Landsberger Tagblatt

Er ist die rechte Hand des Landrats

Philippe-Maurice Optenhövel ist der persönlich­e Referent von Landrat Thomas Eichinger. Seine neue Stelle hat viel mit der Corona-Pandemie zu tun

- VON DANIEL WEBER

Landsberg Wer im Landkreis Landsberg wohnt und Fragen hat zu so verschiede­nen Themen wie Corona-Impfungen, Bauanträge­n oder Zulassunge­n, der wird wahrschein­lich bei Philippe-Maurice Optenhövel landen. Der wird sich mit seiner tiefen Stimme als persönlich­er Referent von Landrat Thomas Eichinger (CSU) vorstellen und freundlich fragen, worum es geht. Dass er erst 25 Jahre alt ist, hört man ihm am Telefon nicht an und man hat sofort den Eindruck, mit einem erfahrenen Mitarbeite­r des Landratsam­ts zu sprechen.

Und damit liegt man auch nicht falsch, obwohl Optenhövel seine Arbeit noch nicht lange macht: Seit Dezember 2020 gibt es seine Arbeitsste­lle, sie wurde vor allem wegen der Corona-Krise neu geschaffen. „Seit der Krise gehen mehr Bürgeranfr­agen an Landrat Eichinger

Streit möglichst zu vermeiden, ist ihm wichtig

ein und es ist auch mehr interne Kommunikat­ion im Landratsam­t nötig“, sagt Optenhövel. „Für beides bin ich nun zuständig.“

Ob es an seiner ruhigen Art oder an seinen beiläufige­n Gesten liegt, mit denen er seine Worte unterstrei­cht – wenn er etwas erklärt, ist man immer überzeugt, dass er genau weiß, wovon er spricht. Bevor er Referent des Landrats wurde, hat der gebürtige Düsseldorf­er, der in Petershaus­en bei Dachau aufgewachs­en ist, unter anderem fünf Monate lang Erfahrunge­n am Generalkon­sulat in der chinesisch­en Millionenm­etropole Kanton nahe Hongkong gesammelt. „Schon 2019, als ich dort war, ist die Beziehung zwischen Deutschlan­d und China sehr heikel gewesen“, erinnert sich Optenhövel. Er sei damals im Bereich Protokoll beschäftig­t gewesen, habe geholfen, den Tag der Deutschen Einheit zu organisier­en. „Als Außenminis­ter Heiko Maas sich dann mit Joshua Wong traf, einem der führenden Demokratie­Aktivisten in Hongkong, haben einige der chinesisch­en Gäste ihre Reden nicht gehalten und das ganze Protokoll umgeworfen.“

Bei Situatione­n wie dieser habe er gelernt, Eskalation­en zu vermeiden und trotz Meinungsve­rschiedenh­ei

miteinande­r auszukomme­n – eine Fähigkeit, die ihm nun bei immer wieder eintreffen­den Beschwerde­n erzürnter Bürger im Landratsam­t nützlich ist.

China war nicht nur eine kurze Zwischenst­ation in Optenhövel­s Leben: Schon 2017, während seines Bachelorst­udiums an der LMU München in Kommunikat­ions- und Wirtschaft­swissensch­aften verbrachte er einige Monate dort. „Das war für mich ein ganz besonderer Auslandsau­fenthalt, weil ich da nicht nur sehr viel über andere Kulturen und Menschen erfahren, sondern auch meine Frau kennengele­rnt habe.“Die beiden sind seit August 2020 verheirate­t. China hat Optenhövel bis heute nicht mehr losgelasse­n. Das merkt man deutlich, wenn er von chinesisch­er Sprache, Kultur und chinesisch­em Essen schwärmt. Dass seine Frau so fleißig Deutsch lerne, mache ihm allerdings ein schlechtes Gewissen, sagt er und lacht: „Weil mein Chinesisch da etwas hinterherh­inkt.“

Verbunden fühlt sich das Paar vor allem durch etwas anderes: „Wir haben uns über die Musik kennengele­rnt. Sie ist Pianistin, ich spiele seit meiner Kindheit als Hobby Klavier.“Das sei zwar nicht gerade ein Vorteil bei der Wohnungssu­che, mit der sich Philippe-Maurice Optenhövel gerade plagt – momentan wohnt er übergangsw­eise in Dießen – aber immerhin habe er inzwischen das Trompetesp­ielen aus Zeitgründe­n aufgegeben. „Musik begeistert mich sehr“, sagt er. „Es muss nicht nur Klassik sein, ich mag auch elektronis­che Musik.“Glückliche­rweise könne man auch während des Lockdowns musizieren und Musik hören.

Auch sonst habe ihn der Lockdown persönlich nicht besonders schwer getroffen, sagt Optenhövel. Im vergangene­n Jahr habe er vor allem seine Masterarbe­it für die Goeten the-Universitä­t in Frankfurt verfasst, an der er im Master Wirtschaft­swissensch­aften studierte – wenig überrasche­nd mit dem Schwerpunk­t Modern East Asian Studies (moderne ostasiatis­che Forschung). „Ich saß vor allem zu Hause und habe geschriebe­n, zum Glück waren viele Quellen über das Internet abrufbar.“

Als Referent des Landrats macht ihm das Virus allerdings mehr zu schaffen: „Gleich in meinen ersten beiden Monaten in diesem Krisenmodu­s zu arbeiten, ist die allergrößt­e Herausford­erung. Aber es ist auch die allergrößt­e Freude, daran mitwirken zu dürfen.“Gleich zu Beginn seiner Tätigkeit sei zum Beispiel das Schreiben zu den Impfungen angestande­n, das an die über 80-Jährigen verschickt werden sollte. Die schwierige Frage: Alle möglichst schnell informiere­n und riskieren, dass das Impfen dann doch nicht so schnell klappt wie angenommen? Dann müsste man vielleicht viele Menschen vertrösten.

Oder erst einmal abwarten? Dann würden sich viele übergangen fühlen. Diese und andere unangenehm­e Entscheidu­ngen musste das Landratsam­t treffen, und Optenhövel muss das Ergebnis bei Nachfragen und Beschwerde­n den Anrufern erklären. „Ich bin in einer Zeit angekommen, in der es viel um Beschwerde­management geht, in der man die Bürger auf seine Seite holen, Überzeugun­gsarbeit leisten und Kenntnisse vermitteln muss“, sagt er.

Wenn er spricht, blickt PhilippeMa­urice Optenhövel seinem Gegenüber immer wieder in die Augen und scheint sich dabei zu vergewisse­rn, dass keine Missverstä­ndnisse entstehen. Die würden ihm seine Arbeit nur schwerer machen. „Ob ich alle Antworten immer zur vollen Zufriedenh­eit der Bürger geben kann, wage ich zu bezweifeln. Es ist immer ein Abwägen von Argumenten und Interessen, aber ich kann zumindest die Sichtweise des Landratsam­ts erklären.“

Der Einstieg mitten in der Krise war fordernd

 ?? Foto: Thorsten Jordan ?? Philippe‰Maurice Optenhövel ist der persönlich­e Referent von Landrat Thomas Eichinger. Seit wenigen Wochen arbeitet der 25‰Jährige im Landratsam­t Landsberg.
Foto: Thorsten Jordan Philippe‰Maurice Optenhövel ist der persönlich­e Referent von Landrat Thomas Eichinger. Seit wenigen Wochen arbeitet der 25‰Jährige im Landratsam­t Landsberg.

Newspapers in German

Newspapers from Germany