Selbstwirksamkeit zurückgeben
Und: Besser kommunizieren
„Ein gewisses Maß an Kakophonie lässt sich in einer solchen Lage, in einem föderalen Staat sicher – und auch nachvollziehbar – nicht vermeiden. Wenig vorteilhaft ist kommunikativ das Ritual der Ministerpräsidentenkonferenzen. Sie sind total intransparent, obwohl manche Teilnehmer scheinbar vor allem damit beschäftigt sind, in Echtzeit Wasserstandsmeldungen an die Bild durchzustecken. Die Gefahr besteht darin, dass sich die Menschen immer mehr als ohnmächtige Empfänger von immer neuen, immer härteren Verordnungen begreifen, die aus einer exekutiven Black Box zu kommen scheinen, oft alles andere als konsistent, geschweige denn gerecht erscheinen – und bei nächster Gelegenheit von einzelnen Ländern unterlaufen werden. Das führt zu Unverständnis, Frustration und Disziplinlosigkeit. So geht es nicht.
Besser ist: Problembewusstsein schaffen, eine klare Perspektive vermitteln und die ergriffenen Maßnahmen erklären. Zu einer langfristig angelegten, kommunikativen Strategie gehört ein klares Bild davon, wo die Reise hingeht, samt Etappenzielen. Zum Beispiel: Bei welcher Inzidenz ist was wieder möglich? Außerdem ganz wichtig: Transparenz und Empathie in der Ansprache. Krisen-Kommunikation ist mehr als das Verkünden von Einzelmaßnahmen. Neuseelands Premierministerin hat vorgemacht, wie entschlossene und einfühlsame Kommunikation im digitalen Zeitalter ausschauen kann. Es gilt auch bei uns Wege zu finden, den Menschen das Gefühl von Selbstwirksamkeit, neudeutsch ,Agency‘, zurückzugeben. Statt von oben ,zu‘ oder schlimmer noch im TV-Interview ,über die Menschen da draußen‘ zu sprechen, würde ich als Politiker das Gemeinsame, das Wir, stärker in den Vordergrund rücken.“