Corona breitet sich aus
Wegen der Corona-Pandemie setzen Betriebe zunehmend auf Homeoffice. Vor allem die Besprechungen sorgen für so manche lustigen Momente. Insgesamt aber wird von allen ein großes Manko festgestellt
Mehrere Corona-Ausbrüche wurden am Wochenende bekannt. Betroffen sind das Seniorenheim in Greifenberg und eine große Bäckerei in Pähl.
Landkreis Früher war es kein Problem: Einfach schnell zum Kollegen ins andere Büro und Fragen klären. Das geht nun schon seit Monaten nicht mehr – Homeoffice ist in Zeiten der Corona-Pandemie angesagt. Welche Schwierigkeiten, oder vielleicht auch Vorteile, hat dieses Arbeiten von zu Hause? Das Landsberger Tagblatt hat nachgefragt – und gibt auch Einblick in den außergewöhnlichen Redaktionsalltag.
Korinna Bippus, die bei der Kauferinger Firma Hilti in der Personalabteilung arbeitet, hat sich inzwischen ans Homeoffice gewöhnt, sagt sie. „Aber die Kollegen im Büro, der physische und soziale Kontakt fehlt sehr“, räumt sie ein – und spricht damit vielen aus der Seele. Da nun so viele zu Hause arbeiteten, gebe es viel mehr Meetings: „Manchmal jagt ein Termin den anderen.“
Dazu muss die Mutter auch das Homeschooling ihrer Tochter, die die zehnte Klasse Gymnasium besucht, mit ihrer Arbeit unter einen
Hut bringen. „Natürlich ist das eine Doppelbelastung, aber das wird auch wieder anders, ich sehe es gelassen.“In erster Linie ist sie ihrem Arbeitgeber dankbar, „das er uns so gut durch die Krise bringt“. Da könne man das Homeoffice leicht hinnehmen.
„Mir war aber wichtig, dass das Büro nicht im Wohnzimmer ist“, sagt Korinna Bippus. Denn so sei es ein „fast normaler“Arbeitstag: Jeden Tag mache sie sich fertig, als würde sie ins Büro gehen. „Und wenn der PC nicht im Wohnzimmer ist, kommt man nicht so leicht in Versuchung, doch noch mal die Mails zu checken.“Zwar würde derzeit die Fahrt zum Büro und zurück wegfallen – die fehlenden Kontakte könne das aber nicht wirklich ausgleichen.
Fehlende Kontakte – das ist auch das Stichwort beim Landsberger Tagblatt, wo man ja genau von diesen Kontakten lebt. Aber die Termine, die besucht werden können und dürfen lassen sich an einer Hand abzählen: Die Sitzungen von Landkreis, Stadt und Gemeinden und dann noch die Spiele des HC Landsberg in der Eishockey-Oberliga, das war es schon.
Auch die Redaktionsräume sind schon lange verwaist, ein Redakteur und natürlich unsere Sekretärin halten die Stellung. Ansonsten trifft man sich online in der Videokonferenz, die aber eine „normale“Redaktionskonferenz nicht wirklich ersetzen kann. Wobei: Nur dank
Homeoffice und Videokonferenz wird einem auch mal von den Kindern der Kollegen zugewinkt.
„Sympathisch“findet auch Ralf Jodl, Geschäftsführer des SIP Scootershops in Landsberg die Videokonferenzen von zu Hause aus: „Mit unseren Dienstleistern in Berlin oder Essen, liefen die Videokonferenzen immer im Büro ab. Jetzt ist jeder zu Hause, und da kann es schon passieren, dass irgendwo die Mutter mit dem Staubsauger durchs Bild läuft.“Trotzdem: „Wir hoffen alle, dass wir uns bald wieder im Büro sehen und auch einen Kaffee trinken können.“
Immerhin virtuell treffen sich Mitarbeiter von Hilti zu diesen Kaffeepausen, teilt Claudia Wallner, Pressesprecherin des Kauferinger Unternehmens mit. „Manche Teams kochen virtuell gemeinsam während der Mittagspause.“Technisch sei die Einrichtung des Homeoffice kein Problem gewesen – wobei natürlich nicht alle Mitarbeiter zu Hause bleiben könnten: In der
Produktion, Logistik oder bei Labor-Tätigkeiten sei Homeoffice nicht möglich.
Das betonen auch Ralf Jodl von SIP und Matthias Stollberg, Pressesprecher von Delo in Windach. Das Unternehmen mit gesamt etwa 800 Mitarbeitern kann auch nur etwa der Hälfte der rund 700 Kollegen in Windach Homeoffice anbieten. Da etwa 100 Mitarbeiter des Klebstoffherstellers international tätig sind, seien Videokonferenzen nichts Ungewöhnliches, so Stollberg.
Aber er sieht ein anderes Problem: „Wenn alle dauerhaft zu Hause bleiben würden, könnte die Kommunikation und vor allem die Kreativität leiden.“Der Austausch via Telefon oder Video stelle technisch kein Problem dar – sei aber trotzdem nicht mit einem persönlichen Treffen vergleichbar.
Da hat Schwiftings Bürgermeisterin Heike Schappele schon mehr mit der Technik zu tun: Ihr Arbeitstag beginnt manchmal schon um 6 Uhr morgens – und das nicht nur, weil sie neben ihrer Aufgabe als Bürgermeisterin
Mit Staubsauger im Bild
Früh am Morgen ist die Leitung noch besser
auch berufstätig ist. „Ich habe festgestellt, dass die Internetleitung so früh noch besser ist“, sagt die 49-Jährige. Zu einem späteren Zeitpunkt seien dann durchaus „Schwankungen“festzustellen. In der Gemeinde habe man jüngst beschlossen, den Breitbandausbau voranzutreiben berichtete).
In der Landsberger Stadtverwaltung und im Landratsamt wird ebenfalls auf Homeoffice gesetzt – jedenfalls in den Bereichen, wo es möglich ist. Ansonsten setzt man in Bereichen, wie etwas dem Bürgerbüro, auf ein Wechselmodell zwischen Präsenz und Homeoffice. Dieses wird im Landratsamt Landsberg vorwiegend angewendet – wo es möglich ist. So befinden sich von den 400 Büroangestellten etwa 110 im Homeoffice, allerdings nur zeitweise. Und auch in den Verwaltungen überraschen die Rückmeldungen nicht: positiv sei der Wegfall des Anfahrtswegs – aber es fehle der persönliche Kontakt.