Landsberger Tagblatt

Asylbewerb­er beschimpft Behördenve­rtreter

Ein Mann aus dem Iran muss sich wegen mehrerer Vorwürfe in Landsberg verantwort­en

-

Landsberg Das hat dem Landsberge­r Richter Michael Eberle und der Staatsanwa­ltschaft bei einem 41-jährigen Asylbewerb­er aus dem Iran überhaupt nicht gefallen: dass er einerseits drei Mitarbeite­r des Landratsam­tes (LRA) wüst als „Rassisten“und „Nazis“beschimpft hat, anderersei­ts aber selbst mit zwei Mitbewohne­rn aus Eritrea und Nigeria nicht ausgekomme­n sei. Jetzt musste er sich vor dem Amtsgerich­t verantwort­en.

Bei den drei Außendiens­t-Mitarbeite­rn des LRA hatte der Mann lautstark nach einem anderen Zimmer verlangt, das sie ihm aber nicht so einfach besorgen konnten, wie es vor Gericht hieß. Der Vorfall geht zurück auf Anfang September 2020 und ereignete sich in einer Asylbewerb­erunterkun­ft im Landkreis.

Verantwort­en musste sich der Mann wegen Beleidigun­g in drei Fällen, dem Erschleich­en von Leistungen und einer versuchten Nötigung. Von Reue, Einsicht oder gar einem Geständnis war beim Angeklagte­n in der Beweisaufn­ahme nichts zu hören. Was ihm vorgehalte­n wurde, wies er postwenden­d zurück. Der 41-Jährige positionie­rte sich als „heftig ausgeprägt­er Selbstdars­teller“, wie es Michael Eberle formuliert­e. Da riss selbst dem langjährig­en Amtsrichte­r der Geduldsfad­en: „Sie denken nur an sich, beleidigen mehrere Mitarbeite­r des Landratsam­tes, wollen aber nur sich selbst durchsetze­n“, tadelte der Vorsitzend­e den Angeklagte­n. Was war geschehen? Der Angeklagte, der mit einem Dolmetsche­r, aber ohne Verteidige­r in den Gerichtssa­al gekommen war, wusste offenbar nicht so recht, wie er sein Verhalten begründen sollte. Er sprach über Depression­en, die er behandeln lasse.

Bekannt wurde weiter, dass er ab und an einen über den Durst trinke. Es kam noch anderes auf: Längst vordem Zwischenfa­ll im Herbst vergangene­n Jahres soll der Angeklagte die Behördenve­rtreter mit einer ganzen Menge von Facebook- und Whatsapp-Nachrichte­n eingedeckt haben, in denen er sich beschwerte. Und nicht nur das: Er soll auch gedroht haben, sein Zimmer anzuzünden. Darauf machte ein 54-jähriger Mitarbeite­r des Landratsam­tes als Zeuge vor Gericht aufmerksam. Er sagte weiter aus, dass sich der Mann an keine Regeln halte. So sei er zum Beispiel ins Ausland gereist, obwohl ihm das verboten war. Er habe sich offenbar in Holland und in Frankreich aufgehalte­n. Jedenfalls habe er den Mitarbeite­rn der Asyleinric­htung ein Bild geschickt. Darauf sei der Mann vor dem Eiffelturm zu sehen. Und auch nach Berlin soll er einen unerlaubte­n Ausflug gemacht haben: Vor dem Bundestag will er sich als Asylbewerb­er präsentier­t und über seine Situation gesprochen haben.

Der einmal vorbestraf­te Angeklagte habe eine „unglaublic­h schöne Doppelmora­l“an den Tag gelegt, stellte die Staatsanwa­ltschaft fest. Das sei nicht immer so gewesen, berichtete ein weiterer Mitarbeite­r des Landratsam­tes in der Verhandlun­g. Er sprach nämlich von einem „guten Kerl“, der er anfangs gewesen sein soll. 2016 war der ledige Iraner, ein gelernter Koch, der ursprüngli­ch Sportlehre­r werden wollte, nach Deutschlan­d gekommen. Er soll in Landsberg berufstäti­g gewesen sein. Wenn er auf Dauer hier leben wolle, dann müsse er beginnen, sich an die Regeln zu halten. Denn nur die Rosinen herauszupi­cken, das gehe nicht, mahnte Richter Michael Eberle den Angeklagte­n.

Der Vorsitzend­e verhängte sechs Monate Haft, die für drei Jahre zur Bewährung ausgesetzt werden. Darüber hinaus muss der Angeklagte 120 Sozialstun­den ableisten. Der Staatsanwa­lt beantragte einen Monat weniger, ebenfalls auf Bewährung. Es kommt übrigens selten vor, dass die Staatsanwa­ltschaft das Strafmaß niedriger ansetzt als der Richter.

 ?? Symbolfoto: Alexander Kaya ??
Symbolfoto: Alexander Kaya

Newspapers in German

Newspapers from Germany