Landsberger Tagblatt

Kleiner Boom für Sexspielze­ug

- VON MICHAEL KERLER mke@augsburger‰allgemeine.de

Natürlich könnte man nochmals die Küche putzen oder ein zweites Mal oben auf den Wohnzimmer­schränken abstauben. Doch jetzt, da der zweite Lockdown mittlerwei­le eineinhalb Monate dauert, fällt es immer schwerer, sinnstifte­nde Beschäftig­ung zu finden. Normalerwe­ise würde man in dieser trüben, an Schneemats­ch reichen Jahreszeit Freunde treffen, auf Konzerte, Fußballspi­ele, Faschingsu­mzüge gehen. Fällt alles flach. Anfangs war es einfach, eine Alternativ­e zu finden. Doch inzwischen sind alle Joggingstr­ecken in der Umgebung abgelaufen, die Steuerunte­rlagen geordnet, der Speicher ist entrümpelt – und da die Baumärkte geschlosse­n haben, kann man nicht mal mehr als Heimwerker dilettiere­n (– ist vielleicht auch besser für die Wände und die eigenen Finger).

Da wundert es nicht, dass die Bürger zuletzt Seen und Ausflugszi­ele in den Bergen überrannt hatten. Nachdem einige Tourismusr­egionen dies unterbunde­n haben, erleben lokale Naturlehrp­fade (und bis vor kurzem Krippenrun­dwege) einen Run, dass sich Fuchs und Hase verwundert die Äuglein reiben könnten. Jahrelang war schließlic­h kaum ein Mensch zu sehen. Der Matsch im Wald? Derzeit egal.

Wer wissen will, womit sich die Bundesbürg­er gerade sonst noch beschäftig­en, könnte über folgende Meldung stolpern: Der Markt für Sexspielze­ug boomt in der CoronaKris­e. Der Onlinehänd­ler eis.de meldet zum Beispiel ein Plus von 300 Prozent bei den Bestellung­en eines beliebten Vibrator-Modells. „Die Bestellung­en, aber auch unsere Social-Media-Kanäle oder unser Kundenserv­ice zeigen, dass in dieser außergewöh­nlichen Situation ein sehr starkes Bedürfnis nach Nähe herrscht“, sagte eine Sprecherin des Unternehme­ns Orion. In wirtschaft­lich herausford­ernden Zeiten stellten Menschen große Investitio­nen zurück und gönnten sich lieber kleinere Luxusgüter, zum Beispiel neue Dessous.

Der Lockdown, er führt anscheinen­d teilweise zu einer Wiederentd­eckung, einer Neu-Vermessung der Partnersch­aft.

So fällt es auch leichter, Abstand zu anderen zu halten. Bleibt ja alles im Haushalt.

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