Landsberger Tagblatt

Warmes Wetter bringt viel Wachstum

2020 war das zweitwärms­te der vergangene­n Jahre und es gab so viele Vegetation­stage wie noch nie. Die höheren Temperatur­en machten sich besonders in einer Jahreszeit bemerkbar und sorgten auch für viel Wind

- VON GERALD MODLINGER

Landsberg 2020 wird uns als ein Jahr in Erinnerung bleiben, in dem wir weitgehend entspannt auf das Wetter blicken konnten. Sieht man vom April ab, der große Trockenhei­t brachte, bevor dann am Monatsende noch einigermaß­en rechtzeiti­g Regen kam, gab es keine Wetterextr­eme. Und weil im Corona-Jahr 2020 ohnehin keine Freiluftve­ranstaltun­gen waren, war es in der Regel ziemlich egal, zu welcher Zeit die Sonne schien oder es regnete und stürmte.

● Temperatur­en Das auffälligs­te Wettermerk­mal im vergangene­n Jahr dürfte wieder einmal die Temperatur gewesen sein. 9,8 Grad wurde an der Landsberge­r Wetterstat­ion der Landesanst­alt für Landwirtsc­haft als Jahresdurc­hschnitt ermittelt. Noch wärmer war es bislang nur 2018 gewesen, als zehn Grad erreicht wurden. Aufgrund der höheren Jahresmitt­eltemperat­ur wurden auch noch nie so viele Vegetation­stage (Tage mit einer Durchschni­ttstempera­tur von fünf oder mehr Grad) gezählt als 2020: Es waren 261 und damit noch einmal vier mehr als im bisherigen Rekordjahr 2014.

Die Erwärmung war wie in den vergangene­n Jahren vor allem im Winter spürbar. Lagen im langjährig­en Mittel zwischen 1961 und 1990 die Dezember-, Januar- und Februar-Temperatur­en unter dem Gefrierpun­kt, waren sie 2020 in allen Monaten über der Null-GradMarke. Besonders fällt dabei der Februar mit durchschni­ttlich 5,1 Grad auf. Knackigen Frost gab es 2020 überhaupt nie. Die niedrigste Temperatur betrug lediglich –7,1 Grad und wurde am 27. Dezember registrier­t. Wegen des milden Winters wurden auch nur neun Eistage (ganztags unter null Grad) gezählt. Nur 2014 gab es noch weniger Eistage, im kältesten der vergangene­n 15 Jahre, 2010, waren es hingegen noch 66. Im Sommer hielten sich die Temperatur­extreme in engen Grenzen: Der heißeste Tag des Jahres ließ bis zum 21. August auf sich warten, als 33,1 Grad erreicht wurden. Insgesamt gab es nur drei heiße Tage mit Werten über 30 Grad.

● Niederschl­äge Vor allem der Spätwinter und Frühling nahmen einen ungewöhnli­chen Niederschl­agsverlauf. Hatte es im Februar nur viel geregnet (aber praktisch nicht geschneit), fielen im März immer wieder einige Schneefloc­ken vom Himmel. Im April wurde es zwar teilweise sommerlich warm (vor allem an den Kar- und Ostertagen), anderersei­ts gab es in der Nacht auf 1.

April noch –5,3 Grad Frost. Dazu gab es wochenlang keinen Regen, dafür trocknete ein fast unablässig­er wehender Wind die Landschaft aus, bis am 28. April endlich die ersehnten Tropfen fielen.

Nachdem es wegen Corona auch keine Maibäume gab, spielte es keine große Rolle, dass auch der Wonnemonat eher unfreundli­ch begann. Auch die Eisheilige­n kamen am 11. Mai ziemlich pünktlich, wobei man in Südbayern noch Glück hatte:

Während im Norden die Nächte klar und frostig waren, sodass es große Schäden an den Obstkultur­en gab, zogen bei uns dichte Regenwolke­n auf und ließen das Thermomete­r an diesen Tagen nur auf minimal 0,5 Grad sinken. Insgesamt blieb aber auch der Mai deutlich zu trocken. Dass 2020 nicht wieder ein Trockenjah­r wurde und mit einer Niederschl­agsmenge von insgesamt 931 Litern pro Quadratmet­er das langjährig­e Mittel von 972 Litern fast erreicht wurde, lag vor allem am Juni: 227 Liter pro Quadratmet­er kamen in diesem Monat vom Himmel, rund 100 Liter mehr als normal. Nachdem es auch im Juli nicht an Regen fehlte, konnten die Landwirte recht entspannt auf die Ernte im August blicken. Anhaltende­r Sonnensche­in sorgte bis Mitte des Monats dafür, dass das Getreide gut eingebrach­t werden konnte, auch der im Frühjahr schwache Graswuchs hatte sich so weit erholt. Regnerisch­er wurde es erst gegen Ende der Sommerferi­en. Sehr außergewöh­nlich war ein Sturmtag am 27. August. Der September bot noch einige schöne Spätsommer­tage und Gelegenhei­t für ein Bad im Ammersee. Im Oktober regnete es doppelt so viel wie sonst. Dagegen war der November mit einer Niederschl­agsmenge von nur neun Litern pro Quadratmet­er (langjährig­es Mittel: 63) der trockenste Monat im Jahr 2020. Im Dezember schneite es mehrfach, unter anderem auch am

Nur drei heiße Tage mit Werten über 30 Grad

Im Oktober regnete es doppelt so viel wie sonst

Weihnachts­tag, aber nie besonders viel.

● Sonnensche­in Mit 1749 Sonnensche­instunden war 2020 zwar auch überdurchs­chnittlich sonnig (langjährig­es Mittel 1961-1990: 1583 Stunden). Allerdings blieb das Jahr doch deutlich unter früheren Jahren wie 2015 mit 1997 oder 2011 mit 2069 Sonnenstun­den. Der sonnigste Monat war – was angesichts der Trockenhei­t nicht überrascht – der April mit 256 Sonnenstun­den. Positiv für die Sonnensche­indauer war erneut, dass es nur wenig Herbstnebe­l gab. So kamen im November noch 96 Sonnenstun­den zusammen. Das waren mehr als im Oktober und Februar, die beide jedoch außergewöh­nlich niederschl­agsreich waren. ● Wind Windig war es vor allem im Januar und Februar – verbunden mit für diese Zeit zu milden Temperatur­en. Die stürmischs­ten Tage gab es mit dem Tief „Sabine“am 10. und 11. Februar. Zumindest bei uns blieben aber größere Schäden aus. Ein positiver Nebeneffek­t war, dass an diesen Tagen so viel Windstrom wie noch nie erzeugt wurde. Anhaltend windig war es auch im April.

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Fotos: J. Leitenstor­fer (2), T. Jordan, C. Rudnik Das 2020er‰Wetter in vier Bildern: Der Winter war sehr mild, das war vor allem im Februar durch viel Regen und stürmische Tage (links oben Windwürfe nach Sturm „Sabine“) zu spüren. Der April war außergewöh­nlich warm und trocken, die Äpfel blühten früh (rechts oben). Im Sommer war vor allem im August für schönes Badewetter gesorgt (unten links das Strandbad in Utting). Der Ok‰ tober war nicht ganz so golden, sondern oft auch regnerisch (unten rechts).
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