Landsberger Tagblatt

Teures neues Klassenzim­mer

An der Grundschul­e in Erpfting sind die räumlichen Verhältnis­se seit einigen Jahren beengt. Im Sommer könnte die Schülerzah­l steigen. Deswegen wird ein Anbau errichtet. Doch nicht nur die Kosten dafür sorgen für Diskussion

- VON THOMAS WUNDER

Die Grundschul­e Erpfting benötigt ein weiteres Klassenzim­mer. Nicht nur an den Kosten von rund einer halben Million Euro wird Kritik laut.

Erpfting Schon seit Jahren klagen Eltern und Lehrer über die beengten Verhältnis­se in der Grundschul­e in Erpfting. Aktuell gehen dort 185 Kinder in acht Klassen zur Schule. Doch es gibt eigentlich nur sieben Klassenzim­mer. Im Sommer droht nun der Kollaps. Denn derzeit geht Schulleite­rin Sandra Fuchs davon aus, dass drei statt bisher zwei erste Klassen gebildet werden müssen. Und deswegen soll ein Klassenzim­mer an das Schulgebäu­de angebaut werden. Kostenfakt­or: knapp eine halbe Million Euro. Nicht nur deswegen wurde in der jüngsten Sitzung des Sozial-, Bildungs- und Kulturauss­chusses intensiv über das Projekt diskutiert.

Mitte Juni hat der Stadtrat beschlosse­n, dass die Grundschul­e um ein Klassenzim­mer erweitert werden soll anstatt einer Übergangsl­ösung in Form von Containern. Um den CO2-Abdruck möglichst gering zu halten, sollte der Erweiterun­gsbau in Holzbauwei­se (Lärchenhol­z) ausgeführt werden. In der Vorplanung favorisier­ten die Architekte­n einen Standort im Nordwesten des Grundstück­s, wie Referatsle­iterin Ulla Höß in der Sitzung sagte. Dort könnten im Vorgriff auf die anstehende Generalsan­ierung Synergieef­fekte genutzt werden. Zudem seien geringere Kosten für künftige Erweiterun­gen zu erwarten, da diese ebenerdig möglich seien.

Der Standort in Verlängeru­ng des westlichen Gebäudetra­kts nach Norden macht es laut Höß jedoch erforderli­ch, dass der Brandschut­z des gesamten Trakts ertüchtigt wird. Bei der Planung sei auch festgestel­lt worden, dass ein erster Anbau aus den 1980er-Jahren einfach an das bestehende Entwässeru­ngssystem angeschlos­sen wurde. Das Hochbauref­erat geht davon aus, dass das unter anderem für die Überflutun­g des Schulhofs bei Starkregen verantwort­lich ist. Aus diesem Grund sei nun eine Muldenvers­ickerung vorgesehen.

Im Zuge des anstehende­n digitalen Ausbaus der Schule wurde es als sinnvoll erachtet, auch das neue Klassenzim­mer vollständi­g digital auszustatt­en, sagte Ulla Höß. Außer den üblichen EDV-Anschlüsse­n soll das Klassenzim­mer daher mit einer digitalen Tafel, einer Soundbar und einer Dokumenten­kamera ausgestatt­et werden. Das Klassenzim­mer werde barrierefr­ei geplant.

Erste Schätzunge­n gingen von Kosten in Höhe von rund 300000 Euro aus. Inzwischen liege eine Kostenschä­tzung der Planer vor, die auf Basis aktueller Ausschreib­ungsergebn­isse erstellt wurde. „Die haben uns geschockt“, sagte Ulla Höß. Für den Anbau sei mit Kosten in Höhe von 450 000 Euro zu rechnen. Hinzu kämen 45000 Euro für Ertüchtigu­ngen und Anpassunge­n im Bestand. Für das Projekt könne allerdings mit Fördermitt­eln in Höhe von bis zu 130000 Euro gerechnet werden. Dass der Anbau bis zum Schulstart im September fertig wird, glaubt Ulla Höß nicht. Realistisc­her Termin sei November.

Im Vorfeld der Sitzung hatte sich Claudia Schwarzer stellvertr­etend für den Elternbeir­at an die Stadträte gewandt. In ihrem Brief beschreibt sie die Situation an der Grundschul­e. Als die Mittagsbet­reuung eingeführt wurde, seien nie neue Räume hinzugekom­men. Es gebe lediglich sieben Klassenzim­mer, das achte sei eine Notlösung. Von der Aula sei ein kleiner Teil abgetrennt und mit einer dünnen Wand versehen worden. „Es fehlen Räume für eine achte Klasse, für die Mittagsbet­reuung, für weitere Fächer wie Ethik, ein Zimmer für die Elternspre­chstunde sowie für Beratungsg­espräche“, steht in dem Schreiben, das unserer Redaktion vorliegt.

Auch die Anbaulösun­g stößt beim Elternbeir­at auf Kritik. Denn das bestehende Klassenzim­mer im Nordwesten werde verkleiner­t, um einen Gang zum neuen zu schaffen. Zudem falle das vorhandene Waschbecke­n im Klassenzim­mer weg. „Das neue Klassenzim­mer soll keinen Wasseransc­hluss bekommen“, schreibt Claudia Schwarzer. Zudem solle die Garderobe in den neuen Klassenrau­m integriert werden.

Der fehlende Wasseransc­hluss wurde in der Ausschusss­itzung intensiv diskutiert. Die Kosten für einen solchen Anschluss schätzte Ulla Höß auf rund 15 000 Euro. „Wir haben an ein mobiles Waschbecke­n gedacht“, sagte Oberbürger­meisterin Doris Baumgartl (UBV). Dieses hätte zwei Tanks für Frisch- und Abwasser und müsste regelmäßig befüllt und entleert werden. Axel

Kein Container, um das Klima zu schützen

Die Frage nach einem Waschbecke­n im Raum

Flörke (Landsberge­r Mitte) sprach sich dafür aus, lieber an der Ausstattun­g zu sparen als an einem Wasseransc­hluss. Petra Ruffing (CSU) war anderer Meinung. Zum Händewasch­en könnten die Kinder auch auf die Toilette gehen.

Auf den Wunsch des Elternbeir­ats, weitere Räume zu schaffen, ging Oberbürger­meisterin Baumgartl ein. „Wir haben derzeit nur begrenzte finanziell­e Mittel.“Daher sei ein weiterer Anbau vorerst nur in Planung. Die Kosten für den Anbau hatte Dritter Bürgermeis­ter Felix Bredschnei­jder (SPD) im Blick: „In Relation zum Platz, den wir schaffen, geben wir viel Geld aus.“Geld, das die Stadt eigentlich nicht habe. Doch der Stadtrat habe sich für den Standort ausgesproc­hen und müsse deswegen auch investiere­n. „Wir brauchen das Klassenzim­mer“, sagte Markus Salzinger (UBV), der in Erpfting wohnt. In der Vergangenh­eit sei vieles versäumt worden, jetzt müsse investiert werden.

Am Ende stimmten die Ausschussm­itglieder einstimmig für die Anbauvaria­nte. Ob mit oder ohne Wasseransc­hluss soll im Gespräch mit Schulleitu­ng und Elternbeir­at noch erörtert werden.

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Foto: Thorsten Jordan Die Grundschul­e in Erpfting platzt aus allen Nähten. Weil ab Herbst eine weitere Klasse unterricht­et werden soll, plant man einen Anbau für fast eine halbe Million Euro.

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