Wie das HCLPräsidium auf das Debakel reagiert
Die Landsberg Riverkings gehen in Rosenheim mit 0:10 unter. In der Vereinsführung ist man schon länger mit Ursachenforschung beschäftigt. Die Suche nach Verstärkung gestaltet sich aber wegen der Corona-Pandemie schwierig
Landsberg Die 0:10-Niederlage der Landsberg Riverkings in Rosenheim war der Negativ-Höhepunkt für den Aufsteiger in die EishockeyOberliga bislang. Welche Konsequenzen die Vereinsführung aus der Niederlagenserie zieht und was für die nächsten Wochen geplant ist – darüber sprach das Landsberger Tagblatt mit den HCL-Verantwortlichen.
Von vorneherein sei klar gewesen, dass man diese Saison als Lehrjahr sehen müsste, sagt HCL-Präsident Frank Kurz. „Wir wollten sehen, ob vor allem unsere jungen Spieler in der Oberliga mithalten können.“Und gerade diese würden bislang eine überzeugende Leistung abrufen. „Egal ob Jonas Schwarzfischer, Christopher Mitchell oder Marius von Friderici, sie machen ihre Sache bislang hervorragend.“
Das Problem sei nicht die Breite im Kader, sondern die Spitze: Die anderen Vereine könnten eine erste Reihe mit einer ganz anderen Qualität
vorweisen. „Und sie haben Kontingentspieler, die auch die Tore machen.“Gerade im Abschluss sei man zuletzt sehr schwach gewesen – in den vergangenen drei Spielen kassierten die Landsberger 25 Gegentore und waren selbst nur vier Mal erfolgreich.
Allerdings fallen mit Adriano Carciola und Marc Krammer (für beide ist die Saison beendet) sowie Thomas Fischer derzeit erfahrene Spieler aus. „Wir sondieren deshalb auch den Markt“, sagt Kurz – immerhin stehen noch 15 Spiele für die Landsberger aus. Jedoch sei es in diesem besonderen Jahr nicht einfach, Verstärkung zu finden, sagt Teammanager Michael Oswald. „Alle Bayernliga-Spieler, die infrage kämen, waren seit Monaten nicht mehr auf dem Eis.“Auch bei Mathias Jeske, den die Landsberger vor Kurzem verpflichtet hatten, mache sich die Eis-Abstinenz bemerkbar. Jeske, der zuletzt für den Bayernligisten Waldkraiburg spielte und vom Lockdown betroffen war, musste sich erst wieder ranarbeiten. „Und Spieler aus den oberen Ligen muss man sich auch finanziell gut überlegen“, sagt Oswald.
Keine Frage sei, dass man sich die Saison ganz anders vorgestellt hatte. „Wir dachten zunächst, dass wir von den 24 Vorrundenspielen etwa fünf gewinnen könnten.“Jetzt sei man, nach der Neuregelung, bei 34 Spielen noch weit von den fünf Siegen entfernt. Trotzdem sei die Stimmung im Team noch in Ordnung.
„Man merkt natürlich die Verunsicherung, das große Problem ist derzeit einfach der Kopf“, sagt Oswald.
Da versuchen auch die Fans zu helfen: Sie haben aktuell eine Aktion gestartet, um die Mannschaft zu unterstützen. So wurden am Eisstadion – coronakonform – Plakate ausgeteilt, die von Familien und Kindern gestaltet und dann im Stadion platziert werden. Derzeit, so Stadionsprecher und HCL-Fan Sven Schneider, berate man, ob die Aktion noch verlängert soll und weitere Plakate verteilt werden sollen. „Die Mannschaft soll sehen, dass wir auch in dieser schweren Zeit hinter ihr stehen.“
Im Präsidium zieht man aber auch schon die Lehren für die nächste Saison. „Zunächst muss man sagen, dass wir sportlich auf jeden Fall die richtige Entscheidung getroffen haben, denn wenn wir in der Bayernliga geblieben wären, würden wird jetzt gar nicht spielen“, betont Präsident Frank Kurz. Das würde gerade die jungen Spieler in der Entwicklung zurückwerfen. Aus Vereinssicht müsse man jetzt die richtigen Schlüsse ziehen. Was allerdings nicht einfach sei.
Eines aber schließt Kurz kategorisch aus: dass man für kommende Saison auf einen Profi-Kader, wie ihn viele andere Gegner besitzen, umstellen wird. „Wir machen nicht Fehler, die in der Vergangenheit passiert sind.“Sollte man keine geeigneten Mittel finden, müsse man sich eingestehen, „dass wir nicht in diese Liga gehören“. Doch so weit sei man noch lange nicht. „Es spielen gerade in dieser Saison vier Faktoren eine Rolle: Es fehlen die Zuschauer, die Belastung wegen der Corona-Pausen war in den vergangenen Wochen enorm, man konnte nicht mehr richtig trainieren und wir haben eben kaum Profis im
Team“, sagt der HCL-Präsident. Während andere nach der Zwangspause wegen Corona-Fällen im Team, sobald es wieder möglich war, zweimal täglich trainiert hatten, war das beim HCL nicht möglich gewesen.
Trotzdem nimmt Kurz die Mannschaft in Schutz: „Wir haben in vielen Spielen ordentlich mitgehalten, und vor allem kämpferisch und läuferisch kann man dem Team keinen Vorwurf machen.“Allerdings: „Während die anderen Mannschaften die Scheibe laufen lassen, laufen bei uns die Spieler.“Ein Nachteil – aber eben auch eine Erfahrungssache. „Wir müssen uns wieder darauf konzentrieren, einfaches Hockey zu spielen und vor allem müssen wir übers Kollektiv kommen“, fordert der Präsident.
Das hatte in Rosenheim nicht geklappt: Knapp zehn Minuten konnten die Landsberger das Spiel offenhalten – hatten da auch zwei Pfostenschüsse – doch dann schlug Rosenheim zu. Krumpe, Gibbons, Baindl und Daxenberger stellten auf
25 Gegentore in den vergangenen drei Spielen
Nach dem ersten Drittel war die Partie entschieden
4:0 nach dem ersten Drittel. Schon in der 24. Minute fiel das 5:0 durch Gibbons, dann machte HCL-Keeper David Blaschta Platz für Michael Güßbacher.
Auch dieser musste im Mitteldrittel noch zwei Treffer durch Vollmayer hinnehmen, und im letzten Abschnitt erhöhten Mayerhofer, Schütt und Höller auf den 10:0-Endstand. Damit kassierten die Landsberger, die mit bislang vier Punkten abgeschlagen am Ende der Tabelle liegen, ihre bislang höchste Niederlage in der laufenden Saison.