Viel zu kurz gedacht
Dass die verflixten Bändel der Masken jedem Friseur im Weg umgehen, liegt auf der Hand. Am Hinterkopf oder um die Ohren des Kunden stören die Schnüre die Schere und schreien förmlich danach, durchgeschnitten zu werden. Mit viel Übung und einigen Kniffen lässt sich das zwar vermeiden, aber ein Kunstgriff gelingt keinem Friseur: seinem Kunden die Haare aus über eineinhalb Metern Entfernung zu schneiden.
Dass der Beruf deshalb zu denjenigen zählt, die bei einem Lockdown definitiv schließen müssen, ist nachvollziehbar. Aber wer meint, dass das Risiko mit einer Schließung aus der Welt geschafft ist, hat zu kurz gedacht: Die Haare der Landsberger wachsen trotzdem, und die Mieten der Friseure müssen weiter bezahlt werden. Und die Heizkosten. Und private Ausgaben der Inhaber wie Essen und noch einmal Miete und Heizkosten.
Sprießende Haare auf (fast) jedem Kopf und zahllose Friseure in Geldnot – es braucht nicht viel Fantasie, um sich auszumalen, wie das endet. Auf beiden Seiten gibt es genügend Menschen, die sich auch von Verboten und Strafen nicht aufhalten lassen. Und eines ist sicher: Bei den wenigsten der dann stattfindenden Zusammenkünfte liegt der Fokus auf Hygienemaßnahmen.
Wer das Infektionsrisiko senken will, sollte nicht nur den Friseuren das Frisieren untersagen, sondern ihnen auch genügend Geld geben, um ohne den Griff zur Schere über die Runden zu kommen. Dass die Landsberger Innung dafür sorgt, ist löblich, sollte aber unnötig sein. Schließlich hat die Innung den Lockdown nicht verhängt.