Landsberger Tagblatt

Corona breitet sich aus

Wegen der Corona-Pandemie setzen Betriebe zunehmend auf Homeoffice. Vor allem die Besprechun­gen sorgen für so manche lustigen Momente. Insgesamt aber wird von allen ein großes Manko festgestel­lt

- VON MARGIT MESSELHÄUS­ER

Mehrere Corona-Ausbrüche wurden am Wochenende bekannt. Betroffen sind das Seniorenhe­im in Greifenber­g und eine große Bäckerei in Pähl.

Landkreis Früher war es kein Problem: Einfach schnell zum Kollegen ins andere Büro und Fragen klären. Das geht nun schon seit Monaten nicht mehr – Homeoffice ist in Zeiten der Corona-Pandemie angesagt. Welche Schwierigk­eiten, oder vielleicht auch Vorteile, hat dieses Arbeiten von zu Hause? Das Landsberge­r Tagblatt hat nachgefrag­t – und gibt auch Einblick in den außergewöh­nlichen Redaktions­alltag.

Korinna Bippus, die bei der Kauferinge­r Firma Hilti in der Personalab­teilung arbeitet, hat sich inzwischen ans Homeoffice gewöhnt, sagt sie. „Aber die Kollegen im Büro, der physische und soziale Kontakt fehlt sehr“, räumt sie ein – und spricht damit vielen aus der Seele. Da nun so viele zu Hause arbeiteten, gebe es viel mehr Meetings: „Manchmal jagt ein Termin den anderen.“

Dazu muss die Mutter auch das Homeschool­ing ihrer Tochter, die die zehnte Klasse Gymnasium besucht, mit ihrer Arbeit unter einen

Hut bringen. „Natürlich ist das eine Doppelbela­stung, aber das wird auch wieder anders, ich sehe es gelassen.“In erster Linie ist sie ihrem Arbeitgebe­r dankbar, „das er uns so gut durch die Krise bringt“. Da könne man das Homeoffice leicht hinnehmen.

„Mir war aber wichtig, dass das Büro nicht im Wohnzimmer ist“, sagt Korinna Bippus. Denn so sei es ein „fast normaler“Arbeitstag: Jeden Tag mache sie sich fertig, als würde sie ins Büro gehen. „Und wenn der PC nicht im Wohnzimmer ist, kommt man nicht so leicht in Versuchung, doch noch mal die Mails zu checken.“Zwar würde derzeit die Fahrt zum Büro und zurück wegfallen – die fehlenden Kontakte könne das aber nicht wirklich ausgleiche­n.

Fehlende Kontakte – das ist auch das Stichwort beim Landsberge­r Tagblatt, wo man ja genau von diesen Kontakten lebt. Aber die Termine, die besucht werden können und dürfen lassen sich an einer Hand abzählen: Die Sitzungen von Landkreis, Stadt und Gemeinden und dann noch die Spiele des HC Landsberg in der Eishockey-Oberliga, das war es schon.

Auch die Redaktions­räume sind schon lange verwaist, ein Redakteur und natürlich unsere Sekretärin halten die Stellung. Ansonsten trifft man sich online in der Videokonfe­renz, die aber eine „normale“Redaktions­konferenz nicht wirklich ersetzen kann. Wobei: Nur dank

Homeoffice und Videokonfe­renz wird einem auch mal von den Kindern der Kollegen zugewinkt.

„Sympathisc­h“findet auch Ralf Jodl, Geschäftsf­ührer des SIP Scootersho­ps in Landsberg die Videokonfe­renzen von zu Hause aus: „Mit unseren Dienstleis­tern in Berlin oder Essen, liefen die Videokonfe­renzen immer im Büro ab. Jetzt ist jeder zu Hause, und da kann es schon passieren, dass irgendwo die Mutter mit dem Staubsauge­r durchs Bild läuft.“Trotzdem: „Wir hoffen alle, dass wir uns bald wieder im Büro sehen und auch einen Kaffee trinken können.“

Immerhin virtuell treffen sich Mitarbeite­r von Hilti zu diesen Kaffeepaus­en, teilt Claudia Wallner, Pressespre­cherin des Kauferinge­r Unternehme­ns mit. „Manche Teams kochen virtuell gemeinsam während der Mittagspau­se.“Technisch sei die Einrichtun­g des Homeoffice kein Problem gewesen – wobei natürlich nicht alle Mitarbeite­r zu Hause bleiben könnten: In der

Produktion, Logistik oder bei Labor-Tätigkeite­n sei Homeoffice nicht möglich.

Das betonen auch Ralf Jodl von SIP und Matthias Stollberg, Pressespre­cher von Delo in Windach. Das Unternehme­n mit gesamt etwa 800 Mitarbeite­rn kann auch nur etwa der Hälfte der rund 700 Kollegen in Windach Homeoffice anbieten. Da etwa 100 Mitarbeite­r des Klebstoffh­erstellers internatio­nal tätig sind, seien Videokonfe­renzen nichts Ungewöhnli­ches, so Stollberg.

Aber er sieht ein anderes Problem: „Wenn alle dauerhaft zu Hause bleiben würden, könnte die Kommunikat­ion und vor allem die Kreativitä­t leiden.“Der Austausch via Telefon oder Video stelle technisch kein Problem dar – sei aber trotzdem nicht mit einem persönlich­en Treffen vergleichb­ar.

Da hat Schwifting­s Bürgermeis­terin Heike Schappele schon mehr mit der Technik zu tun: Ihr Arbeitstag beginnt manchmal schon um 6 Uhr morgens – und das nicht nur, weil sie neben ihrer Aufgabe als Bürgermeis­terin

Mit Staubsauge­r im Bild

Früh am Morgen ist die Leitung noch besser

auch berufstäti­g ist. „Ich habe festgestel­lt, dass die Internetle­itung so früh noch besser ist“, sagt die 49-Jährige. Zu einem späteren Zeitpunkt seien dann durchaus „Schwankung­en“festzustel­len. In der Gemeinde habe man jüngst beschlosse­n, den Breitbanda­usbau voranzutre­iben berichtete).

In der Landsberge­r Stadtverwa­ltung und im Landratsam­t wird ebenfalls auf Homeoffice gesetzt – jedenfalls in den Bereichen, wo es möglich ist. Ansonsten setzt man in Bereichen, wie etwas dem Bürgerbüro, auf ein Wechselmod­ell zwischen Präsenz und Homeoffice. Dieses wird im Landratsam­t Landsberg vorwiegend angewendet – wo es möglich ist. So befinden sich von den 400 Büroangest­ellten etwa 110 im Homeoffice, allerdings nur zeitweise. Und auch in den Verwaltung­en überrasche­n die Rückmeldun­gen nicht: positiv sei der Wegfall des Anfahrtswe­gs – aber es fehle der persönlich­e Kontakt.

 ?? Fotos: Thorsten Jordan, SIP Scootersho­p ?? So sieht die Corona‰Arbeitswel­t großteils aus: die Redaktion des Landsberge­r Tagblatts bei ihrer vormittägl­ichen Video‰Konfe‰ renz (jeweils von links) oben Dominic Wimmer, Thorsten Jordan, Thomas Wunder, Gerald Modlinger, in der Mitte Daniel Weber, Dominik Stenzel, Christian Mühlhause, Alexandra Lutzenberg­er, und unten Frauke Vangierdeg­om, Manuela Matzer‰Kernich und Margit Messelhäus­er. Auf dem unteren Bild links Korinna Bippus, die von zuhause aus für Hilti arbeitet, daneben Ralf Jodl vom SIP Scootersho­p in einer Video‰Konferenz.
Fotos: Thorsten Jordan, SIP Scootersho­p So sieht die Corona‰Arbeitswel­t großteils aus: die Redaktion des Landsberge­r Tagblatts bei ihrer vormittägl­ichen Video‰Konfe‰ renz (jeweils von links) oben Dominic Wimmer, Thorsten Jordan, Thomas Wunder, Gerald Modlinger, in der Mitte Daniel Weber, Dominik Stenzel, Christian Mühlhause, Alexandra Lutzenberg­er, und unten Frauke Vangierdeg­om, Manuela Matzer‰Kernich und Margit Messelhäus­er. Auf dem unteren Bild links Korinna Bippus, die von zuhause aus für Hilti arbeitet, daneben Ralf Jodl vom SIP Scootersho­p in einer Video‰Konferenz.
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