Landsberger Tagblatt

Eine Gemeinscha­ft, viele Fehler

- VON DETLEF DREWES dr@augsburger‰allgemeine.de

Es ist doch passiert. Eigentlich wollten die EU-Mitgliedst­aaten genau diesen Impfstoff-Nationalis­mus verhindern, der inzwischen außerhalb der Gemeinscha­ft ausgebroch­en ist. Diese Schlacht um die Vakzine ist schwer zu ertragen, zumal es sich bei den meisten Entwicklun­gen um Produkte aus der europäisch­en Forschung handelt, die in nicht wenigen Fällen auch mit Geldern der EU finanziert wurde. Sogar die Aufrüstung der Produktion­sstätten hat Brüssel bezahlt.

Zu einem Fiasko wird diese Situation erst durch die Geschäftsp­raxis einiger Konzerne, die offenbar schon bei der Vertragsun­terzeichnu­ng geschummel­t haben.

Pfizer wusste, dass man den USMarkt zuerst beliefern muss. AstraZenec­a kannte den Druck der britischen Regierung. Und die Entscheide­r in Brüssel, zu denen nicht nur die EU-Kommission, sondern auch alle Mitgliedst­aaten gehörten, standen vor einer fast schon lebensgefä­hrlichen Lotterie, da niemand wissen konnte, welcher Impfstoff am Ende wie wirken würde und vor allem, ab wann er in welchen Mengen zu haben sein würde. Dass sich diese Unwägbarke­iten auf europäisch­er Ebene nun als Fehler herausstel­len und zusätzlich durch Verteilung­sprobleme und schwere Versäumnis­se auf der Ebene der Mitgliedst­aaten verschärfe­n, kommt hinzu. Die Verantwort­ung liegt auf vielen Schultern, nicht allein auf denen der Europäisch­en Kommission.

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