Landsberger Tagblatt

Senioren warten aufs Impfen

Der Landsberge­r Heinz Höwel ist einer von Hunderten Senioren aus dem Landkreis, die darauf warten, gegen Covid-19 geimpft zu werden. Doch momentan wird kein Serum geliefert. Der Ärger nach den Terminabsa­gen ist groß

- VON DANIEL WEBER

Viele Senioren im Landkreis Landsberg warten nach der Terminabsa­ge weiter auf eine Impfung gegen Corona. Der Ärger ist groß.

Landkreis „Mein Impftermin ist um zwei Monate verschoben worden“, beschwert sich Heinz Höwel aus Landsberg. „Er wäre diese Woche am Donnerstag gewesen.“Höwel ist über 80 Jahre alt und zu 100 Prozent schwerbehi­ndert. Wie viele andere im Landkreis Landsberg kann er nicht nachvollzi­ehen, warum er nun wieder lange warten soll, bis er sich gegen das Coronaviru­s impfen lassen kann. Auf Nachfrage der LTRedaktio­n erklärt der Leiter des Impfzentru­ms in Penzing die aktuelle Lage und warum die Verzögerun­g sich nicht vermeiden lässt.

„Anfang Januar habe ich meinen Termin ausgemacht. Es wäre bei mir die erste Impfung gewesen“, sagt Höwel. Am Dienstag habe er einen Anruf vom Impfzentru­m bekommen, dass kein Impfstoff gekommen sei und sein Termin verschoben werden müsse. Als Ersatz wollte er einen Termin unter der Woche haben – doch da sei der nächste erst im Mai frei gewesen. „Ich habe mich beschwert, aber es blieb nichts anderes übrig. Ich habe dann einen Samstag genommen, den 20. März.“

Eine ähnliche Geschichte erzählt Heidi Bridgeman. Sie kommt ebenfalls aus Landsberg. Ihre Mutter ist 86 Jahre alt und pflegebedü­rftig. „Der Impftermin wäre diese Woche am Mittwoch gewesen, am Dienstag wurde er abgesagt.“Dabei brauche ihre Mutter die Impfung dringend, sie habe Kinderlähm­ung und habe sich außerdem im November beide Beine gebrochen. „Es war schon ein Akt, zu organisier­en, dass sie überhaupt zur Impfung kommt. Wir hatten schon alles organisier­t.“

Der neue Termin ihrer Mutter sei erst Ende März. „Man wird wieder hinten angestellt“, ärgert sich Bridgeman. Sie hätte sich gewünscht, dass die Ersatzterm­ine nach Bedarf vergeben werden. Weil sie selbst in der Notbetreuu­ng einer Schule arbeite, habe sie jeden Tag Kontakt mit 30 oder 40 Haushalten und müsse danach zu ihrer ungeimpfte­n Mutter.

Peter Rasch, Leiter des Impfzen‰ trums in Penzing, kann den Ärger derjenigen verstehen, die nun eine Absage bekommen haben: „Man muss sich mal in so einen 85-Jährigen hineinvers­etzen. Diese Leute haben teilweise wirklich Angst um ihr Leben, gehen nicht mehr raus, es kommt kein Enkel mehr. Und dann wird ihr Termin für den nächsten Tag auf Ende April verschoben.

Manche sagen uns am Telefon: ,Ob ich da noch lebe?’“

Raschs Kollegen müssten sich am Telefon einiges anhören, sagt er, aber sie könnten nichts für die Absagen. „Wir haben am späten Sonntagnac­hmittag per E-Mail die Mitteilung bekommen, dass wir diese Woche keinen Impfstoff bekommen. Die Lieferung hätte am Montag eintreffen sollen. Weil wir nicht rund um die Uhr im Dauereinsa­tz sind und ich das erste Mal seit Wochen am Sonntag meinen Computer nicht angeschalt­et habe, habe ich erst am Montag in der Früh erfahren, dass wir nichts bekommen.“

Zum Glück habe es von Montag bis Mittwoch keine regulären Termine im Impfzentru­m in Penzing gegeben, sondern nur wenige Sonderterm­ine, fast alle anderen Impfungen seien als mobile Einsätze geplant gewesen. „Wenn wir für Montag Termine eingeplant hätten und am Montag in der Früh erfahren hätten, dass kein Impfstoff kommt, wären die Leute ja schon vor der Tür gestanden“, sagt Rasch. So habe sein Team wenigstens Zeit gehabt, den Kandidaten, die diese Woche ab Donnerstag ihren Termin hatten, telefonisc­h abzusagen. „Alle, die diese Woche geimpft werden sollten, haben wir schon informiert, sofern wir sie erreichen konnten.“

Jeder, der angerufen wird, bekommt einen Ersatzterm­in angeboten, erklärt Rasch. Der sei möglichst spät, im März oder April. „Nicht, um die Leute zu schikanier­en, sondern je weiter weg der vereinbart­e Termin von heute ist, desto größer ist unsere Planungssi­cherheit.“Niemand

Die Termine werden auf März oder April verschoben

Niemand weiß, wann wieder Impfstoff kommt

wisse, wann die nächste Lieferung kommt. Wenn sie auch nächste Woche ausbleiben sollte, müssten Raschs Kollegen auch diese Termine absagen und nach hinten verlegen. „Außerdem müssten wir, wenn wir die Termine auf nächste Woche verschiebe­n würden, dann jede der 4200 Personen, die danach einen Termin bei uns haben, anrufen und eine Woche nach hinten rücken. Diese Arbeit können wir schlicht nicht leisten.“

Wann die nächste Lieferung kommt? „Der momentane Sachstand ist: Wir wissen nichts“, gibt Peter Rasch zu. Er selbst oder der Landkreis könnten daran nichts ändern, die Impfstoffm­engen lege auch nicht München fest, sondern Berlin und die EU. „Ich hätte gerne Verlässlic­hkeit und Planbarkei­t“, wünscht sich der Impfzentru­msleiter. „Ich hoffe, wir bekommen die nächste Woche wieder etwas, dann können wir wieder unseren Betrieb aufnehmen. Meine zweite Hoffnung ist, dass, egal wie viel wir bekommen, wir es regelmäßig bekommen. Dann können wir arbeiten. Alles andere ist eine Katastroph­e für die Menschen und für die Mitarbeite­r, auch wir halten das auf Dauer nicht aus.“Bislang wurden rund 1900 Menschen im Landkreis geimpft.

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 ?? Fotos: Thorsten Jordan (Archiv) ?? Heinz Höwel aus Landsberg hätte heute gegen Covid‰19 geimpft werden sollen. Doch mangels Impfstoff wurde sein Termin ab‰ gesagt. Der Betrieb im Penzinger Impfzentru­m – links Leiter Peter Rasch – steht still.
Fotos: Thorsten Jordan (Archiv) Heinz Höwel aus Landsberg hätte heute gegen Covid‰19 geimpft werden sollen. Doch mangels Impfstoff wurde sein Termin ab‰ gesagt. Der Betrieb im Penzinger Impfzentru­m – links Leiter Peter Rasch – steht still.
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