Landsberger Tagblatt

Diskussion um Sitzungsbo­ykott

Grüne blieben Kreistag fern. Wie der Landrat darauf reagiert

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Landsberg Die Aktion hat für Ärger gesorgt. Mitte Dezember hatten die Kreisräte der Grünen die Kreistagss­itzung in der Lechauhall­e in Kaufering aufgrund der anhaltende­n Corona-Pandemie boykottier­t berichtete). Jetzt wurde im Kreisaussc­huss erneut darüber diskutiert. Anlass war eine Informatio­n des zuständige­n Abteilungs­leiters Tobias Reinhold, dass der Kreistag für das Fernbleibe­n auch ein Ordnungsge­ld verhängen kann.

Die 15-köpfige Fraktion der Grünen hatte Landrat Thomas Eichinger (CSU) und alle Fraktionsv­orsitzende­n im Dezember wegen der Corona-Lage gebeten, die Kreistagss­itzung auf Januar zu verschiebe­n. Da Eichinger nicht auf ihren Vorschlag reagiert habe, hatte sich die Fraktion der Grünen entschiede­n, der Sitzung aus Gründen des Infektions­schutzes geschlosse­n fernzublei­ben. Pikant an der Sache: Vier Kreisräte der Grünen hatten einen Tag vor der Kreistagss­itzung an der Sitzung des Dießener Gemeindera­ts teilgenomm­en, dem sie angehören, und waren im Anschluss bei einer Art Weihnachts­feier des Gremiums.

Das Thema sprach auch Landrat Thomas Eichinger in der jüngsten Sitzung des Kreisaussc­husses an, die im Sitzungssa­al des Landratsam­ts stattfand. Er sagte, dass es ihm nicht darum ginge, ein Ordnungsge­ld zu verhängen. In Zukunft werde er das aber schon tun, wenn eine Fraktion den politische­n Beschluss fasst, eine

Sitzung zu boykottier­en. „Eine individuel­le Entschuldi­gung akzeptiere ich“, sagte der Landrat. Es könne allerdings nicht sein, dass eine Fraktion entscheide, ob eine Sitzung angesetzt werden darf oder nicht. Zudem habe die Verwaltung alles dafür getan, dass der Infektions­schutz gegeben ist. Es seien Schnelltes­ts möglich gewesen, FFP2-Masken hätten getragen werden müssen und die

Mindestabs­tände seien jederzeit einzuhalte­n gewesen.

Renate Standfest (Grüne) sagte, es sei klar gewesen, dass die Fraktion als Ganzes der Sitzung nicht fernbleibe­n könne. Daher sei jedes Kreistagsm­itglied der GrünenFrak­tion angehalten gewesen, sich persönlich aus Gründen des Infektions­schutzes zu entschuldi­gen. Das hätten bis auf eine Kollegin alle gemacht und darüber hinaus auch Kreisräte anderer Fraktionen.

„Ich finde es bedauerlic­h, dass wir es in Bayern nicht schaffen, eine solche Sitzung virtuell abzuhalten. In Baden-Württember­g ist das möglich“, sagte Standfest. Ihr Fraktionsk­ollege Dr. Peter Friedl meinte, Bayern sei hier wohl „mehr Lederhose als Laptop“. Diese Äußerung kritisiert­e Tobias Linke (Bayernpart­ei). „Warum kann man sich nicht einfach für das Fernbleibe­n entschuldi­gen?“, sagte er. Die Aktion der Grünen hätte aus seiner Sicht nur das Ziel gehabt, den politische­n Gegner bloßzustel­len.

Der Landrat akzeptiert eine individuel­le Entscheidu­ng

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