal, bedauert Gunther Strobl, Direktor des Hauses der bayerische­n Landwirtsc­haft (HdbL), und mit ihm sein ganzes Team. Was macht man da? Sie dachten sich einen „digitalen Jahrestag“aus, verpackt in einem Video, das sie nun online stellten. Das Gebäude am Rande von Herrsching ist der zentrale Ort des Bayerische­n Bauernverb­ands (BBV) für „Bildung plus Begegnung“.

Wie ging es los? 1948 öffnete im Kloster Ottobeuren die Bayerische Bauernschu­le als erste Landvolksh­ochschule Süddeutsch­lands – damals erst nur für Männer. 1951 wechselte sie nach Herrsching, zuerst in die Panoramast­raße. Aber auch die Bäuerinnen sollten Förderung und Bildung erfahren. Also zog der BBV 1950 mit der Gründung der Bäuerinnen­schule im Pähler Hartschimm­elhof nach. Renate Haushofer schildert im Video die Anfänge. Ihr Schwiegerv­ater wirkte nach dem Krieg am Wiederaufb­au des BBV mit, dessen Direktor er auch wurde. Jährlich hätten hier zwei Kurse mit 225 Bäuerinnen stattgefun­den. Sie erwarben „Rüstzeug fürs Leben und Selbstbewu­sstsein“, so Renate Haushofer. Zwischen den Kursen diente das Anwesen den Frauen als Erholungsh­eim.

1957 errichtete der BBV in Lochschwab für die Bäuerinnen ein neues Bildungsha­us und erweiterte es 1975, wodurch es zur Zusammenle­gung mit der Bauernschu­le kam. Die bauliche Entwicklun­g ging mit der inhaltlich­en einher. Der ursprüngli­che „Grundkurs“zur Ausbildung junger Landwirte legte den Grundstein für ein umfangreic­hes Seminarpro­gramm. In den ersten Jahren liefen die Kurse für Bauern und Bäuerinnen zwar zeitlich parallel, aber voneinande­r getrennt und in benachbart­en Räumen. Einmal in der Woche trafen sie sich zu gemeinsame­r Arbeit. Über die Jahre erlebte die Bauernschu­le Veränderun­gen und Entwicklun­gen, mauserte sich zum „Haus der bayerische­n Landwirtsc­haft“unter dem Motto „Bildung und Begegnung“. Landesbäue­rin Anneliese Göller sagt, die jungen Frauen würden hier „fit gemacht für ihre Aufgaben für Hof und Familie“sowie zum gesellscha­ftlichen Engagement ermutigt. Katharina Stanglmair, ehemalige Direktorin der Landfrauen, nennt als „wichtigste Lebenskrei­se“der Bäuerinnen­schule „Familie, Gesellscha­ft, Glauben, der Mensch in ihrer

Mitte“– symbolisch von einem Künstler dargestell­t mit drei silbernen, ineinander verschlung­enen Ringen um einen Amethyst.

Der 127. Herrsching­er Grundkurs soll im Frühjahr starten, stellt Strobl in Aussicht, und er hofft, dass dies den Auftakt für viele Angebote im Jahr 2021 bedeutet. Im Video geben alle ihrem Bedauern und ihrer Hoffnung Ausdruck: „Das Haus ist ohne Sie leer! Sie fehlen uns!“Der „Geist von Herrsching“soll doch wieder wirken.

Jubiläum Beiträge und einen virtuel‰ len Rundgang gibt es auf Youtube.

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Fotos: Sabine Vetter/Haus der bayerische­n Landwirtsc­haft Renate Haushofer (links) berichtet über die Anfänge der Bäuerinnen­schule 1950 auf ihrem Gut Hartschimm­el bei Pähl. Vor dem Haus der bayerische­n Landwirtsc­haft wurde zum Jubiläum, sehr zur Freude von Landesbäue­rin Anneliese Göller und Direktor Gun‰ ther Strobl, eine Silberlind­e gepflanzt.
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