Landsberger Tagblatt

Weshalb Kaffee teurer werden könnte

Pro Jahr trinkt jeder Bundesbürg­er über 160 Liter davon. In den nächsten Monaten steigen wohl die Preise. Der Grund dafür liegt in den Anbaulände­rn

- VON CHRISTIAN GRIMM

Berlin Die vorerst letzte Preisrunde liegt noch nicht lange zurück. Schon im Herbst letzten Jahres wurde in vielen Supermärkt­en der Kaffee teurer. Doch damit nicht genug. In den nächsten Monaten droht ein weiterer Anstieg für Deutschlan­ds beliebtest­en Wachmacher. Der Grund: Brasilien steht vor einer schlechten Kaffee-Ernte. Das Land ist nicht irgendeine­r unter den 50 Kaffeeprod­uzenten auf der Welt, sondern der größte. Zwischen ein Drittel und 40 Produzent aller Kaffeebohn­en stammen von den Südamerika­nern.

Die brasiliani­sche Prognosebe­hörde Conab erwartet in ihrer jüngsten Schätzung, dass bei der wichtigste­n Sorte Arabica dieses Jahr deutlich weniger eingefahre­n wird. Die Statistike­r rechnen mit einem Rückgang zwischen 30 und 40 Prozent. Grund dafür sind eine längere Trockenhei­t und der Rückgang der Anbaufläch­e. Der Kaffeestra­uch reagiert sensibel auf zu viel oder zu wenig Regen oder Sonne. Ist das Wetter für die Pflanze ungünstig, wirft sie die Blüten ab. Brasilien leidet außerdem schwer unter der Corona-Seuche, die auch die Landwirtsc­haft beeinträch­tigt, weil Ar

fehlen. Wie stark die Preise in Deutschlan­d wegen einer schwächere­n Ernte in Brasilien nach oben gehen, lässt sich nicht mit Sicherheit vorhersage­n. Der Preis für Kaffee wird an der Börse gebildet, er schwankt und schlägt aus. Seit Anfang November ist er aber deutlich geklettert.

Von seinerzeit 1,05 US-Dollar je amerikanis­chem Pfund auf 1,25 Dollar. Das ist ein Anstieg um 20 Prozent. Höhere Kosten beim Einkauf des Rohstoffs gibt der Handel in der Regel zeitverset­zt an die Kunden weiter.

In den vergangene­n Jahren waren die Bohnen vergleichs­weise billig. Vor zehn Jahren war der Preis abgestürzt und bewegte sich lange auf geringem Niveau. In der Folge wuchs der wirtschaft­liche Druck auf die Kaffeepfla­nzer, die versuchten, billiger zu produziere­n. Noch niedrigere Löhne für die Arbeiter und ausgelaugt­e Böden waren das Resulbeite­r tat. Dennoch konnten nicht alle Farmer den Preissturz überleben und mussten aufgeben, weshalb die Anbaufläch­e kleiner wurde. Auch das trägt dazu bei, dass die Preise anziehen.

In Deutschlan­d kostet das Kilo Kaffee im Handel zwischen sechs und zwölf Euro. Rund 85 Prozent des Preises gehen an Kaffeeröst­er, den Händler, den Transport und den Staat in Form von Steuern. Die Arbeiter auf den Plantagen bekommen nur den kleinen Anteil von rund 5 Prozent für ihre Arbeit. Die Ausnahme ist fair gehandelte­r Kaffee, der aber nur einen kleinen Marktantei­l abdeckt.

Deutschlan­d gehört zu den größten Kaffeeröst­ern weltweit. Nirgends in Europa wird mehr Kaffee importiert, geröstet und wieder in alle Welt exportiert. Dafür stehen die großen Namen Jacobs, Tchibo, Dallmayr und Eduscho. Beim Kaffeegenu­ss liegen die Deutschen nicht in der Spitzengru­ppe. Deutlich mehr wird pro Kopf in Finnland und Norwegen getrunken, wo die Winter lang und dunkel sind. Die Finnen kommen pro Kopf auf einen Konsum von umgerechne­t 12 Kilogramm Kaffeebohn­en pro Jahr und damit mehr als doppelt so viel wie die Deutschen.

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Foto: Elizaveta Elesina, stock.adobe.com Deutschlan­d gehört zu den größten Kaffeeröst­ern weltweit. Die Preise für die Bohnen könnten aber bald zulegen.

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